Funktion der Alpen als Siedlungs-, Wirtschafts- und Erholungsraum sichern
Wien (bmlfuw) - Der alpine Raum stellt nicht nur ein unersetzbares, kulturelles Erbe und ein Rückzucksgebiet
für unzählige Pflanzen- und Tierarten dar. Der Alpenbogen ist Lebens-, Wirtschafts-, Erholungs- und Kulturraum
und gleichzeitig ein äußerst zerbrechliches Ökosystem. Ständige Aufgabe muss sein darauf zu
achten, dass dieses Ökosystem nicht überfordert wird. Dieses Bemühen ist notwendig, weil im Alpenraum
immer mehr Menschen Urlaub machen und der Verkehr zunimmt.
Als zusätzliches Thema kommt der Klimawandel hinzu, so Landwirtschafts- und Umweltminister Josef Pröll
am 27.07. anlässlich einer Pressekonferenz des Alpenvereins zum Thema Gipfelschutz.
Österreich setzt eine Reihe von Maßnahmen, um das Ökosystem der Alpen zu stärken. Dabei ist
die Alpenkonvention ein wesentlicher Eckstein. Das besondere Interesse und die besondere Verantwortung Österreichs
zeigen sich darin, dass Österreich mit 28,5 Prozent von 190.912 Quadratkilometern den größten Anteil
am Territorium der Alpenkonvention hat. 64,8 Prozent des österreichischen Staatsgebietes liegen innerhalb
des Geltungsgebietes der Alpenkonvention, führte Pröll weiter aus.
Im Rahmen der österreichischen zweijährigen Präsidentschaft der Alpenkonvention von 2004-2006 wurde
bereits ein Schwerpunkt auf das Thema „Klimawandel“ gelegt. Die Auswirkungen der Klimaänderung machen sich
in den Alpen besonders bemerkbar, da sie als Gebirge extrem klimasensitiv sind. Bereits heute sind die Auswirkungen
meteorologischer Extremereignisse wie Stürme und Starkniederschläge, die u.a. zu Murenabgängen und
Hochwasser führen, mit erheblichen ökologischen, ökonomischen und sozialen Schäden verbunden.
In den nächsten 30 Jahren wird ein Temperaturanstieg um 2 Grad Celsius prognostiziert und eine Abnahme der
Niederschlagsmenge um 10 Prozent. Darauf muss in der Planung bereits heute entsprechend reagiert werden.
Österreich hat sich auch aus diesen Gründen sehr für die Implementierung der Schutzinstrumente der
Alpenkonvention eingesetzt und neben Deutschland, Liechtenstein, Frankreich und Slowenien alle Durchführungsprotokolle
(zu den Bereichen Berglandwirtschaft, Raumplanung, Naturschutz, Bergwald, Tourismus, Energie, Bodenschutz, Verkehr
und Streitbeilegung) ratifiziert.
Monaco und die Europäische Union haben einige ausgewählte Protokolle ratifiziert (Monaco: Raumplanung,
Naturschutz, Bodenschutz, Tourismus und Streitbeilegung; Europäische Union: Berglandwirtschaft, Energie, Tourismus
und Bodenschutz). Ausständig sind noch die Ratifikationen Italiens und der Schweiz. „Hier müssen wir
noch unsere Partner ins gemeinsame Boot holen, denn nur ein geschlossenes Vorgehen sichert das Überleben des
Ökosystems Alpen“, so Landwirtschafts- und Umweltminister Josef Pröll.
Den besonderen Stellenwert, den Österreich der Alpenkonvention beimisst, zeigt auch das im Frühjahr dieses
Jahres herausgegebene Handbuch für die Umsetzung der Alpenkonvention. Dieses Nachschlagewerk beinhaltet Rahmenbedingungen,
Leitlinien und Vorschläge für die Praxis zur Umsetzung der Alpenkonvention und ihrer Durchführungsprotokolle.
Es bringt eine wesentliche Erleichterung für Behörden und Bürger bei der Durchführung von Maßnahmen.
Flächendeckende Bewirtschaftung auch in extremen Regionen gewährleisten
Für den Alpenraum ist eine funktionierende Land- und Forstwirtschaft von essentieller Bedeutung. Mehr als
74.000 Bergbauernbetriebe sichern die flächendeckende Bewirtschaftung und die Sicherung der Lebensräume
insbesondere durch die Pflege der Wälder. Für diese Bergbauernbetriebe sind die Bergbauernförderung
und das Agrarumweltprogramm von enormer Wichtigkeit.
