… aber nachlassende Dynamik für 2008 bestätigt – Stimmung im In- und Ausland geht leicht
zurück
Wien (ba-ca) - Der Konjunkturindikator der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) fiel im Juli von seinem
Rekordwert von 4,9 auf 4,7. „Alle Teilindikatoren unseres Konjunkturindikators sind im Juli zurückgegangen“,
sagt Marianne Kager, Chefvolkswirtin der BA-CA.
Allerdings liegt der gesamte Konjunkturindikator mit 4,7 historisch noch immer auf sehr hohem Niveau. Dies gilt
auch für die Teilindikatoren. „Industrie- und Konsumstimmung haben sich im Juli zwar etwas verschlechtert,
allerdings deuten sie weiterhin auf eine relativ robuste Konjunkturentwicklung hin“, meint Stefan Bruckbauer von
der BA-CA Konzern-volkswirtschaft.
Nach dem sehr starken zweiten Quartal dürfte somit auch das dritte Quartal für Österreichs Wirtschaft
keinen Einbruch bringen. Allerdings deutet die Entwicklung des BA-CA Konjunkturindikators auf eine Abschwächung
des Tempos hin. Dies gilt vor allem nach Meinung der BA-CA Ökonomen für die Auslandsnachfrage, wo der
Rückgang schon einige Zeit anhält. „Auch wenn für die Industriekonjunktur im Euroraum derzeit noch
keine negativen Folgen der Entwicklung an den Finanzmärkten erkennbar sind, dürfte die Industrie im Euroraum
etwas an Fahrt verlieren“, so Kager weiter. Dies wird sich auch entsprechend in den Exporten der österreichischen
Industrie widerspiegeln und der Rückgang der sehr hohen Exportdynamik der letzten zwei Jahre wird sich fortsetzen.
Bereits im zweiten Quartal erreichten die Exporte im Quartalsvergleich real das niedrigste Wachstum seit Anfang
2005.
Konsum könnte sich nochmals leicht beschleunigen, bleibt aber verhalten
Erwartungsgemäß hat sich die Konsumnachfrage im zweiten Quartal beschleunigt, bleibt aber angesichts
der guten Konjunkturlage weiterhin etwas verhalten. Vor allem der Einzelhandel und die KFZ-Nachfrage sind weiterhin
schwach. Da dies gleichzeitig ein geringeres Importvolumen nach sich zieht, wird die Wirkung auf das gesamte Wirtschaftswachstum
dadurch jedoch gemildert.
Die Aussichten für den Konsum im zweiten Halbjahr 2007 sind nach Meinung der Ökonomen der BA-CA äußerst
schwierig einzuschätzen. Die Stimmung der Konsumenten ist zwar zurückgegangen, gleichzeitig liegt sie
historisch noch immer auf einem sehr hohen Niveau. Weiterhin ist die Bereitschaft zu Sparen auf einem historisch
sehr hohen Niveau, gleichzeitig steigt aber auch die Bereitschaft größere Anschaffungen zu tätigen.
Nach Angabe der Konsumenten werden sie in den nächsten zwölf Monaten etwas weniger sparen und die Bereitschaft
für größere Anschaffungen wird steigen. Es ist daher damit zu rechnen, dass die zusätzlichen
Einkommen aufgrund der guten Konjunktur etwas stärker dem Konsum zu gute kommen werden. „Bei weiterhin sehr
hoher, aber leicht sinkender Sparneigung nimmt doch die Bereitschaft zum Konsum etwas zu“, sagt Bruckbauer. Daher
gehen die Ökonomen der BA-CA davon aus, dass der Konsum im zweiten Halbjahr leicht an Kraft gewinnt, aufgrund
der seit längerem erwarteten höheren Preissteigerungen dürfte die Zunahme des Tempos jedoch gering
ausfallen.
Hinsichtlich der Inflation erwarten die Ökonomen der BA-CA weiterhin rund 2,4 Prozent für das zweite
Halbjahr 2007 und dann einen weiteren Anstieg auf 2,6 Prozent zu Beginn von 2008.
Insgesamt bedeutet das etwas über den Erwartungen gelegene Wachstum der Wirtschaft in Österreich im zweiten
Quartal von 1 Prozent (zum Vorquartal), dass die Wirtschaft in Österreich heuer etwas stärker als bisher
erwartet wachsen wird. „Wir haben unsere Prognose für 2007 von 3,1 Prozent auf 3,3 Prozent erhöht“ sagt
Kager. Dabei gehen die Ökonomen der BA-CA davon aus, dass sich das Quartalswachstum auf 0,6 Prozent im dritten
und 0,7 Prozent im vierten Quartal leicht abschwächen wird.
„Der Rückgang der Stimmungsindikatoren und die weltwirtschaftliche Situation bestätigen uns in unserer
vorsichtigen Wachstumsannahme für 2008 von unverändert 2,3 Prozent“, so Bruckbauer. Deutliche Bremsspuren
in der wirtschaftlichen Entwicklung Österreichs durch die derzeitigen Finanzmarktturbulenzen lassen sich derzeit
nach Meinung der Ökonomen der BA-CA nicht erkennen. In Österreich selbst sind nach ihrer Meinung kaum
direkte Auswirkungen zu erwarten. Allerdings ist Österreich durch seine starke Exportorientierung natürlich
stark von der Entwicklung der Weltwirtschaft abhängig und hier besteht ein gestiegenes Risiko. Ein Prozent
weniger Wachstum in den USA kosten Österreich 0,3 Prozentpunkte Wirtschaftswachstum, ein halbes Prozent weniger
im Euroraum ebenfalls. Niedrigere Zinsen und ein weniger starker Euro würden sich jedoch leicht positiv auswirken,
die negative Wirkung jedoch nicht aufheben. |