Neues Gen als Verursacher von Asthma bei Kindern
München (idw) - Tierhaare, Pollen oder Hausstaub: In der Regel sind es für andere Menschen
ungefährliche äußere Reize, die bei Asthmakranken eine lebensgefährliche Verengung der Bronchien
auslösen. Eine internationale Kooperation unter der Federführung von Forschern der LMU München und
der Oxford University, UK, konnte nun ein Gen identifizieren, das in bestimmten Varianten das Risiko, in der Kindheit
an Asthma zu erkranken, deutlich erhöht. Ebenfalls an dieser groß angelegten Studie beteiligt war Dr.
Thomas Illig, Leiter der Arbeitsgruppe Molekulare Epidemiologie am GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit
in Neuherberg bei München.
Das Team untersuchte über 300.000 genetische Merkmale bei Tausenden von asthmakranken Kindern und verglich
deren Daten mit denen gesunder Altersgenossen. Das neu gefundene Gen, ORMDL3, ist ein viel versprechendes Forschungsobjekt:
Es könnte helfen, die Prävention und Diagnostik von Asthma zu verbessern sowie möglicherweise eine
Therapie zu entwickeln.
An Asthma leidet jedes zehnte Kind in Deutschland - ohne auf Heilung hoffen zu können. Denn bislang werden
bestenfalls nur Symptome behandelt. Das Forscherteam konnte nun aber wohl einen der Hauptakteure im komplexen Zusammenspiel
aus genetischen und umweltbedingten Faktoren, die zu Asthma führen, identifizieren. Die Wissenschaftler machten
sich dabei zunutze, dass das genetische Material verschiedener Individuen Unterschiede aufweist. Bei diesen so
genannten SNPs, kurz für "Single Nucleotide Polymorphisms", handelt es sich um hoch variable genetische
Variationen an jeweils einer Stelle des Erbmoleküls DNA. Sie können für statistische Analysen verglichen
und ausgewertet werden, wenn sie in der Bevölkerung oft genug vorkommen.
In bislang unerreichter Größenordnung wurden im vorliegenden Fall mehr als 300.000 SNPs bei rund 2300
Studienteilnehmern ausgewertet, wobei knapp die Hälfte seit Kindheitstagen an Asthma litt. Der Vergleich ihrer
genetischen Daten mit denen der gesunden Altersgenossen zeigte, dass mehrere genetische Varianten das Risiko für
Asthma im Kindesalter deutlich erhöhen. Beeinflusst wurde davon vor allem die Aktivität des Gens ORMDL3.
Signifikante Assoziationen müssen aber in so genannten Replikationsstudien an unabhängigen Populationen
von Probanden untersucht werden. "Am GAC, dem Genomanalysezentrum der GSF, haben wir deshalb eine Asthmapopulation,
die an der LMU durch Privatdozent Dr. Michael Kabesch rekrutiert wurde, analysiert und so die Ergebnisse letztlich
bestätigen können", berichtet Illig.
Die Asthma-Studie wird in Deutschland vom nationalen Genomforschungsnetzwerk (NGFN) gefördert und wurde im
Rahmen des EU- finanzierten GABRIEL-Projekts zur Entschlüsselung der Ursachen von Asthma durchgeführt.
Illig ist als Partner an beiden Projekten beteiligt. Nun haben er und seine Kollegen Nachfolgeuntersuchungen geplant.
"Das war wirklich eine hervorragende Kooperation, die wir weiterführen werden und wollen", so der
Molekularbiologe. "Die GSF ist nicht zuletzt an derart hochkarätigen Projekten beteiligt, weil das Genomanalysezentrum
zu den wenigen Einrichtungen gehört, die genomweite Studien in dieser Größenordnung durchführen
können. Was die Genotypisierung angeht, gehören wir in Deutschland zu den führenden Gruppen." |