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Digitalisierung des Fernsehens in Österreich schreitet voran |
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Ab Herbst könnten zusätzliche Programme über Antenne empfangbar sein Wien (pk) – Die Digitalisierung des Fernsehens in Österreich schreitet voran. Es sind nicht nur immer mehr Haushalte in der Lage, digitales Antennenfernsehen zu empfangen, auch digitaler Satellitenempfang gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das geht aus dem Digitalisierungsbericht 2006 der KommAustria und der Rundfunk- und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) hervor, der von Bundesministerin Doris Bures dem Nationalrat vorgelegt wurde. Nur bei digitalem Kabelfernsehen gab es – zumindest 2006 – noch eine deutliche Zurückhaltung auf Seiten der KonsumentInnen; durch eine breitflächige Endgeräteförderung aus dem Digitalisierungsfonds könnte sich das Blatt heuer aber auch hier wenden. Insgesamt konnte Ende 2006 nach Schätzungen der RTR bereits mehr als jeder dritte Haushalt digitales Fernsehen empfangen – damit hat Österreich, wie es im Bericht heißt, im Bereich der Rundfunkdigitalisierung zu den am weitesten entwickelten Ländern Europas aufgeschlossen. Einen großer Schub für die Rundfunkdigitalisierung brachte die Einführung von digitalem Antennenfernsehen (DVB-T) im Regelbetrieb. Nach fast fünfjähriger intensiver Vorbereitungsarbeit startete DVB-T im Herbst 2006 in Wien und allen Landeshauptstädten Österreichs und erreichte damit gleich zu Beginn eine technische Reichweite von rund 70 %. Gute zwei Monate später, Ende 2006, waren bereits mehr als 100.000 Empfangsgeräte für digitales Antennenfernsehen verkauft worden, davon rund die Hälfte mit MHP-Funktion (MultiText). Diese erlaubt nicht nur einen Zugriff auf die wichtigsten Inhalte des Teletext (Nachrichten, Sport, Wetter), sondern macht auch neue Inhalte verfügbar, die mit dem bisherigen Teletext nicht realisierbar waren. Vorerst sind zwar lediglich ORF1, ORF2 und ATV über digitales Antennenfernsehen empfangbar, aber das könnte sich schon bald ändern. Laut Bericht ist es durch die Abschaltung analoger Signale voraussichtlich bereits ab Herbst 2007 in allen Landeshauptstädten und Ballungsräumen Österreichs möglich, weitere digitale Fernsehprogramme über eine zweite Multiplex-Plattform auszustrahlen. Welche Programme das sein werden, steht allerdings noch nicht fest – sie müssen erst von der ORS als Multiplex-Zulassungsinhaberin im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung ermittelt werden. Generell spielt der Fernsehempfang über Antenne, wie im Bericht festgehalten wird, in Österreich nach wie vor eine verhältnismäßig große Rolle. Zwar versorgen nur noch etwa 10 % aller Fernsehhaushalte ihr wichtigstes oder einziges Fernsehgerät ausschließlich mit Antennenempfang, allerdings sind auch jene Haushalte, die analoges Satellitenfernsehen nutzen, auf Antennenempfang angewiesen, wenn sie die beiden ORF-Programme und ATV sehen wollen. Insgesamt empfingen 2006 damit etwa 1,3 Millionen Haushalte ORF und ATV über Antenne. Die sukzessive Abschaltung analogen Antennenfernsehens wird nach Einschätzung der KommAustria und der RTR auch die Entwicklung des digitalen Satellitenempfangs weiter vorantreiben. Statt eine DVB-T-Box zum Empfang digitalen Antennenfernsehens zu erwerben, werden sich viele Haushalte dafür entscheiden, den analogen Satelliten-Receiver durch einen digitalen zu ersetzen, zeigen sich die Experten überzeugt. Damit könnte die Wachstumskurve bei der Digitalisierung des Satellitenempfangs 2007 noch einmal deutlich zunehmen. Schon 2006 waren die Hälfte der Satellitenhaushalte digitalisiert. Ob und wann die analoge Satellitenverbreitung zugunsten einer rein digitalen Ausstrahlung überhaupt eingestellt wird, ist laut Bericht aus heutiger Sicht nicht abschätzbar. Die ersten massenattraktiven Sender in Deutschland könnten jedoch bereits in den Jahren 2008 oder 2009 ihre analoge Sat-Verbreitung beenden. Im Gegensatz zu digitalem Antennenfernsehen und digitalem Satellitenfernsehen noch in der Anfangsphase befindet sich dem Bericht zufolge digitales Kabelfernsehen (DVB-C). Laut einer Erhebung des Marktforschungsinstituts FESSEL-GfK haben 2006 rund 12 % der Kabelnetzhaushalte digitales Fernsehen empfangen. Allerdings erwarten KommAustria und RTR für 2007 einen Umschwung. Grund dafür ist nicht zuletzt die in Aussicht gestellte breitflächige Endgeräteförderung aus dem Digitalisierungsfonds in der Höhe von 4 Mill. Euro. Diese kommt 66.666 "Frühumsteigern" zugute, die für die Anschaffung einer DVB-C-Set-Top-Box mit MHP-Funktion einen Zuschuss von jeweils 60 Euro erhalten. Gleichzeitig verstärkt das zunehmende Auftreten von Telekom-Unternehmen, die über breitbandige Internetanschlüsse auch digitales Fernsehen anbieten (IP-TV), nach Ansicht von KommAustria und RTR den Druck auf Kabelnetzbetreiber, die Digitalisierung ihrer Netze voranzutreiben. Mit IP-TV, das etwa von der Telekom Austria forciert wird, waren