Baustelle steht unter Wasser
Linz (stadt) - Mit ungewöhnlichen Baumethoden, wie sie etwa beim Bau des Berliner Regierungsviertels
angewandt wurden, wächst derzeit der Erweiterungsbau des Linzer Ars Electronica Centers. Die 80 Meter lange
und 15 bis 25 Meter breite Baugrube mit einer Wasserfläche von rund 2.800 Quadratmetern ist vier Meter tief
überflutet. Oft müssen Taucher eingesetzt werden.
Ab Mitte September 2007 wird unter Wasser die unterste Bodenplatte betoniert. Ende September beginnt das Auspumpen
der Baugrube. Anschließend wird die Bodenplatte mit einer Folie bedeckt, auf der bis Anfang November 2007
eine Stahlbetonplatte errichtet wird. Anfang 2008 wird die Decke des Erdgeschoßes weit gehend fertig sein.
Im neuen Museum der Zukunft werden statt 2.500 Quadratmeter rund 6.500 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung
stehen. Es wurde vom Wiener Büro Treusch architecture entworfen, das im März 2006 zum Sieger eines Architekturwettbewerbes
mit 38 Einreichungen gekürt wurde. Die Projektleitung erfolgt durch das Gebäudemanagement der Stadt Linz.
Zügiger Baufortschritt – was bisher geschah
Wenige Tage nach dem Spatenstich am 1. März 2007 liefen die Bauarbeiten voll an. Zunächst galt es, die
Wände der Baugrube zu sichern. Dafür wurden an der Nordseite des Bauplatzes entlang der Kirchengasse
bis zum Kirchenvorplatz 126 Bohrpfähle jeweils 13 Meter in den Untergrund getrieben. Die einer Kaimauer ähnelnde
Bohrpfahlwand hat eine Gesamtlänge von rund 100 Metern. In den übrigen Bereichen der Baugrube (West-,
Ost- und Südseite) wurden die Wände mit 143 je 14 Meter langen Spundwandprofilen aus Stahl gesichert.
Die Spundwand ist 175 Meter lang.
Ende Mai 2007 wurden die Bohrpfahl- und die Spundwand fertig. Sie sind mit dem umgebenden Schotterboden durch 153
stählerne Ankerpfähle verbunden. Die Aushubarbeiten konnten beginnen. Wie erwartet drang bald von unten
her Wasser in die Baugrube ein. Sie ist zwischen sieben Meter (Bereich Treppelweg) und neun Meter (Bereich Kirchengasse)
tief und liegt daher im Sickerwasserbereich der Donau. Rund die Hälfte der gesamten Aushubmenge von rund 23.800
Kubikmetern wurde unter Wasser ausgehoben. Der Bagger stand dabei auf einer in die Grube ragenden „Landzunge“ und
rollte mit fortschreitender Aushubmenge sukzessive bis zum Grubenrand zurück. Am 20. Juli wurden die Aushubarbeiten
beendet. Der Erfolg der Baumaßnahmen wurde von Tauchern kontrolliert.
Wasserspiegel in der Baugrube ein Meter über Donaupegel
Durch über Pumpen kontrolliertes Zu- und Ableiten von Wasser wird die Wassertiefe in der Baugrube derzeit
bei rund vier Metern gehalten. Der Wasserspiegel liegt bewusst rund einen Meter über dem Donaupegel. Durch
den zusätzlichen Wasserdruck wird die mit dem Sickerwasser eindringende Schlammmenge reduziert.
270 Stahlpfähle werden Bodenplatte fixieren
Ab 13. August wird wieder gebohrt. Ein auf einem Ponton stehender Bagger treibt 270 Stahlpfähle sieben bis
neun Metern in den Boden der Baugrube. Mit Hilfe von Tauchern wird dann der Bodenschlamm abgesaugt. Mitte September
beginnt die Herstellung der 1,2 Meter dicken Bodenplatte der Baugrube. Der Beton härtet unter Wasser problemlos
aus. Auf die wie Spargeln durch die Betonplatte ragenden Stahlpfähle (Durchmesser: 65 Millimeter) setzen Taucher
Fixierungsschrauben auf. Ab Ende September wird die Baugrube leer gepumpt. Auf die Bodenplatte wird eine zweilagige
Feuchtigkeitsisolierung aufgebracht. Dann wird bis Anfang November eine weitere Bodenplatte aus 50 Zentimeter dickem
Stahlbeton errichtet.
Taucher sind auf Tastsinn angewiesen
Im trüben Wasser der Baugrube ist die Sichtweite null. Die vier Taucher einer österreichischen Spezialfirma
sind auf ihren Tastsinn angewiesen. Dabei erkannten sie in den vergangenen Wochen auch unerwartete Strukturen.
An der dem Donauufer zugewandten Seite einer Baugrube wurde in mehreren Metern Tiefe Holzpfähle entdeckt,
die vermutlich die Reste einer alten Schiffslände sind. Anscheinend hatte das Flussbett der Donau vor einigen
Jahrhunderten einen anderen Verlauf. |