Wirtschaftswachstum 2007 bis 2011 durchschnittlich 2.6 %  

erstellt am
27. 07. 07

Wirtschaftswachstum bleibt weiterhin kräftig
Mittelfristige Prognose der Österreichischen Wirtschaft 2007-2011
Wien (ihs) - Das österreichische Wirtschaftswachstum wird im Zeitraum 2007 bis 2011 laut Prognose durchschnittlich 2.6 % betragen und damit um ¾ Prozentpunkte höher als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre ausfallen. Seit 2006 befindet sich die österreichische Wirtschaft in einer Hochkonjunkturphase. Nach 3.3 % im Vorjahr wird die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 3.1 % ansteigen, auch im nächsten Jahr sollte das Wachstum noch 2.8 % ausmachen. Im weiteren Prognosezeitraum verlangsamt sich das Tempo der Wirtschaftsentwicklung, beträgt 2011 aber immer noch 2.2 %. Über den gesamten Prognosezeitraum hinweg sollte Österreich damit so schnell wie die Europäische Union (2 ½ %), aber doch merkbar rascher als der Euroraum wachsen (2 ¼ %). Ein positiver Wachstumsimpuls geht weiterhin von der Exportwirtschaft aus. Im Gegensatz zur Vorperiode entwickelt sich auch die Binnennachfrage recht kräftig. Nach einer Stagnation zieht die Investitionstätigkeit stark an, und auch die Konsumausgaben der privaten Haushalte stützen die Konjunktur.
Seit 2004 wächst die Weltwirtschaft äußerst kräftig. Während die Volkswirtschaften im asiatischen Raum weiterhin deutlich expandieren, hat sich das Wachstumstempo in den USA etwas abgeschwächt. Im Vorjahr erholte sich die Wirtschaft in Europa und befindet sich seither in einer Boomphase. Es mehren sich die Anzeichen, dass insbesondere Deutschland einen wichtigen Teil seiner strukturellen Probleme überwunden haben könnte. Eine kräftige Wirtschaftsdynamik weisen weiterhin die neuen Mitgliedstaaten der Europäischen Union auf. In den nächsten Jahren sollte sich die konjunkturelle Dynamik der Weltwirtschaft etwas verlangsamen, die Weltwirtschaft bleibt aber auf einem stabilen Wachstumspfad. Über den gesamten Prognosezeitraum hinweg wachsen die Wirtschaften der OECD-Länder um durchschnittlich 2 ¾ %. Für die Länder im Euroraum wird ein durchschnittlicher Zuwachs der Wirtschaftsleistung von 2 ¼ % erwartet, analog sollte sich die deutsche Wirtschaft entwickeln. Diese Prognose geht davon aus, dass größere Schocks in den nächsten fünf Jahren ausbleiben. Konkret nimmt die Prognose einen stabilen Euro-Dollar-Wechselkurs sowie kein weiteres Ansteigen der Energiepreise an.

Technisch werden die Werte der Juni-Prognose des Instituts für die Jahre 2007 und 2008 übernommen und der Prognosezeitraum um die Jahre 2009 bis 2011 erweitert. Diese Prognose unterstellt, dass sich die sogenannte Outputlücke (Differenz zwischen aktuellem und Potenzialoutput) bis zum Ende des Prognosezeitraums deutlich verringert, aber positiv bleibt. Das Institut geht davon aus, dass die Prognoserisiken etwa gleich verteilt sind. Einerseits besteht durchaus die Möglichkeit, dass das gegenwärtig sehr hohe Wachstumstempo in Europa auch noch bis zum Ende des Prognosezeitraums aufrecht bleibt. Dafür würde etwa sprechen, dass in Europa, und insbesondere in Deutschland, die Reformen die Wettbewerbsfähigkeit erhöht haben. Notwendig wären aber zusätzliche Strukturreformen, vor allem in Italien und Frankreich. Negative Risken gehen hingegen von der Möglichkeit stark steigender Rohölpreise sowie einer dauerhaften Wachstumsschwäche der US-Wirtschaft, im Verein mit einer kräftigen Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar, aus.

