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Möbel in allen Lebenslagen |
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Rare Dokumente der Tischlerkunst aus vier Jahrhunderten – 7. September – 29. Oktober 2007 Wien (liechtenstein museum) - Unter dem Titel "Möbel in allen Lebenslagen" werden in den Damenappartements des "Liechtenstein Museum" ausgewählte Beispiele von Möbel- und Ausstattungsstücken aus den Besitzungen der Fürsten von und zu Liechtenstein gezeigt, die vom aufwändigsten Prunkschrank bis zum einfachsten Stuhl reichen. Ein Querschnitt von insgesamt etwa 50 Objekten aus den Fürstlichen Sammlungen, die eine Zeitspanne von der Renaissance bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts abdecken, führt dem Ausstellungsbesucher nicht nur den künstlerischen Wert dieser Objekte vor Augen, sondern widmet sich auch eingehend dem Thema ihrer Restaurierung. Unterschiedliche Erhaltungszustände der Möbel zeigen, dass sie zum einen durch Restaurierung in „perfekten“ Zustand gebracht wurden, zum anderen aber auch mit all ihren Gebrauchs- und Alterungsspuren in die früheren so genannten „Speicher“ und in die heutigen Depots aufgenommen wurden und so einzigartige Dokumente für die Geschichte der Möbelkunst sind. Neben ihren Beständen an Gemälden, Grafiken und Skulpturen beherbergen die Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein eine breit gefächerte Kollektion an Möbeln, die im Lauf der Jahrhunderte gewachsen ist. Im Bewusstsein ist vor allem das Badminton Cabinet, das wertvollste je auktionierte Möbelstück, das 2004 für die Fürstlichen Sammlungen erworben werden konnte und den vorhandenen Bestand an Pietra Dura-Arbeiten aus dem frühen 17. Jahrhundert glanzvoll ergänzt. Erst vor kurzem wurde ein weiterer, kleinerer Pietra Dura-Schrank aus den 1630er Jahren erworben, der Commessi di pietre dure aus Florenz mit einem Augsburger Möbel aus Ebenholz und Elfenbein verbindet – ein wahrlich „europäisches Projekt“, das in Saal X der Dauerausstellung des LIECHTENSTEIN MUSEUM seit November 2006 eine neue Attraktion bildet. Zum Bestand an Möbeln der Fürstlichen Sammlungen zählen aber vor allem jene Objekte, die einst als Ausstattung der Schlösser und Palais des Fürstenhauses dienten. Hervorzuheben ist hier der Bestand aus der Neorokokoausstattung des Stadtpalais Liechtenstein in der Bankgasse. Eine Ecketagère, die aufwändig restauriert wurde, konnte mit den ursprünglich darauf präsentierten Porzellanen bereits in der letztjährigen Mozart-Schau „Experiment Aufklärung“ gezeigt werden. Gemeinsam mit ihrem mittlerweile ebenfalls restaurierten Gegenstück, Konsolen, Stühlen und Bänken sowie einem noch unrestaurierten Prunkbett veranschaulicht sie während der Ausstellung im Gartenpalais die Originalausstattung des zweiten noch existierenden Palais Liechtenstein (1010, Bankgasse 9) in Wien. Dazu werden Musterstücke des berühmten Parkettbodens von Michael Thonet und Wandpaneele als Teile der Originalausstattung des derzeit in Restaurierung befindlichen Gebäudes gezeigt. Im Fundus der Fürstlichen Sammlungen befinden sich auch mehrere Boullemöbel, die 2006 durch ein zusätzliches wichtiges Stück ergänzt werden konnten. Die Möbel des André-Charles Boulle (1642–1732), der vor allem für den französischen Königshof unter Ludwig XIV. arbeitete, darüber hinaus aber auch fast alle anderen wichtigen Häuser Europas belieferte, zählen zu den Kostbarsten ihrer Art. Durch den grossen Erfolg verleitet, etablierten sich in Europa ausserhalb Frankreichs weitere lokale Ateliers, die ihre „Boullemöbel“ herstellten, so auch in Wien, wo an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert eine ganz bedeutende Werkstatt aktiv gewesen ist. Ihr verdanken die Fürstlichen Sammlungen zwei Prunkuhren – eine davon alter Bestand, die zweite mit Provenienz aus dem Haus Harrach und jüngst für die Sammlungen erworben – sowie einen kleinen Schreibtisch mit farbigen Intarsien, der noch in das 17. Jahrhundert zu datieren ist. Viele dieser ausgestellten Möbel wurden in letzter Zeit konserviert oder restauriert. Als Kern einer kleinen, didaktisch aufgebauten Schau zeigen sie, welche Bedeutung der Möbelbestand in den Fürstlichen Sammlungen hat. Auch unrestaurierte Werke werden bewusst gezeigt, um aktuelle Diskussionspunkte und spezifische Problemstellungen des Restaurierens von Möbeln zu thematisieren. Das Mobiliar als Gebrauchsgegenstand und als Kunstobjekt steht bei dieser Fragestellung immer in einem Spannungsfeld. Tapisserien, Gemälde, Aquarelle und historische Fotos bilden in der Ausstellung die Hintergrundfolie und stellen die Möbelstücke in ihren historisch-künstlerischen Kontext. In der Bibliothek kann der Ausstellungsbesucher typische historische und zeitgenössische Werkzeuge, wie etwa Adernkratzer oder Flammhobel, Holzmuster, Publikationen und Illustrationen rund um das Tischlerhandwerk bewundern. Auch in der Sala Terrena setzt sich das Thema Möbelkunst fort: Ausgewählte Exemplare des von der Wiener Tischlerinnung organisierten Wettbewerbs „Kult um’s Pult“ werden hier präsentiert. Pulte unterschiedlicher Art und Funktion, die von Wiener Handwerksbetrieben umgesetzt wurden, spannen den Bogen von der Präsentation historischer Objekte zum Design der heutigen Zeit. Im begleitenden Rahmenprogramm stehen unter anderem die Geschichte der Möbel- und Ausstattungskunst sowie das Restaurieren, Vergolden, Schnitzen, Drechseln, Politieren, Ölen und Wachsen im Mittelpunkt. Bei zwei Vorträgen, am 24. September und 22. Oktober 2007, erläutern Restauratoren anhand von Ausstellungsobjekten und speziellen Schaustücken Techniken, Zustände und besondere Herausforderungen der Möbel- und Rahmenrestaurierung. Während der Langen Nacht der Museen, die am 6. Oktober 2007 ab 18.00 Uhr stattfindet, verwandelt sich schliesslich der Herkulessaal in eine grosse Tischlerwerkstatt, in der unterschiedliche Handwerkstechniken vorgeführt werden und in der der Museumsbesucher zum Zuschauen, Staunen und Mitmachen aufgefordert wird. Informationen: http://www.liechtensteinmuseum.at |
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