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Papstbesuch "Am Hof": Ein Platz mit Tradition |
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Wien (stephanscom.at) - Der Platz
Am Hof hat eine lange "päpstliche" Tradition. Von 1630 bis 1913 befand sich hier die Apostolische
Nuntiatur, an der u.a. von 1668 bis 1671 Antonio Pignatelli, der spätere Papst Innozenz XII., wirkte. Vor 225 Jahren, 1782, stattete Pius VI. Wien einen mehrwöchigen Besuch ab und zelebrierte u.a. am Ostersonntag jenes Jahres, einem 31. März, ein feierliches Hochamt im Stephansdom. Im Anschluss daran fuhr er, begleitet von den Kardinälen Christoph Migazzi (dem Wiener Erzbischof) und Joseph Batthyany, in einem offenen sechsspännigen Wagen über den Hohen Markt zur Kirche Am Hof. Vom Balkon ("Altane") der Kirche aus erteilte er den Tausenden Gläubigen den Ostersegen. Auch Benedikt XVI. wird am 7. September diesen Balkon benützen. Zigtausende Menschen auf dem Platz Am Hof Die Chroniken berichten, dass an jenem Ostersonntag 1782 der Platz Am Hof schon frühmorgens dicht besetzt gewesen sei. Nach zeitgenössischen Berichten drängten sich dann gegen 15 Uhr, als der Papst am Balkon erschien, zigtausende Menschen auf dem Platz und in den umliegenden Gassen. Die Sicherheitsmaßnahmen waren damals noch nicht so ausgefeilt wie heute, obgleich überall "Geheime" - die "Sbirren" Josephs II. nach venezianischem Vorbild - in der Menge verteilt waren, um zu hören, was "das Volk" über den Besuch des Papstes sage. Ergriffene Stille Als der Papst zu beten begann, soll es auf dem Platz so still geworden sein, "dass man nur mehr das Schluchzen und Weinen der ergriffenen Menschen gehört hat", so der Wiener Domarchivar Reinhard Gruber unter Verweis auf zeitgenössische Quellen. Applaus für Johannes Paul II. Am 12. September 1983 traf Papst Johannes Paul II. auf dem Platz Am Hof in Wien mit österreichischen Arbeitnehmern und Gastarbeitern zusammen. Die Begegnung stand unter dem Zeichen der "tiefen Verbundenheit" des Papstes mit den arbeitenden Menschen. Für das Treffen war vor den Toren der Kirche eine Bühne aufgebaut worden, damit der Papst von allen Gläubigen gut gesehen werden konnte. Johannes Paul II. wurde nicht nur von "Sozial-Bischof" Maximilian Aichern und Vertretern der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB), sondern auch von Gastarbeitern aus dem damaligen Jugoslawien begrüßt. Auch Flüchtlinge aus Vietnam und Immigranten aus Indien und den Philippinen sowie Christen aus der Türkei konnten dem Papst ihre Aufwartung machen. "Ich möchte eure Hoffnungen, Sorgen und Ängste teilen" Johannes Paul II. sagte wörtlich: "Ich möchte euch zur Seite stehen und eure Hoffnungen, eure Sorgen und Ängste teilen". Er betonte die Würde des Menschen, sprach das "Übel der Arbeitslosigkeit" an und rief angesichts der Not in der Welt zu solidarischem Handeln auf. Viel Applaus erntete der Papst mit seinen abschließenden Grußworten auf Kroatisch, Slowenisch, Englisch und Türkisch. Auf römischen Fundamenten Der Platz Am Hof ist einer der historisch bedeutendsten Plätze der Wiener Innenstadt. Er befindet sich im ältesten Kern der Stadt; er war bereits Teil der römischen Stadt. Von 1155 bis etwa 1280 lag hier der Hof der Babenberger, den sich Heinrich Jasomirgott als Residenz erbaut hatte. Dieser Hof bestand aus einem Häuserkomplex um einen freien Platz, mit dem Wohnhaus des Herzogs als Mittelpunkt. Heinrich Jasomirgott und seine Frau Theodora trafen hier 1165 den römischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich auf dem dritten Kreuzzug ins Heilige Land befand. Minnesang-Wettbewerbe Zwischen 1177 und 1194 fanden auf dem Platz Minnesang-Wettbewerbe statt, bei denen u.a. Walther von der Vogelweide auftrat. Ab dem 14. Jahrhundert wurde der Platz als Markt genutzt, später auch als Richtplatz. Karmeliter übernehmen Gebäude Die Habsburger übersiedelten schon um 1280 in den Schweizertrakt der damals noch viel kleineren Hofburg und überließen die Gebäude Am Hof der landesfürstlichen Münze. Im Jahr 1365 wurden dann die Karmeliter provisorisch in der Münzstätte einquartiert. 1386 kam es zur offiziellen Schenkung durch Albrecht III., wobei der Platz erstmals "Am Hof" genannt wurde. Die Karmeliter errichteten anstelle der romanischen Münzhofkapelle eine dreischiffige gotische Klosterkirche. Der Bau wurde um 1420 abgeschlossen. Renovierung bringt ein barockes Antlitz Während der Reformation verfiel die Kirche. König Ferdinand I. übergab Kirche und angrenzendes Kloster 1554 dem Jesuitenorden. Im Jahr 1607 brannte die Kirche ab. Bei der Renovierung verlieh man dem gotischen Gebäude ein barockes Antlitz. 1662 wurde im Auftrag der Witwe Kaiser Ferdinands III. die monumentale Westfassade errichtet. Mit ihrer vorgezogenen Eingangshalle, den Seitenflügeln und der breit gespannten Altane wirkt die Kirche "Zu den neun Chören der Engel" beinahe wie ein Palast. Ende des Heiligen Römischen Reiches 1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben. Die Kirche wurde Garnisonskirche. Das Klostergebäude der Jesuiten wurde zweckentfremdet und musste von 1783 bis 1913 ausgerechnet als Sitz des Kriegsministeriums dienen. Am 6. August 1806 verkündete vom Balkon der Kirche ein kaiserlicher Herold das Ende des Heiligen Römischen Reiches, erst damals entstand "Österreich" offiziell. Mariensäule seit 1645 Die Mariensäule in der Mitte des Platzes besteht seit 1645. Die Bronzefigur der Maria Immaculata erhebt sich über einem quadratischen Sockel. Die vier gewappneten Putti (Knabenfiguren) unter der Marienfigur fechten siegreich gegen den Drachen (Hunger), den Löwen (Krieg), die Schlange (Unglauben) und den Basilisken (Pest). In ihrer jetzigen Form existiert die Säule seit 1667. Papst Benedikt XVI. in Österreich: http://www.papstbesuch.at Erzdiözese Wien: http://stephanscom.at |
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