Ein Viertel Jahrhundert IVF in Österreich  

erstellt am
31. 07. 07

Wien (wunschbaby.at) - Er heißt Zlatan Jovanovic', und war schon vor seiner Geburt eine kleine Berühmtheit im Land. Denn er wurde als erstes Baby Österreich außerhalb des Mutterleibes gezeugt. Seine „drei medizinischen Väter“ erinnern sich an jene Zeit, als sie die damals noch sehr umstrittene künstliche Befruchtung wagten.

Louise Brown, der Welt allererstes IVF-Baby war knapp vier Jahre alt, als Zlatan Jovanovic' in Wien zur Welt kam. Die Geburt des Stammhalters machte nicht nur die Eltern überglücklich, sondern auch die drei „medizinischen“ Väter: Univ. Prof. Dr. Wilfried Feichtinger, Univ. Doz. Dr. Peter Kemeter und Univ. Prof. Dr. Stephan Szalay. Alle drei Gynäkologen hatten sich schon frühzeitig mit der in vitro-Fertilisation auseinandergesetzt. Nach England, Australien und den USA war Österreich weltweit das vierte Land, in dem ein IVF-Baby geboren wurde, in etwa zeitgleich mit Deutschland und Frankreich.

Ein Blick zurück
Die damals angewandte Methode stellt heute nur eine Möglichkeit aus einer Reihe unterschiedlicher Behandlungsmethoden dar, die allesamt im letzten Viertel Jahrhundert sehr verfeinert wurden. Bei Jovanka Jovanovic' wurden die Eizellen noch laparoskopisch durch die Bauchdecke entnommen. Drei Eizellen wurden gefunden und befruchtet. Zwei entwickelten sich innerhalb von zwei Tagen zu regulären 4-Zellern, eine bereits zu einem regulären 8-Zeller. Alle wurden eingesetzt und aus einer entstand am 5. August 1982 Zlatan, zu Deutsch „der Goldige“.

25 Jahre Forschung
Zlatan Jovanovic' ist ein junger Mann mit Zielen und dem Herz am rechten Fleck und auch die künstliche Befruchtung ist längst den Kinderschuhen entwachsen. In diesem Vierteljahrhundert nahmen nicht nur die Störungen der Fruchtbarkeit – aufgrund von Umwelteinflüssen, späterem Kinderwunsch, Stress und vielen weiteren Faktoren – zu, auch die Methoden der medizinischen Hilfe wurden ständig verbessert. Immer mehr Störungen der natürlichen Fortpflanzung können mittlerweile medizinisch behandelt, resp. manchmal sogar ausgeschaltet werden. So brachte eine Verbesserung der außerkörperlichen Kulturbedingungen für Geschlechtszellen und Embryonen und eine Weiterentwicklung des gesamten IVF-Verfahrens eine Senkung der Komplikations- und Mehrlingsrate mit sich. Extrauterine Schwangerschaften lassen sich durch eine neue Transfer-Methode verhindern. Die Polkörperdiagnostik, die eine genetische Untersuchung der weiblichen Eizelle vor dem Verschmelzen mit der Samenzeile ermöglicht, ist die bisher letzte Errungenschaft im Laufe der 25-jährigen Forschung. Sie wird wohl nicht die letzte bleiben! Österreichische Wissenschafter haben national und international viel dazu beigetragen, dass heute weltweit tausende Paare dank medizinisch unterstützter Reproduktion den Erdball bevölkern, Allein in Österreich wurden im Rahmen des IVF-Fonds zwischen 2001 und 2006 fast 18.000 Paare behandelt.

Trotz all dieser Weiterentwicklungen bleiben immer noch rund 40 % aller Paare, die sich zu einer IVF entschließen, kinderlos. Die Forschung geht daher unermüdlich weiter um diese Rate erheblich zu senken.

Die IVF-Experten von damals, Feichtinger, Kemeter und Szalay erinnern sich gerne an die damalige Zeit und an die Errungenschaften, die seit damals erreicht wurden:

Univ.-Prof. Dr. Wilfried Feichtinger:
Ganz zu Anfang war es faszinierend für mich, an einem Forschungsprojekt zu arbeiten, in dem es noch so wenig Erfahrung weltweit gab. Und nach wie vor reizt es mich, immer weitere, bessere Möglichkeiten zu finden, Paaren zu helfen. Ich geb’ zu, dass es mich glücklich und auch stolz macht, wenn ich bedenke, dass es mittlerweile schon rund 4.000 Babys sind, an deren Entstehung ich beteiligt war.

Univ. Doz. Dr. Peter Kemeter
Es war für mich von Anfang an schön, interessant und spannend an der Entwicklung der IVF in Österreich teilzunehmen und Beiträge zu ihrer Verbesserung und Vereinfachung zu leisten. Die Beobachtung so vieler Behandlungsverläufe, erfolgreicher wie erfolgloser, unkomplizierter und komplizierter, hat mir geholfen herauszufinden, was einzelne Betroffene zusätzlich brauchen oder vermeiden sollten. Nicht zuletzt hat also auch das Miteinbeziehen psychosozialer Aspekte in die Beratungsgespräche zu mehr Erfolg und Zufriedenheit der Betroffenen beigetragen.

Univ. Prof. Dr. Stephan Szalay
Es war eine phantastische Aufbruchsstimmung am Beginn der Ära der IVF in Österreich, für mich geradezu ein Wunder an der „Wurzel“ des Lebens arbeiten zu können. Diese Begeisterung und die Freude, verbunden mit den immer besser gewordenen Techniken und damit den immer besseren Möglichkeiten kinderlosen Paaren helfen zu können, hat mich und wird mich immer begleiten.

Die Vision der Kinderwunsch-Experten bleibt also auch weiterhin: „letztlich allen Paaren mit Kinderwunsch zu ihrem eigenen Baby zu verhelfen.“

Informationen: http://www.wunschbaby.at
 
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