Scharer: Erstmals seit 2001 wieder weniger Sozialhilfe-Empfänger
Salzburg (lk) - Erstmals seit 2001 sank im vergangenen Jahr im Land Salzburg wieder die Zahl
der Haushalte, die Unterstützung durch die Sozialhilfe benötigen. Verantwortlich für das leichte
Minus von 0,5 Prozent bei den 2006 unterstützten 6.830 Haushalten im Land Salzburg war vor allem der Süden
mit einem Minus von 5,9 Prozent (Pinzgau) beziehungsweise 5,4 Prozent (Pongau). Auch im Tennengau (-3,7 Prozent)
und im Flachgau (-1,9) sank die Zahl der Sozialhilfebezieher/innen, lediglich in der Stadt Salzburg (+1,1 Prozent)
musste weiter ein leichter Anstieg verzeichnet werden, berichtete Sozialreferentin Landesrätin Erika Scharer
am 22.08. in einem Informationsgespräch.
Landesrätin Scharer ist dennoch optimistisch: "2006 war das Jahr der Trendwende auf dem Arbeitsmarkt,
die Arbeitslosenrate in Salzburg sank von 5,1 auf 4,6 Prozent. Das ist auch in der Sozialhilfe zu spüren.
Für 2007 erhoffen wir uns einen deutlicheren Rückgang bei den Sozialhilfebezieherinnen und -beziehern.
Zu dem Zeitpunkt sollten die geringeren Arbeitslosenzahlen dann auch in der Sozialhilfe spürbar werden. Nachdem
auch 2007 die Arbeitslosigkeit weiter kräftig auf 4,1 Prozent sinken wird, hoffen wir auf eine anhaltend gute
Entwicklung."
2006 begann der Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt erst richtig, bis diese Zahlen in der Sozialhilfe spürbar
werden, bräuchte man allerdings eine anhaltend gute Entwicklung, ergänzte der Leiter der Sozialabteilung,
Hofrat Dr. Herbert Prucher. "Trends auf dem Arbeitsmarkt spiegeln sich zeitverzögert in der Sozialhilfe.
Während schlechte Wirtschaftszeiten später zu spüren sind, weil die Betroffenen erst von ihren Ersparnissen
leben, ist der Ausstieg aus der Sozialhilfe schwierig, weil vom boomenden Arbeitsmarkt zuerst die Kurzzeitarbeitslosen
profitieren", sagte Prucher. Scharer tritt jedoch auch für höhere Löhne ein, denn immerhin
14,3 Prozent oder 978 der unterstützten Haushalte (2005: 13,5 Prozent) verfügen an sich über ein
Erwerbseinkommen, das allerdings nicht ausreicht. Das sind die sogenannten "working poor". Sorgen macht
Scharer auch die leicht ansteigende Zahl der Alleinerziehenden, die Unterstützung benötigen: 2006 waren
es 1.154 Haushalte oder 16,9 Prozent (2005: 15,6 Prozent) der Sozialhilfebezieher/innen. Scharer plädiert
daher für eine Besserstellung von Teilzeit-Einkommen beziehungsweise von Frauen-Einkommen allgemein.
Mehr Geld für die Pflege
Im Sozialbericht 2006 wirkt sich kostenmäßig der erste Schub einer stärkeren Alterungswelle aus
dem Jahr 2005 aus. 2005 stieg die Zahl der unterstützten Personen in den Pflegeheimen des Landes um 7,8 Prozent
an, 2006 waren erstmals die vollen Kosten für diese Entwicklung zu bewältigen – neben einem weiteren
Anstieg der unterstützten Personen um 3,5 Prozent auf nunmehr 2.649 Personen. Insgesamt befinden sich in den
Salzburger Pflegeheimen 5.056 Personen. 46,1 Prozent davon konnten sich ihren Pflegeplatz selber finanzieren.
Ingesamt war trotzdem ein Anstieg bei den Kosten der stationären Betreuung um 10,6 Prozent zu verzeichnen.
Das ist ein konstanter Trend der vergangenen Jahre (2004: + 10,7 Prozent; 2005: + 8,6 Prozent). Die Ursache dafür
liegt an der Zunahme der zu betreuenden Personen, im steigenden Pflegebedarf und in der steigenden Qualität.