laut Bericht zum Jahresende 2006 mehrere Tausend Haushalte versorgt. Wenig Bewegung bei Digitalisierung des Hörfunks Wenig Bewegung konstatiert der Bericht bei der Digitalisierung des Hörfunks. Hier befindet sich Österreich, wie es heißt, nach wie vor in einer beobachtenden Situation. Insbesondere die Marktteilnehmer – der ORF, aber auch Privatradios – haben in den vergangenen Jahren wenig Interesse an einer mit maßgeblichen Investitionen verbundenen Einführung von Digitalradio gezeigt. Verantwortlich dafür ist nicht nur die Unsicherheit in Bezug auf unterschiedliche zur Verfügung stehende Standards für die digitale Hörfunkübertragung (z.B. DAB, DRM, HD), sondern auch die mangelnde Verfügbarkeit an digitalen Endgeräten. Anders als beim Fernsehgerät lässt sich ein analoges Radiogerät nicht mit einem digitaltauglichen Zusatzgerät (Set-Top-Box) aufrüsten, vielmehr ist die Anschaffung eines neuen Endgeräts erforderlich. Die internationalen Erfahrungen mit digitalem Hörfunk sind unterschiedlich. In Großbritannien etwa erlebte Digital Audio Broadcasting (DAB) in den vergangenen Jahren aufgrund günstiger Begleitumstände einen regelrechten Boom, während in Deutschland, wo mit erheblichem finanziellen Aufwand eine flächendeckende DAB-Versorgung aufgebaut wurde, nach wie vor nur rund ein Promille aller Hörfunkempfänger digitale Radios sind. Digitalisierungsfonds fördert Testbetrieb für Handy-TV Beauftragt mit der Forcierung des digitalen Rundfunks in Österreich ist die Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR), die dabei auf Ergebnisse von zahlreichen Fachveranstaltungen der Arbeitsgemeinschaft "Digitale Plattform Austria" zurückgreifen kann. Die Plattform verfügt über rund 300 Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen, etwa Recht, Technik und Content. Zudem steht der RTR für ihre Aufgabe der Digitalisierungsfonds zur Verfügung, der mit jährlich 6,75 Mill. Euro dotiert ist. Über die Tätigkeitsschwerpunkte des Fonds informiert ein eigener Bericht, den Bundesministerin Doris Bures ebenfalls dem Nationalrat übermittelt hat ( III-65 d.B.) Die aus dem Digitalisierungsfonds kommenden Mittel sind technologieneutral unter Berücksichtigung aller Verbreitungswege und Plattformen für digitalen Rundfunk zu vergeben. Gespeist wird der Fonds aus jenen Teilen der Rundfunkgebühren, die gemeinsam mit dem ORF-Programmentgelt eingehoben werden, jedoch grundsätzlich dem Bundesbudget zugute kommen. Über den Digitalisierungsfonds gefördert werden etwa Pilotversuche und Forschungsvorhaben sowie die Entwicklungen innovativer Programme und Zusatzdienste. Außerdem sind Mittel zur Förderung von Rundfunkveranstaltern zur Erleichterung des Umstiegs auf digitale Übertragung und zur Förderung von Endgeräten für die KonsumentInnen vorgesehen. Als Tätigkeitsschwerpunkte 2006 nennt der Bericht insbesondere drei Projekte: Endgeräteförderung für DVB-T, die Unterstützung eines DVB-H-Testbetriebs für Handy-TV und die Vorbereitung der oben erwähnten Endgeräteförderung für digitales Kabelfernsehen 2007. Konkret wurden für die Endgeräteförderung für digitales Antennenfernsehen (DVB-T) und die Abwicklung des Förderprojekts 2006 2,42 Mill. Euro aus dem Digitalisierungsfonds zur Verfügung gestellt. Insgesamt lösten 45.000 Personen die im Rahmen der – zeitlich begrenzten – "Frühumsteigeraktion" versendeten Gutscheine im Wert von 40 Euro ein. Gleichzeitig wurden rund 35.000 Gutscheine von sozial schwachen Haushalten angefordert, welche noch bis zur Abschaltung der analogen Übertragung ihre Gültigkeit haben. Für die Förderung von Endgeräten für digitales Kabelfernsehen wurden 2006 4 Mill. Euro veranschlagt, dazu wurden den Kabelnetzbetreibern für die Kosten der Abwicklung des Projekts insgesamt 1 Mill. Euro zugesagt. Das Projekt "Mobile TV Austria", das 2006 einen DVB-H-Testbetrieb für Handy-Fernsehen startete, wurde von einem Konsortium bestehend aus den Mobilfunkbetreibern Hutchison 3G Austria und Mobilkom Austria sowie dem ORF, der ORS, der Siemens AG und der Fachhochschule Salzburg ins Leben gerufen. In der letzten Phase des Testbetriebs sollen mindestens drei TV-Programme und zwei Radioprogramme auf Mobiltelefonen so empfangbar sein, wie sie auch auf anderen Plattformen (Satellit, Kabel, Terrestrik) ausgestrahlt werden. Der Digitalisierungsfonds stellte dafür Förderungen von mehr als 1,2 Mill. Euro zur Verfügung. Neben den drei Schwerpunktprojekten wurden aus dem Digitalisierungsfonds 2006 die Entwicklung einer Infocasting-Plattform zur Kommunikation und Übermittlung von Wetter-, Verkehrs- und sonstigen regionalen, situationsbezogenen Informationen insbesondere an Verkehrsteilnehmer sowie diverse Studien gefördert. Zudem wurde unter http://www.digitaler-rundfunk.at eine Informationswebsite für alle Interessierten eingerichtet. 4,1 Mill. Euro konnten "durch sparsamen, wirtschaftlichen und zweckmäßigen Einsatz der Fondsmittel" dem Bericht zufolge in das Jahr 2007 vorgetragen werden. |
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