(Un)ruhestätten für Licht KIT-Wissenschaftler entwickeln neue optische Resonatoren
Kalrsruhe (idw) - Die Ägyptischen Pyramiden sollten die toten Pharaonen sicher umschließen
und ihnen so den Übergang in einen neuen Zustand ermöglichen. Am Karlsruher Institut für Technologie
(KIT) haben die Arbeitsgruppen von Dr. Michael Hetterich und Professor Heinz Kalt jetzt einige nur hundert Nanometer
(1 nm = 1 Millionstel Millimeter) hohe Pyramiden entwickelt, in denen eingestrahltes Laserlicht mit so genannten
Quantenpunkten in Wechselwirkung tritt.
Durch die Energie des Laserlichts angeregt, geben die Quantenpunkte Licht in einem bestimmten Wellenlängenbereich
ab. In der Pyramide, die aus der Halbleiter-Verbindung Galliumarsenid besteht, wird dieses "neue" Licht
"eingesperrt" und erst nach einiger Zeit wieder abgestrahlt. Die Pyramide selbst steht auf einem besonderen
Spiegel. Zusammen mit den vier Pyramidenflächen reflektiert er das Licht, so dass es im Inneren der Struktur
eingeschlossen ist. Bestimmte Lichtwellen überlagern und verstärken sich dabei - ein Phänomen, das
als Resonanz bezeichnet wird. Bauelemente, die darauf beruhende quantenoptische Effekte ausnutzen, könnten
in Zukunft vielleicht dazu dienen, Licht zu manipulieren. Sie wären damit die technologische Basis für
neuartige Quantencomputer, die in einigen Bereichen deutlich schneller und effizienter als heutige Rechner arbeiten
würden. (Appl. Phys. Lett. 90, 161104 (2007)).
Um die Pyramiden herzustellen, kombinieren die Forscher am Centrum für Funktionelle Nanostrukturen (CFN) des
KIT zwei Verfahren. Mittels der Molekularstrahl-Epitaxie tragen sie einzelne Materialschichten auf, die nur einige
hundert Atomdurchmesser dick sind. Anschließend tauchen sie die Probe in eine Lösung aus Phosphorsäure,
Wasserstoffperoxid und Wasser, das die einzelnen Schichten unterschiedlich stark wegätzt. Dabei bestimmt das
Mischungsverhältnis der Zutaten die Neigung der Pyramidenseiten. Entscheidend für die eigentliche Funktion
der Strukturen ist aber ihr Innenleben: In die Pyramiden werden Quantenpunkte mit eingebaut, die aus wenigen Tausend
Atomen eines anderen Materials bestehen und den gleichmäßigen Aufbau des Galliumarsenid gezielt stören.
Wenn sie mit Laserlicht angeregt werden, strahlen sie selbst wieder Licht mit einer anderen Wellenlänge ab.
Der optische Resonator verstärkt die Licht-Materie-Wechselwirkung und erhöht somit die Ausbeute an abgestrahltem
Licht mit bestimmten Wellenlängen.
Noch sind andere optische Resonatoren den Karlsruher Nano-Pyramiden in einigen Punkten überlegen. "Aufgrund
des neuen Herstellungsverfahrens können wir aber ihre Geometrie und ihren Aufbau gezielter variieren. Damit
lassen sich ihre Eigenschaften im Vergleich zu bisher bekannten Strukturen besser kontrollieren", erläutert
der Physiker Matthias Karl, Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe von Professor Kalt. Viel versprechend sei zudem die
Möglichkeit, Pyramiden in Gruppen zusammenzuschließen und somit gekoppelte Strukturen zu schaffen, die
im Hinblick auf Quanten-informationsverarbeitung besonders interessant sind. Dieses Potenzial sah wohl auch die
angesehene Fachzeitschrift Nature Photonics, die in ihrer Juni-Ausgabe die Arbeit aus Karlsruhe in ihrer Rubrik
"News & Views" vorstellte.
Das Centrum für Funktionelle Nanostrukturen (CFN) wird Teil des KIT Zentrums NanoMikro sein, dessen Gründung
bis zum 1.1.2008 geplant ist. |