SPÖ-Präsidiumsklausur – Bures: Bund nimmt 350 neue Lehrlinge auf Faymann: Kein
Ausverkauf öffentlichen Eigentums
Schlaining (sk) - Die SPÖ widmet sich am ersten Tag ihrer zweitägigen Präsidiumsklausur
auf der Burg Schlaining der Beschäftigung. Insbesondere geht es darum, die derzeit sehr gute wirtschaftliche
Entwicklung so zu nützen, dass die Arbeitslosigkeit reduziert wird. Denn das werde keineswegs von selbst passieren,
wie SPÖ-Vorsitzender, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Sozialminister
Erwin Buchinger, Frauenministerin Doris Bures und Infrastrukturminister Werner Faymann betonte. Daher wird ein
Maßnahmenpaket für Qualifikation vorbereitet, der Bereich der Förderung von Lehrstellen, insbesondere
der Blum-Bonus, soll überarbeitet werden, und Gusenbauer sprach auch die staatlichen Investitionen an, denen
ein wichtiger Beitrag für mehr Beschäftigung zukommt.
Mehr Anstrengungen für die Qualifikation sind deshalb vonnöten, weil derzeit nur jeder vierte zusätzliche
Arbeitsplatz in der Wirtschaft von einem zuvor Arbeitslosen besetzt wird. Der überwiegende Teil der neuen
Stellen kommt aus dem Arbeitskräftepotenzial oder von Personen aus anderen EU-Staaten, erläuterte Gusenbauer.
Auch bei der Lohnentwicklung erwartet sich die SPÖ "ein deutliches Zeichen an die Arbeitnehmer";
denn, wie Gusenbauer erklärte, seien sowohl Produktivitätsentwicklung als auch das Wirtschaftswachstum
hoch, die Arbeitnehmer sollen ihren Anteil bekommen. Auf Prozentzahlen wollte sich der Bundeskanzler dabei freilich
nicht einlassen.
Gusenbauer warnte auch vor der Illusion, dass mit dem guten Wirtschaftswachstum allein die Arbeitslosigkeit sinken
werde. Er verwies auf Prognosen, wonach in den kommenden Jahren 151.000 Personen auf den Arbeitsmarkt neu hinzukommen
werden; wenn man also zugleich diese Personen beschäftigen und die Arbeitslosigkeit senken will, brauche es
zusätzliche Maßnahmen, und zwar in der Arbeitsmarktpolitik, in der Verteilungspolitik und bei der Infrastruktur.
Sozialminister Erwin Buchinger erläuterte, dass für heuer ein Rekordwachstum bei der Beschäftigung,
und zwar ein Plus von 60.000, zu erwarten sei. Trotzdem werden nur rund 15.000 der 60.000 neuen Jobs aus von zuvor
arbeitslosen Personen besetzt werden. "Das zeigt, wir müssen die Qualifizierung ausbauen und die Vermittlung
beim AMS verbessern", so Buchinger. Bei den Jugendlichen soll das Auffangnetz im Herbst um 2.000 bis 3.000
Plätze erweitert werden. Und es soll der Blum-Bonus effektiver eingesetzt werden. Dazu werden in den nächsten
Wochen Vorschläge von den Sozialpartnern vorgelegt werden.
Gusenbauer merkte dazu an, dass es beim Blum-Bonus enorme Mitnahmeeffekte gebe. Daher solle man ihn stärker
auf die tatsächliche Nachfrage konzentrieren, das wäre insbesondere in technisch-gewerblichen Berufen
und im Tourismus. Davon, dass man Betriebe "bestrafen" solle, hält Gusenbauer nichts: "Es gibt
derzeit andere Wege. Sinnvoll sind Anreizstrukturen."
Auch gebe es Indizien, dass es neben der Metallbranche auch im Bau und im Baunebengewerbe einen Fachkräftemangel
geben könnte. Daher will der Sozialminister zusätzliche Mittel für das AMS für Qualifizierungen.