Nach einem verhaltenen Wachstum in den Vorjahren wird der private Konsum in Österreich wiederum zu einer Stütze der Konjunktur. Die durchschnittliche Wachstumsrate des Konsums der privaten Haushalte wird sich auf knapp 2 ¼ % belaufen. Laut Prognose wird die Sparquote heuer um ¼ Prozentpunkt ansteigen, im restlichen Prognosezeitraum zuerst stagnieren, dann doch merkbar fallen, sodass 2011 ein Wert von 9.1 % erreicht wird. Damit kommt die Sparquote wieder auf dem Niveau von 2005 zu liegen.

In den vergangenen fünf Jahren hat die reale Investitionstätigkeit durchschnittlich nur um ½ % zugenommen. Während die Ausrüstungsinvestitionen stagnierten, betrug der Zuwachs bei den Bauinvestitionen 1 ¼ %. Aufgrund der Konjunkturverbesserung zieht die Investitionstätigkeit im Prognosezeitraum deutlich an. Die Investitionen werden bis zum Jahr 2011 um durchschnittlich 3 ¼ % wachsen, wobei sich die Ausrüstungsinvestitionen mit knapp 4 ½ % stärker als die Bauinvestitionen (2 ½ %) beschleunigen.

In den letzten fünf Jahren setzte sich der Integrationsprozess der österreichischen Wirtschaft in die Weltwirtschaft weiter fort. Die realen Exporte sind in diesem Zeitraum um durchschnittlich 5 ½ % angewachsen, damit verzeichnete die österreichische Exportwirtschaft geringe Marktanteilsverluste. Während die verhaltene Lohnentwicklung in Österreich die Exporttätigkeit gestützt hat, wirkte die Aufwertung des Euro, zumindest kurzfristig, dämpfend. Die realen Exporte im weiteren Sinn laut VGR werden im Prognosezeitraum um durchschnittlich 6 ¼ % zulegen, wobei die Warenexporte um 7 ¼ % steigen. Durch die kräftige Binnennachfrage zieht auch die Importtätigkeit an. Nach einer durchschnittlichen Zunahme von 4 ½ % im Laufe der letzten fünf Jahre wird sich das Wachstum der Importe im weiteren Sinn laut VGR im Durchschnitt der Jahre 2007 bis 2011 auf 6 ¼ % beschleunigen, wobei die Warenimporte um durchschnittlich 6 ¾ % zulegen.

Angetrieben von der deutlichen Steigerung der Energiepreise, ist der Verbraucherpreisindex in den letzten fünf Jahre um durchschnittlich 1.8 % gestiegen. Ausgehend von einer Inflationsrate von 1.8 % im heurigen Jahr, erwartet das Institut für die Folgejahre eine verhaltene Preisentwicklung. Im Durchschnitt ergibt sich somit eine Inflationsrate von 1.6 %, womit Österreich wieder zur Gruppe der preisstabilsten Länder im Euroraum zählen dürfte. Die Prognose unter stellt keinen weiteren Anstieg der Ölpreise, einen stabilen Euro-Dollar-Wechselkurs und eine beschäftigungsorientierte Lohnpolitik. Der durch die Globalisierung ausgelöste starke Wettbewerbsdruck sollte den Preisauftrieb weiterhin dämpfen.

Die Hochkonjunktur hat zu einer deutlichen Belebung des Arbeitsmarktes geführt. Bereits im Vorjahr betrug das Beschäftigungswachstum 1 ¾ % und wird sich heuer auf 2 % beschleunigen. Auch im restlichen Prognosezeitraum wird noch eine vergleichsweise kräftige Arbeitskräftenachfrage erwartet, sodass bis zum Jahr 2011 knapp 190,000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen könnten. Die Arbeitslosenquote (laut nationaler Definition) geht von 6.8 % im Jahre 2006 bis auf 6 % zurück. Für die Arbeitslosenquote laut Eurostat wird ein Wert von 4 ¼ % erwartet. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist zwar erfreulich, zeigt aber auch, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der Probleme strukturell bedingt ist. Aus diesem Grund erscheint dem Institut der Einsatz von arbeitsmarktpolitischen - aber auch bildungspolitischen - Instrumenten, die insbesondere beim Miss-Match-Problem ansetzen, notwendig.

Die gute Konjunktur und das Ziel eines ausgeglichenen Budgets dominieren die Entwicklung der öffentlichen Haushalte im Prognosezeitraum. Für heuer rechnet das Institut mit einem Defizit von 0.7 %, 2009 ist das Budget laut Prognose ausgeglichen und ab 2010 könnten Überschüsse erzielt werden. Dabei geht das Institut von der herrschenden Rechtslage aus und unterstellt daher keine weitere Steuerreform. Eine Steuerreform ist laut Regierungserklärung allerdings für 2010 geplant und könnte schon 2011 positive Impulse für die österreichische Wirtschaft auslösen. Da Umfang und Struktur dieser Steuerreform bisher nicht bekannt sind, sind ihre Auswirkungen in der Prognose auch nicht berücksichtigt.

