Mehr gesunde Lebensjahre; Wirbelsäulenbeschwerden, Bluthochdruck und Allergien bereiten die
größten Probleme
Wien (statistik austria) - Eine steigende Lebenserwartung in guter Gesundheit, gleichzeitig aber
auch eine beträchtliche Zahl von Menschen mit chronischen Beschwerden: Das sind zwei Ergebnisse einer von
der Statistik Austria im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit, Jugend und Familie durchgeführten
Befragung zum Gesundheitszustand und zum Gesundheitsverhalten der österreichischen Bevölkerung. Ausgewählte
weitere Ergebnisse der von März 2006 bis Februar 2007 laufenden Erhebung werden in einer gemeinsamen Pressekonferenz
der Statistik Austria mit Frau Bundesministerin Dr. Andrea Kdolsky präsentiert.
Immer mehr Lebensjahre in guter Gesundheit
Lässt man die Österreicherinnen und Österreicher ab 15 Jahren ihren eigenen Gesundheitszustand
bewerten, so antworten aktuell jeweils rund 75,5% mit "sehr gut" oder mit "gut". Nur jede vierte
Person (24,5%) schätzt die eigene Gesundheit nicht so gut ein. Frauen sehen ihren allgemeinen Gesundheitszustand
generell etwas pessimistischer als Männer: Mit 78% "sehr gut" oder "gut" liegen die Männer
um fünf Prozentpunkte vor den Frauen (73%). Diese Zahlen spiegeln eine erfreuliche Entwicklung seit der Gesundheitsbefragung
im Jahr 1991, als sich lediglich 71,2% der Menschen für die Antwortkategorien "sehr gut" oder "gut"
entschieden.
In den letzten Jahrzehnten stieg die Lebenserwartung in Österreich in einem beachtlichen Tempo. Im Durchschnitt
der vergangenen 15 Jahre (1991 bis 2006) lag der jährliche Zugewinn für Frauen bei 0,25 Jahren, für
Männer sogar bei 0,32 Jahren. In Summe ergibt das für Frauen ein Plus von 3,7 Jahren auf 82,7 Jahre,
für Männer ein Plus von 4,8 auf 77,1 Jahre. Die steigende Lebenserwartung gemeinsam mit der immer besseren
Beurteilung der eigenen Gesundheit lassen, verglichen mit 1991, eine erfreuliche Entwicklung erkennen: Die Zahl
der in guter Gesundheit verbrachten Jahre stieg noch stärker als die Lebenserwartung, nämlich um 6,3
Jahre auf 63,2 Jahre bei den Frauen bzw. um 6,1 Jahre auf 61,8 Jahre bei den Männern.
Wirbelsäule als Problemzone Nummer eins
Als gesundheitlicher "Problembereich" Nummer eins erweist sich den Ergebnissen der aktuellen
Erhebung zufolge die Wirbelsäule: Rund ein Drittel der Personen im Alter von 15 und mehr Jahren, also fast
2,3 Mio. Menschen, leiden unter Wirbelsäulenbeschwerden. Diese sind auch die häufigste Ursache von Schmerzen:
1,5 Mio. Menschen hatten in den zwölf Monaten vor der Befragung im Bereich der Wirbelsäule zumindest
zeitweise erhebliche Schmerzen, eine Million litten akut (in der Woche vor der Befragung) daran.
Mit großem Abstand an zweiter Stelle gesundheitlicher Probleme steht der Bluthochdruck. Davon akut betroffen
sind 1,3 Mio. Menschen, d.h. nahezu jede fünfte Person ab 15 Jahren. An dritter Stelle folgen Allergien: Einschließlich
des allergischen Asthmas (192.000 Personen) leiden 1,1 Mio. Menschen in Österreich an einer Allergie. Von
zwei weiteren chronischen Krankheitsbildern sind jeweils knapp mehr als eine Mio. Menschen in Österreich betroffen,
nämlich von entzündlichen und nicht entzündlichen Gelenkserkrankungen sowie von Kopfschmerzen bzw.
Migräne.
