WissenschafterInnen der Universität Graz entdecken die Wirkstoffe von chinesischen Heilpflanzen
Graz (universität) - "Evocarpin" soll gegen Tuberkulose wirken und wurde bereits patentiert,
"Atractylodes lancea" enthält potentielle Asthmawirkstoffe: Univ.-Prof. Dr. Rudolf Bauer vom Institut
für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Graz untersucht die Effekte der Traditionellen Chinesischen
Medizin (TCM) mit naturwissenschaftlichen Methoden. Gesucht wird nach entzündungshemmenden Substanzen, Krebshemmstoffen
und Mitteln gegen Infektionen. Es gibt einige Beispiele, dass chinesische Arzneipflanzen bereits wertvolle Arzneistoffe
hervorgebracht haben: "Camptothecin" kommt in der Krebstherapie zum Einsatz und ist bereits als Medikament
zugelassen, "Artemisinin" wirkt gegen die Malariaerreger, und Huperzin A ist ein viel versprechender
Wirkstoff, der bei Morbus Alzheimer eingesetzt werden könnte. Viele Pflanzenextrakte aus China haben großes
Potential, bedürfen aber einer pharmazeutischen und medizinischen Evaluierung.
"Das Thema TCM wird oft in die esoterische Ecke gedrängt", bedauert Bauer. Der Experte erkennt aber
die Vorteile einer West-Ost-Vernetzung: "Mit modernen, wissenschaftlich anerkannten Methoden und in Kooperation
mit kompetenten chinesischen WissenschafterInnen versuchen wir, Beweise für die Heilkraft der chinesischen
Medizin zu erbringen." Dabei ist es wichtig, dass die Arzneipflanzen einer Qualitätsprüfung unterzogen,
identifiziert und nach ihren Wirkstoffen untersucht werden. Laut Bauer gibt es 7000 bis 8000 verschiedene chinesische
Heilpflanzen: "Es kommt immer wieder zu Verwechslungen, die beispielsweise in Belgien auch schon zu Vergiftungen
geführt haben."
Neben pharmakologischen Tests nutzen die Grazer ForscherInnen auch das Erfahrungswissen der ChinesInnen. "Wir
überprüfen zum Beispiel, was die ChinesInnen gegen Krebs verwenden, und analysieren dann diese Pflanzen",
erklärt Bauer. "Die chinesische Medizin ist gut dokumentiert, zum Teil schon seit mehr als 2000 Jahren.
Oft ist es aber schwierig, eine gute Qualität zu bekommen." Ziel sei es, die Pflanzen in das europäische
Arzneibuch aufzunehmen, so Bauer. "Das ist sehr bedeutsam für die Qualitätssicherung, denn das chinesische
Arzneibuch entspricht nicht immer den europäischen Standards."
Gemeinsam mit Univ.-Prof. DDr. Gerhard Litscher von der Medizinischen Universität Graz, der seit langem über
Akupunktur forscht, hat Bauer in Graz ein Forschungszentrum ins Rollen gebracht, in welchem die chinesische Medizin
als Ganzes betrachtet werden soll. Die WissenschafterInnen sind darüber hinaus in zahlreiche Aktivitäten
involviert, unter anderem im TCM Research Cluster Austria. "Auch die Vernetzung mit China funktioniert schon
sehr gut", erzählt Bauer. Im Rahmen eines weiteren Projektes wird über den Anbau von chinesischen
Pflanzen geforscht. Hier hat sich herausgestellt, dass in Europa wachsende Pflanzen keine schlechtere Qualität
aufweisen. |