Daher liegt ein Schwerpunkt in der neuen Finanzperiode 2007-2013 im Grünen Pakt für Österreichs
Landwirtschaft bei den Berggebieten. Damit soll sichergestellt werden, dass die Bergbauern ihre wichtigen Aufgaben
weiter erfüllen können und eine flächendeckende Bewirtschaftung auch in den extremen Regionen gewährleistet
ist. Im Umweltprogramm konnte sichergestellt werden, dass die Mahd von Steilflächen weiterhin angeboten wird.
Eine Verbesserung gibt es bei der Bewirtschaftung von Almen durch den Ausbau der Weide- und Auslaufhaltung. Wichtig
für die Berggebiete ist auch die Investitionsoffensive. Damit soll gerade jungen Landwirten im alpinen Raum
eine Perspektive gegeben werden.
Verbesserung des Hochwasserschutzes Gebot der Stunde
Zu den zentralen Aufgaben des Lebensministeriums gehört die Weiterführung und Verbesserung des naturnahen
Hochwasserschutzes durch die Wildbach- und Lawinenverbauung. Bei den Baumaßnahmen wird verstärkt auf
naturnahe Methoden gesetzt. Dabei kommt insbesondere der Aufforstung in Einzugsgebieten von Wildbächen und
Lawinen eine besondere Bedeutung zu. Diese Leistungen sind zur Erhaltung des Siedlungsraumes und zum Schutz der
Verkehrswege auch in Zukunft unverzichtbar.
Beim Hochwasserschutz von Flüssen geht es ebenfall darum, die Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung
in Einklang mit ökologischen Erfordernissen zu bringen. Das Lebensministerium setzt gemeinsam mit den Ländern
auf naturnahe Methoden, mit Flussrückbauten soll die Erhaltung und Wiederherstellung der naturnahen, dynamisch
geprägten Flusslebensräume gesichert werden. Einige große Revitalisierungsprojekte, die beispielhaft
für dieses Zusammenspiel sind, wurden bereits umgesetzt. Die Life-Projekte am Tiroler Lech und an der Oberen
Drau fanden internationale Anerkennung.
Zu diesem Thema haben wir kürzlich mit dem WWF eine Partnerschaft begründet. Sie soll zur konsequenten
Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie beitragen. Gemeinsam soll Bewusstsein für die Bedeutung unserer Flüsse
und den ökologischen Hochwasserschutz geschaffen werden. Eine Reihe von Aktivitäten soll für mehr
Sicherheit und Lebendigkeit an Österreichs Flüssen sorgen: An ausgewählten Projekten wird modellhaft
aufgezeigt, wie ökologische Verbesserungen mit notwendigen Hochwasserschutz-Maßnahmen kombiniert werden
können. Eigene Flussraum-Manager werden sich um den Interessensausgleich und die Einbindung der lokalen Bevölkerung
bemühen, so Pröll.
Nationalparks bringen zusätzliche Wertschöpfung für die Region
Wir tun auch viel für die Nationalparks, sie sind Vorzeigeprojekte in Bezug auf Naturschutzaktivitäten,
aber auch Umweltbildungszentren, Forschungsstätten und Anziehungspunkte für Besucher. Nationalparks sind
heute Mittelpunkt für die Regionalentwicklung und zeigen beispielhaft vor, wie Tourismus im Alpenraum funktionieren
kann. Die Tourismusentwicklung profitiert von den Aktivitäten der Nationalparks: Besucherprogramme ziehen
Menschen an und haben wichtige Impulse für die Nationalpark-Regionen gebracht. Eine Studie zeigt, dass die
durchschnittliche Aufenthaltdauer eines Sommergastes in Österreich bei 4,5 Tagen liegt. In den 83 Nationalparkgemeinden
hingegen liegt sie bei 5,5 Tagen. Dieser zusätzliche Aufenthaltstag ist auf die interessanten Programme für
die Besucher zurückzuführen und bringt zusätzliche Wertschöpfung für die Nationalparkregion.
„Beim Oesterreichischen Alpenverein und bei Almudler möchte ich mich für ihr Engagement für die
Alpen bedanken. Der Alpenverein hat heute sein Konzept zum Gipfelschutz vorgestellt und Almdudler zeigt, wie sich
Unternehmen gemeinnützig in und mit der Natur präsentieren können“, sagte Landwirtschafts- und Umweltminister
Josef Pröll abschließend. |