George Tabori ist gestorben  

erstellt am
25. 07. 07

Bundespräsident Dr. Heinz Fischer
Wien (hofburg) - "Mit George Tabori verliert die internationale Theaterwelt und vor allem auch Österreich einen großen Theatermann und Autor, der nach Großbritannien und in die USA emigrieren musste und mit Inszenierungen am Burgtheater, wo er den eigentlichen Höhepunkt seiner langen Karriere als Regisseur und Autor feierte, neue Maßstäbe setzte. Sein Lebenswerk, das sich auch durch große Nähe zu Wien und Österreich ausgezeichnet hat, wurde noch im Oktober vorigen Jahres mit der Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich gewürdigt. Gerne erinnere ich mich auch der fruchtbaren Zusammenarbeit mit George Tabori anlässlich einer Aufführung von 'Ein Bericht für eine Akademie' von Franz Kafka im Reichsratssitzungssaal des Parlaments im Juni 1992. Diese Veranstaltung diente damals wohltätigen Zwecken und ist ein Beispiel dafür, dass George Tabori nicht nur ein großer Theatermann sondern auch ein großer Menschenfreund war."

 

Bundeskanzler Alfred Gusenbauer
Wien (bpd) - Bundeskanzler Alfred Gusenbauer: „George Tabori hat wie kaum ein anderer Künstler das mitteleuropäische Theaterleben geprägt. In Wien hat er, der seiner Heimat beraubt wurde, ein Stück persönlicher und künstlerischer Heimat gefunden. Seine Lebenserfahrung nahe am Abgrund und der Vernichtung ließen ihn nicht verzweifeln oder bitter gegenüber dem Leben werden. Seine Bewältigung des scheinbar Unbewältigbaren war die Sprache der Ironie und die Sprache der leisen Töne.Sie setzte er als Kontrapunkt gegenüber den lauten Ideologien ein. Als Überlebender des Surrealen verstand er die Kunst als einen Ausweg zur Verarbeitung des Traumas, ohne jedoch ins Dogmatische abzugleiten. Kunst war sein Ausdruck, dem Leben einen Sinn zu geben, einem Leben, das er der Versöhnung widmete. Seine Arbeiten gerade hier in Wien setzten Maßstäbe für das Theater, die kaum übertroffen werden können. Sein Tod hinterlässt eine nicht zu schließende Lücke in der Kunst- und Theaterwelt.“

 

Kulturministerin Claudia Schmied
Wien (bmwk) - "Mit dem Tod George Taboris hat die mitteleuropäische Kunstwelt einen wahrhaften Titanen verloren", betont Bundesministerin Claudia Schmied. "Beheimatet in der polyglotten Welt der Kunst verstand er es, Sprachen, Geschichten und Kulturen in ihrer nationalen Verengung hinter sich zu lassen und neue Lebenswelten, die es in der Realität jedoch nie gab, zu schaffen. Als Opfer des Terrors stellte er diesem die Kunst als sein Spiegelbild gegenüber. Sich einer politischen Vereinnahmung entziehend, war seine Kunst immer politisch, nie jedoch dogmatisch. Theater, Film und Literatur nützte er als Bühne des Lebens. Ich bin tief betroffen, dass sein letzter Vorhang nun gefallen ist", schloss Kulturministerin Schmied.

 

ÖVP-Kultursprecher Franz Morak
Wien (övp-pk) - "Kein anderer Bühnenkünstler hat unser Bewusstsein für die Katastrophen des 20. Jahrhunderts so nachhaltig geschärft wie der ungarisch-österreichische Angloamerikaner George Tabori. Er wusste sich den großen Radikalen des modernen europäischen Theaters, Brecht und Beckett, verpflichtet, und blieb doch der Vormann einer Weltkultur, die sich aus den amerikanischen Filmstudios nährt und dabei auf dem europäischen Bildungsideal fußt", betonte ÖVP-Kultursprecher Abg. Franz Morak am 24.07. zum Ableben von George Tabori.

In seinem begnadet langen Leben blieb er als Schriftsteller, Regisseur, Schauspieler und Schauspieler-Erzieher stetig für die jeweilige politische Aktualität in seinen vielen Heimatländern offen. Er war ein weiser Moralist, der auch das herzhafte Lachen als ein probates Mittel der Aufklärung einsetzte. Sein Auftritt als jüdischer Garkoch bei der Uraufführung seiner Hitler-Tragikomödie "Mein Kampf" blieb als eine Sternstunde des Burgtheaters in Erinnerung.

"Wien und Österreich hat er viele Jahre lang zu seiner Schaffensstätte gewählt. Die Trauer über den Verlust ist gepaart mit großer Dankbarkeit für den wunderbaren Künstler und Menschen. George Taboris reiches Werk wird immer lebendig bleiben", sagte Morak.

 

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny
Wien (rk) - "Mit George Tabori verliert die Theaterwelt einen ihrer größten Magier", erklärte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny am 24.07. zum Ableben des Regisseurs und Autors. Er war einer der letzten großen Universalisten des deutschsprachigen Theaters, der die Rollen des Stückeschreibers, Regisseurs, Theaterdirektors und Schauspielers auf eine unnachahmliche Art und Weise in sich vereinte.

George Tabori hat über sieben Jahrzehnte das internationale Theaterleben geprägt und dabei die dunklen Seiten des 20. Jahrhunderts, aber auch das Menschsein in allen seinen Widersprüchen auf die Bühne gebracht. Trotz der traumatischen Erfahrungen als Überlebender des Holocaust hat er die Liebe zu und das Interesse an den Menschen nie verloren. Tabori hat Zeitgeschichte geschrieben und ist selbst ein Stück Zeitgeschichte. Wien verdankt ihm viele Sternstunden des Theaters, insbesondere als Leiter des Theaters "Der Kreis" hat er nachhaltige Impulse gesetzt. Mit seinem Tod geht ein großes Kapitel in der europäischen Theatergeschichte zu Ende", so Mailath abschließend.

 

Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen
Wien (grüne) - "Mit George Tabori verliert Österreich einen unermüdlichen Kämpfer gegen die hiesigen Verhältnisse", meint der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl, zum Tod des Theaterregisseurs und Autors. "Die Bedeutung Taboris zeigt sich unter anderem darin, dass ihm als erstem Schriftsteller mit nicht deutscher Muttersprache der Büchner-Preis verliehen wurde." Tabori verstand es wie kaum ein Theatermensch vor ihm, in seinen avantgardistischen Theaterprojekten neue Formen des ästhetischen und sozialen Verständnisses zu artikulieren.
 
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