Wien (tu) - Eine Mikrobiologin am Institut für Verfahrenstechnik der Technischen Universität (TU)
Wien identifiziert und klassifiziert Arten des Schimmelpilzes "Trichoderma" mit Hilfe eines allgemein
gültigen genetischen "Strichcodes". Über 3.000 auf der ganzen Welt gesammelten Exemplare von
Trichoderma-Isolaten liefern der Expertin die Grundlage für die Erkennung von neuen Spezies. Die kodierten
und ausgewählten Trichoderma-Arten sollen in Äthiopien, der Elfenbeinküste und Brasilien als biologische
Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden.
"Trichoderma dient als natürlicher Schutz gegenüber anderen krankheitserregenden Pilzen. Überall
auf der Welt gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Trichoderma-Arten. Wir haben daher versucht so viele Spezies
wie möglich zu sammeln und diese in einem Softwaretool bereitzustellen. Nun bekommen wir Anfragen aus der
ganzen Welt, Forscher vergleichen ihre Trichoderma-Arten mit unserer Datenbank und finden Übereinstimmungen.
Wurde eine neue Spezies gefunden, so hilft das Programm den ähnlichsten Organismus, den 'next neighbour',
zu suchen", erklärt Universitätsassistentin Irina Druzhinina vom Institut für Verfahrenstechnik,
Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften der TU Wien.
Zum Zeitpunkt existieren unter anderem drei ähnliche Forschungskooperationen mit Äthiopien, der Elfenbeinküste
und Brasilien. In Äthiopien beschäftigen sich Druzhinina und ihr Team mit einer schädlichen Pilzart,
die dort einen Großteil des Kaffeeertrages aus den Plantagen zu Nichte macht. Trichoderma könnte hier
als umweltfreundlicher "Biocontroler" die Epidemie stoppen. "Zu diesem Zweck müssen die lokalen
Trichoderma-Arten klassifiziert werden. Denn andere nicht heimische Arten könnten das ökologische Gleichgewicht
gefährden und würden selbst zu Schädlingen werden. Trichoderma-Stämme aus Äthiopien kann
man nicht mit Trichoderma-Stämmen in Australien vergleichen. In dieser Hinsicht bin ich kein Fan von Globalisierung,
denn es wurde dadurch in der Vergangenheit schon viel Schaden angerichtet", betont Druzhinina. An der Elfenbeinküste
arbeiten die ForscherInnen an einem wirksamen und biologischen Mittel gegen einen schädlichen Pilz auf den
Kakaoplantagen. Nach ähnlichem Vorbild wird in Brasilien auf den Bananenplantagen vorgegangen. Druzhinina:
"Trichoderma hält sich in der Erde auf. Wurden bereits Pestizide verwendet, kann Trichoderma nicht mehr
so leicht überleben. Dieses Problem stellt sich uns vor allem an der Elfenbeinküste. In Brasilien würden
die Bauern lieber Pestizide verwenden, wenn sie das Geld dazu hätten. Stattdessen roden sie aber immer mehr
Regenwald und verlegen ihre Plantagen, bis sie die Epidemie wieder eingeholt hat."
Trichoderma hat viele verschiedene Anwendungen und spielt in der Industrie eine große Rolle. Anhand von kurzen
DNA-Sequenzen verschiedener im Zellkern kodierter Gene gelingt es Druzhinina die Mechanismen der Evolution von
Trichoderma-Arten nachzuvollziehen. Ziel ihrer Forschung ist es einen DNA-Strichcode zu entwickeln, der auf alle
Pilzarten anwendbar ist. |