So stieg die Zahl der Personen mit einer höheren Pflegestufe (PS 3 aufwärts) deutlich an, auch die Qualität
des eingesetzten Personals in den Pflegeheimen steigt weiter. Die Ausgaben stiegen daher von 42,3 Millionen Euro
auf 46,8 Millionen Euro an. Die Zahl der zuhause betreuten Personen über die Haushaltshilfe und über
die Hauskrankenpflege stieg 2006 ebenfalls moderat – um insgesamt 1,7 Prozent – an. 3.373 Personen werden im Land
Salzburg auf diese Weise betreut. Die Kostensteigerungen in diesem Bereich sind im Wesentlichen auf die Umsetzung
des BAGS-Kollektivvertrages (BAGS = Berufsvereinigung von Arbeitgebern für Gesundheits- und Sozialberufe)
für das Pflegepersonal zurückzuführen.
Pflege als Beruf zunehmend interessanter
Landesrätin Scharer steht zu diesem Schritt: "Durch den Kollektivvertrag wurden die Pflegeberufe weiter
aufgewertet. Pflege wird als Beruf zunehmend interessanter, die Personalsituation in den Heimen und in der ambulanten
Pflege ist daher durchaus zufriedenstellend, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind motiviert." Diese Aufwertung
der Pflege zuhause spiegle die bewusste Steuerung durch das Land wider. "Ziel ist es, Menschen mit niedrigem
Pflegebedarf, also in den Pflegestufen 1 bis 3, so lange wie möglich mit Hilfe durch professionelle Dienstleister
zu Hause zu betreuen, das entspricht durchaus den Wünschen der Menschen. Gleichzeitig werden dadurch freie
Plätze in den Heimen für Menschen mit hohem Pflegebedarf geschaffen", fasste Scharer die Entwicklung
zusammen.
Die Kosten für ambulante und stationäre Pflege umfassten 2006 rund 66 Prozent der gesamten Sozialhilfekosten
des Landes. Scharer strich die Vielfalt der Leistungen des Landes heraus: "Es gibt kein Patentrezept, mit
dem die Pflegeproblematik gelöst werden kann; weder mit der 24-Stunden-Pflege, noch mit Betreutem Wohnen,
noch mit einer Forcierung der Tagespflege. Das ist Wunschdenken. In Salzburg setzen wir auf eine breite Mischung
von Angeboten, dazu gehören Tagespflege und Kurzzeitbetreuung genauso wie mobile Pflege zuhause oder eben
auch das klassische Pflegeheim, das wir mit dem Modell der Hausgemeinschaften noch wohnlicher und attraktiver machen
wollen. Denn schließlich leben unsere Seniorinnen und Senioren oft recht lange dort." Man könne
nicht alle Menschen über einen Kamm scheren. Je nach Pflegebedarf, familiärer Situation und auch nach
den individuellen Wünschen müsse man geeignete Pflegeleistungen finden. Deshalb nehme die Beratung für
Betroffene und Angehörige in ihren Planungen breiten Raum ein, so Landesrätin Scharer.
Trotz der starken demographischen Entwicklung konnte 2006 aber auch in die Qualität investiert werden. Durch
Neu- oder Umbauten stieg die Zahl der Pflegebetten im Land Salzburg von 4.411 auf 4.459. Nur noch 606 Betten in
den Salzburger Seniorenheimen sind nicht pflegetauglich. "Hier haben wir in den vergangenen Jahren die Entwicklung
bewusst vorangetrieben", berichtete Prucher. Denn waren im Jahr 2000 nur 63 Prozent der Betten voll pflegetauglich,
so waren es 2006 bereits 88 Prozent. Neben diesen qualitätsverbessernden Maßnahmen kamen 2006 auch erstmals
die Kosten des neuen Kollektivvertrages für die Sozialberufe zum Tragen. Dieser Kollektivvertrag wurde nach
langen Verhandlungen von Salzburg als einem der ersten Bundesländer voll – mit Kostensteigerungen vor allem
in der ambulanten Pflege – umgesetzt. Ebenfalls in das Jahr 2006 fällt die Umsetzung des neuen Kostenschlüssels
50:50 zwischen Land Salzburg und Gemeinden.