Außerdem soll besonderes Augenmerk auf die Jobchancen für ältere Arbeitnehmer gelegt werden, sagte
Buchinger, hier geht es in erster Linie um den Bereich der Gesundheitsvorsorge. Weiters erwartet die SPÖ von
Wirtschaftsminister Bartenstein eine Reparatur der Regelung, bei der für ältere Arbeitnehmer kein Beitrag
zur Arbeitslosenversicherung gezahlt werden muss. Hier hat ja der Verfassungsgerichtshof unterschiedliche Altergrenzen
für Frauen und Männer untersagt; derzeit werden dabei auf deutlich mehr Einnahmen verzichtet, als vom
Gesetzgeber gewollt.
Bures: Bund nimmt 350 neue Lehrlinge auf Faymann: Kein Ausverkauf öffentlichen Eigentums
Frauen- und Beamtenministerin Doris Bures präsentierte im Rahmen der Pressekonferenz "Beschäftigung.
Den Aufschwung für alle nützen" zur Sommerklausur des SPÖ-Bundesparteipräsidiums am Montag
konkrete Initiativen, die der Bund tätigt, um die Ausbildungschancen junger Menschen zu erhöhen. "Der
Bund setzt Taten und gibt 350 jungen Menschen Chance auf einen Ausbildungsplatz und ab September wird der Bund
speziell jungen Frauen in technischen Berufen Ausbildungsplätze bieten. Damit hat der Bund insgesamt mehr
als 1.000 Lehrlinge", erklärte Bures. "Je 20 Milliarden Euro werden bis 2010 in Straße, Schiene
und Verkehr investiert", betonte Infrastrukturminister Werner Faymann im Rahmen der Pressekonferenz die Investitionen
des Bundes. Faymann wies insbesondere auf die Wichtigkeit des sorgsamen Umgangs mit dem Eigentum in öffentlicher
Hand hin.
"Der Bund wird speziell auch jungen Frauen in den Bereichen Informationstechnologien, Luftfahrttechnik oder
etwa einer Tischlerin im Landesverteidigungsministerium Ausbildungsplätze bieten", erklärte Bures,
der Bund müsse bei Ausbildungsmöglichkeiten Vorbild sein, dies habe dann auch positive Auswirkungen auf
die Privatwirtschaft. "Die Lehrlingsausbildung ist ein Schwerpunkt in der Bundesregierung und daher wird auch
der Bund hier Taten setzen und 350 Lehrlinge im Bundesdienst aufnehmen", so Bures.
Dort wo die öffentliche Hand Eigentümer ist, etwa in den Bereichen Gesundheit oder Wasserversorgung,
muss bei etwaigen Verkäufen sehr sorgsam umgegangen werden. "Die sehr vorsichtige Politik der SPÖ
ist hier richtig, denn PPP-Modelle mit der Privatwirtschaft sind richtig, aber ein Ausverkauf hätte verheerende
Auswirkungen", warnte Faymann. Der Infrastrukturminister plädierte dafür, sich an der diesbezüglichen
Diskussion auf europäischer Ebene "massiv zu beteiligen".
Als zentrale Aufgabe der Frauenministerin bezeichnete Bures die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Österreich
sei bei der Anzahl der Kinderbetreuungsplätze leider im europäischen Schlussfeld. Daher gebe die Bundesregierung
hier eine Anstoßfinanzierung von 20 Millionen Euro jährlich. Gemeinsam mit den Ländern sollen die
Plätze der Betreuungseinrichtungen erhöht werden. Dies bedeute auch rund 1.800 zusätzliche Arbeitsplätze,
betonte die Frauenministerin. "Jeder Euro, der in Kinderbetreuungsplätze fließt, ist gut angelegt,
denn davon fließen 1,2 bis 3 Euro wieder zurück", machte Bures auf die positiven volkswirtschaftlichen
Effekte aufmerksam. |