390.000 Diabeteskranke
An Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) leiden österreichweit 390.000 Personen. 68% der Diabetiker
und 74% der Diabetikerinnen sind dabei 65 Jahre oder älter. Beinahe ebenso viele (380.000 Personen, davon
nur rund 50.000 Männer) haben den eigenen Angaben zufolge Osteoporose.
Fettleibigkeit nimmt zu
12% der Männer und 13% der Frauen ab 15 Jahren sind den Definitionen der WHO zufolge adipös (fettleibig
bzw. stark übergewichtig). In absoluten Zahlen sind damit in Österreich 400.000 Männer und 460.000
Frauen von den negativen gesundheitlichen Folgen der Fettleibigkeit bedroht. Personen mit starkem Übergewicht
sind im Osten Österreichs, insbesondere im Burgenland, häufiger als im Westen.
Der Anteil der stark übergewichtigen Bevölkerung ist seit 1999 deutlich gestiegen und zwar bei beiden
Geschlechtern um jeweils vier Prozentpunkte. Der negative Trend betrifft alle Altersgruppen, insbesondere aber
Frauen im Alter von 75 und mehr Jahren. 1999 gab es 29.000 stark übergewichtige ältere Frauen, aktuell
sind es mit 64.000 mehr als doppelt so viele.
Immer weniger Raucher, aber immer mehr Raucherinnen
1,6 Mio. Österreicher und Österreicherinnen ab 15 Jahren rauchen täglich. Der Anteil der
Raucher ist mit 27,5% noch immer deutlich höher jener der rauchenden Frauen (19,4%). Allerdings hat sich seit
den frühen 1970er Jahren der Anteil der Raucherinnen (1972: 9,8%) verdoppelte, während bei den Männern
im selben Zeitraum die Raucherrate um 29% zurückging (1972: 38,7%). Da immer weniger Männer aber gleichzeitig
immer mehr Frauen rauchen, hat sich die Zahl der rauchenden Personen nicht geändert.
32% der Männer und 23% der Frauen betreiben regelmäßig Sport
32% der Männer und 23% der Frauen kommen in ihrer Freizeit zumindest dreimal in der Woche durch sportliche
Betätigung ins Schwitzen. Männer betreiben generell öfter Sport als Frauen. Am sportlichsten sind
bei den Männern die 15- bis 29-Jährigen (42%), bei den Frauen sind es dagegen die 45- bis 59-Jährigen
(28%).
Methodische Hinweise zur Gesundheitsbefragung 2006/2007
Die Statistik Austria führte im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit, Familie und Jugend
sowie der Bundesgesundheitsagentur vom März 2006 bis Februar 2007 bei rund 15.500 Personen eine österreichweite
Erhebung zum Thema "Gesundheit" durch. Die Erhebung liefert repräsentative Ergebnisse für die
österreichische Bevölkerung ab 15 Jahren (d.s. 6,9 Mio. Personen). Personen in Alten- und Pflegeheimen
waren in die Erhebung mit einbezogen. Themen der Befragung waren zum einen der Gesundheitszustand der Bevölkerung,
also das Auftreten bestimmter Krankheiten bzw. Krankheitssymptome, Beschwerden, Schmerzen, funktionaler Beeinträchtigungen
sowie das Ausmaß bzw. der Bedarf an Unterstützung bei Aktivitäten des täglichen Lebens. Ein
zweiter Themenbereich betraf das Gesundheitsverhalten der Österreicherinnen und Österreicher ab 15 Jahren.
Hier wurden Daten zu Risikofaktoren (Rauchen, Alkohol) sowie zu Ernährung, körperlichen Aktivitäten
und Vorsorgeaktivitäten erhoben. Ein dritter Aspekt der Befragung betraf die Inanspruchnahme der unterschiedlichen
Versorgungsebenen des Gesundheitswesens. Das Frageprogramm lehnt sich stark an entsprechende Empfehlungen und Richtlinien
über Gesundheitsbefragungen der EU an und wurde in mehreren Experten- und Expertinnenrunden für nationale
Bedürfnisse adaptiert. |