Umstieg auf das Soziale Informationssystem SIS
In der Jugendwohlfahrt und in der Behindertenhilfe stand 2006 mit der Einführung der neuen EDV-Anwendung "SIS
– Soziales Informationssystem" ein Meilenstein an (siehe dazu auch die Landeskorrespondenzmeldung "Einfachere
Verwaltung dank zeitgemäßer Technik" vom 8. August 2007). Damit wird im Sozialbereich systematisch
eine Datenbasis, die vor allem die Leistungsplanung und Leistungsabwicklung entscheidend vereinfacht, erarbeitet.
"Mit dem SIS verbessern wir die Datenqualität, die Grundlage für unsere Bedarfsplanung angesichts
sich verändernder gesellschaftlicher Rahmenbedingungen ist. Wir sind damit in der Lage, genauer zu rechnen
und für die Zukunft genauere Prognosen zu erstellen. Das ist ein wesentlicher Vorteil für die Planung
zukünftiger Leistungen angesichts der schwierigen demographischen Entwicklung", fasste Prucher die Vorteile
des SIS zusammen.
In der Jugendwohlfahrt setzt das Land weiter auf eine Stärkung der Familien durch ambulante Betreuung und
Erziehungshilfe in der Familie. In mehr als der Hälfte der Maßnahmen versucht man vor allem auch präventiv
mit der Familie zu arbeiten. Generell stiegen die Fallzahlen in der Jugendwohlfahrt 2006 moderat an – allerdings
bei einer sinkenden Geburtenrate. In der Behindertenhilfe waren 2006 ebenfalls nur moderate Steigerungen der Fallzahlen
zu verzeichnen. Allerdings verändert sich in der Behindertenhilfe die Altersstruktur der Klienten rapid, so
dass in der Zukunft mehr Gelder in die Versorgung älterer Menschen mit Behinderung investiert werden müssen.
Besonders positiv: Die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit Behinderungen sank 2006 weiter, von 992 auf 894 Personen.
Dieses Ergebnis ist auf die guten Vermittlungsergebnisse der vom Land beauftragten Vereine und auf die allgemein
günstige Situation auf dem Arbeitsmarkt zurückzuführen.
Vorschau auf 2008: Soziale Balance stimmt
Mit Ausnahme der Pflege stiegen die anderen Kosten im Sozialressort lediglich moderat an. 2006 verzeichnete das
Sozialbudget ein Plus von 5,7 Prozent. Die "Sozialquote" des Landes Salzburg – das ist der Anteil der
Sozialausgaben an den Gesamtausgaben des Landes – stieg von 10,5 Prozent (2005) auf 11,0 Prozent (2006) an. Für
Landesrätin Scharer ist das ein Beweis, dass die soziale Balance in Salzburg stimmt. "Trotz ausgeglichenem
Budget und trotz Sparkurs insgesamt hat bisher immer ein Konsens darüber geherrscht, dass vor allem die Ausgaben
für die Betreuung der älteren Generation – das Groß der Sozialausgaben – angesichts der demographischen
Situation steigen müssen. Ich gehe davon aus, dass dieser Konsens auch bei den Budgetverhandlungen 2008 nicht
in Frage gestellt wird", sagte Scharer.
Das gelte besonders auch in der Behindertenhilfe, wo die steigende Lebenserwartung zu einer größeren
Zahl an älteren Behinderten führt. Hier müsse Vorsorge getroffen werden, betonte Scharer. 2008 möchte
Landesrätin Scharer wieder Raum für Innovationen schaffen. "In den vergangenen Jahren haben wir
im Sozialbereich viel Geld investiert, um die Kosten zwischen Land und Gemeinden gerechter zu verteilen und um
den neuen Kollektivvertrag in den Sozialberufen umzusetzen. 2008 muss auch Platz für neue Entwicklungen geschaffen
werden, etwa für den Ausbau der Tagespflege, für die Etablierung einer neuen, professionellen Pflegeberatung
sowie für einen Ausbau der Jugendwohlfahrts- und Behinderteneinrichtungen, um die teuren Auslandsunterbringungen
zu reduzieren." Auch in der aktiven Arbeitsmarktpolitik möchte Landesrätin Scharer neue Akzente
setzen – ermutigt nicht zuletzt durch die Erkenntnisse des Sozialberichtes 2006. |