Der österreichische Arbeitsmarkt im EU-Kontext
Wien (bmwa) - "Im internationalen Vergleich schneidet Österreich bei den Werten durchwegs
überdurchschnittlich gut ab", betonte Staatsekretärin Christine Marek bei einer Diskussion im Rahmen
des Europäischen Forums Alpbach. Die Arbeitslosenquote liege aktuell mit 4,3 Prozent deutlich unter dem gesamteuropäischen
Durchschnitt von 6,9 Prozent und unter der Quote der USA. Die Jugendarbeitslosigkeit beträgt mit 8,2 Prozent
beinahe nur die Hälfte des Europäischen Durchschnitts von 15,5 Prozent. Bei einer Beschäftigungsquote
von 70,2 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung im Jahre 2006 liegen nur 4 Länder in Europa besser.
Das hohe Beschäftigungsniveau sei auch - und das freut Marek besonders - auf den deutlich steigenden Einbezug
von Frauen in das Erwerbssystem zurückzuführen. Sind im Durchschnitt der EU 57,1 Prozent der Frauen im
erwerbsfähigen Alter in Beschäftigung, so sind es in Österreich 63,5 Prozent.
Was macht den österreichischen Arbeitsmarkt im internationalen Vergleich erfolgreich?
"Erfolge auf dem Arbeitsmarkt wären ohne gut funktionierende und effiziente Arbeitsvermittlung kaum möglich",
erklärte Marek. Das AMS habe sich von der reinen Arbeitsmarktverwaltung zu einer serviceorientierten Institution
entwickelt. Die gute Performance des österreichischen Arbeitsmarktservice wurde bei einem internationalen
Benchmarking bestätigt. In Österreich gäbe es ein Rekordbudget für Maßnahmen im Bereich
der aktiven und aktivierenden Arbeitsmarktpolitik – 845 Millionen Euro. Wichtig sind für Marek Maßnahmen
im Sinne von Flexicurity, die im Bereich des Arbeitsmarktes nicht nur Schlagworte bleiben dürfen. Es müsse
eine Balance zwischen Anreizen zur Arbeitsaufnahme und Absicherung in Arbeitslosigkeitsperioden bestehen. Vollbeschäftigung
zu erreichen, dabei aber – nach dem europäischen Verständnis von sozialer Sicherheit – gewisse Mindestniveaus
nicht zu unterschreiten sei das Ziel. Ein Erfolgsfaktor ist die Einbindung der Sozialpartner in beinahe alle Bereiche
der Wirtschaftspolitik.
Arbeitsmarkt und Frauen
Von 1996 bis 2006 stieg die Zahl der insgesamt beschäftigten Männer und Frauen in Österreich um
rund 234.000 oder 7,7 Prozent auf insgesamt 3.280.878. "Rund 89 Prozent dieses Beschäftigungszuwachses
entfiel auf Frauen!", so die Staatssekretärin. "Frauen müssen mehr und auch bessere Jobs bekommen.
Es müssen die geschlechterstereotypen Berufsentscheidungen aufgebrochen werden. Damit können neue Berufsfelder
für Frauen erschlossen werden, was zur Überwindung der Einkommensschere beiträgt."
Über 50 Prozent der Mädchen entscheiden sich für drei Lehrberufe von 300 möglichen Lehrberufen.
Diese Tendenz setzt sich im schulischen und akademischen Bereich fort. Daher sei die Berufsorientierung in den
Schulen in der 7. und 8. Schulstufe gerade für Mädchen so bedeutend. Wichtig für die Frauenerwerbsbeteiligung
sind insbesondere Qualifikationsmaßnahmen durch das AMS, die Unterstützung beim Wiedereinstieg, Verbesserungen
im Bereich Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie beim Kinderbetreuungsgeld.
Jugendliche
"Im Rahmen der Jugendbeschäftigung müssen wir zwei Dimensionen bewältigen. Auf der
einen Seite muss es ein funktionierendes Berufsausbildungssystem geben, das das nötige Potenzial an Fachkräften
schafft und auf der anderen Seite muss aber das Bildungsniveau generell erhöht werden, weil Bildung das beste
Rezept gegen Arbeitslosigkeit ist." Marek setzt sich stark für das österreichische System der dualen
Lehrlingsausbildung ein: "Es ist international anerkannt und erfolgreich." Zukünftige Herausforderungen
sieht die Staatssekretärin in Anpassungen an die moderne Arbeitswelt.
Herausforderungen für Zukunft
Marek: "In der sich verändernden Kultur der Arbeit in Europa müssen wir stärker voneinander
lernen, stärker über den Tellerrand hinausschauen. Wir müssen in Europa konkreter werden. "Gefordert
sei mehr Engagement in Bildung und Innovation, Konzentration auf die Bereiche, wo Europa im internationalen globalisierten
Wettbewerb Chancen hat – wie im Bereich F & E. Europa muss sich auch noch stärker auf das lebensbegleitende
Lernen konzentrieren. Ebenso wichtig für die europäische Erwerbsmobilität sei eine Verbesserung
und Vereinheitlichung bei der Anerkennung von Bildungsabschlüssen", so Marek. |