Wien (tu) - Das Fluid-Catalytic-Cracking ist einer der wichtigsten raffinerietechnischen Prozesse zur Herstellung
von Benzin. Ein Forschungsteam der Technischen Universität (TU) Wien adaptierte diesen Prozess geringfügig
und ersetzt nun erstmals das Erdöl durch verschiedene biologische Einsatzstoffe wie Sonnenblumenöl, Rapsöl
oder Palmöl. Die Kombination aus geringfügig veränderter Technologie mit CO2-neutralen Substituten
liefert neue Impulse für die Erdölindustrie.
"Der FCC-Prozess (Fluid-Catalytic-Cracking) ist ein Verfahren in der Erdöl-Verarbeitung bei dem längerkettige
Kohlenwasserstoffe in kürzerkettige Kohlenwasserstoffe umgewandelt werden. Durch die Aufspaltung entstehen
verschiedene Produkte wie Flüssiggase, Benzine und Kerosine. Da Erdöl jedoch keine nachhaltige Ressource
ist, haben wir durch den Einsatz von Bioölen erstmals gezeigt, dass die bestehende Technologie nur minimal
verändert werden muss, um klimaneutrale Kraftstoffe zu erzeugen", erklärt Alexander Reichhold vom
Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften der TU Wien.
In einer vollkontinuierlichen FCC-Pilotanlage arbeiten Reichhold und sein Team möglichst nahe an den Bedingungen
der Großanlage der OMV. Die im Raffinerieprozess verwendeten Bioöle verbrauchen in etwa dieselbe Menge
CO2 bei ihrem Wachstum, die sie dann später bei der Verbrennung emittieren. "Erdöl ist kein schnellnachwachsender
Rohstoff und damit stört er das CO2-Gleichgewicht. Die biologischen Substitute tragen dazu bei dieses wieder
herzustellen", so Reichhold. Neben dem neuen Bio-Benzin umfasst die Produktpalette aus dem FCC-Prozess aber
auch Kunststoffe. Reichhold: "Wir haben die Ausgangssubstanzen für die Herstellung von Polyethylen und
Polypropylen. Dafür verwenden wir ebenfalls biologische Quellen und erhalten sogenannte klimaneutrale Kunststoffe."
Reichhold und seine MitarbeiterInnen möchten bald auch einen Versuch in der Großanlage starten. "Seit
vier Jahren arbeiten wir an der kleinen Pilotanlage bei uns im Haus. Die OMV, mit der wir eng kooperieren, dient
uns in diesem Projekt sozusagen als Entscheidungshilfe in der Prozessführung. Auf dieser Basis hat es bereits
einige sehr schöne Erfolge gegeben, die wir mittelfristig auch an der Großanlage erproben möchten",
verdeutlicht Reichhold. Im Moment arbeiten die WissenschafterInnen mit Zumischungen von Bioölen. Beginnend
bei zehn Prozent werden dem Standard-Feed (Beschickung) derzeit bis zu 40 Prozent beigemischt. "Wir steigern
das nach und nach. Bei 40 Prozent verhält sich das ganze System noch stabil. Natürlich muss man davon
ausgehen, dass wenn man sich jetzt in Richtung 100 Prozent bewegt, kleinere Probleme auftreten können. Aber
das ist nichts was nicht lösbar wäre", so Reichhold. |