Es ist viele Jahre her, dass alle wirtschaftlich relevanten Teile der Welt sich in einer guten bis exzellenten Konjunktursituation befanden. Auch die durch den Immobilienmarkt ausgelöste Schwäche der US-Wirtschaft scheint weitgehend überwunden zu sein; die US-Frühindikatoren deuten auf eine Wachstumsbeschleunigung in der zweiten Jahreshälfte 2007 hin. Die für Österreich wichtigen Staaten Osteuropas werden auch in den nächsten Jahren ihre hohe Wachstumsdifferenz gegenüber den alten EU-Mitgliedern beibehalten. Ein Ende des raschen Wachstums in diesem Raum ist noch nicht absehbar. In Westeuropa fehlen zwar noch viele Reformen, das gilt insbesondere für Frankreich und Italien, die Anpassung an den Globalisierungsdruck zwingt aber alle Mitglieder der EU, die Lissabon-Strategien auch umzusetzen. Die überraschend positive Reaktion der deutschen Wirtschaft auf die noch unvollständigen institutionellen Reformen in diesem Land hat auch in anderen Ländern, insbesondere in Frankreich, den politischen Mut zu umfassenden Reformen gestärkt. Die Reformen erweisen sich dabei als ein Prozess, der auch in Österreich noch keineswegs abgeschlossen ist. Das unaufhaltsame weitere Voranschreiten der Integration aller Volkswirtschaften wird für alle diejenigen, die sich in Privatwirtschaft und öffentlichem Bereich dem Wettbewerb stellen, positive Wohlfahrtswirkungen haben. Diejenigen, die diesen Prozess als Gefahr empfinden und ihn daher abzuwehren versuchen, indem sie Reformen hinauszögern oder verhindern, werden erhebliche Nachteile für die Wohlfahrt ihrer Bürger in Kauf nehmen müssen. Die österreichische Wirtschaftspolitik der nächsten Jahre wird daher weiter intensiv an den Standortmerkmalen arbeiten müssen: Verbesserung der Bildung durch zunehmende Effizienz und auch zunehmende Ausgaben im Bildungswesen, insbesondere im Bereich der Pflichtschulen; Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, insbesondere im Bereich der Schiene; Weiterführung der Reformen im öffentlichen Bereich, d. h. Bundes-, Staats- und Verwaltungsreform in Richtung New Public Management.

 

 Kalina: IHS bestätigt voll Kurs der SPÖ - Mehr in Bildung investieren
Verpflichtendes Vorschuljahr: ÖVP-Perspektivengruppe übernimmt SPÖ-Position
Wien (sk) - "In seiner mittelfristigen Prognose der Wirtschaft 2007 bis 2011 und den notwendigen Maßnahmen für diese Periode bestätigt das IHS heute voll den Kurs der SPÖ: Mehr in Bildung investieren, Faktor Arbeit entlasten, Grundsicherung als Sprungbrett zurück in den Arbeitsmarkt", so SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina am 27.07. Vor allem auch die bildungspolitischen Reformen, die das Institut für Höhere Studien einfordert, finden sich auf der Agenda der Sozialdemokratie: "Auch für uns ist die vorschulische Bildung ein Schlüssel zu gerechteren und besseren Bildungschancen. Mittelfristig wird es ein verpflichtendes Vorschuljahr geben und die ÖVP ihren Widerstand hier aufgeben müssen", so Kalina.

Erfreulich sei, dass sich nun auch die wirtschaftspolitische ÖVP-Perspektivengruppe klar für ein solches verpflichtendes Vorschuljahr für alle ausspricht. "Die bildungspolitischen Geisterfahrer sind nicht nur unter Experten isoliert, sondern geraten auch in der ÖVP selbst zunehmend ins Hintertreffen. Man wird sehen, ob von Minister Prölls Debattierzirkeln mehr bleibt als ein liberales Mäntelchen und gutgemeinte Ratschläge an die eigene Partei", so Kalina abschließend.

 

 

 

 

 

 

 

 
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

  
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