1,2 Millionen Euro für Vorhaben, die die Zugänglichkeit erleichtern
Wien (rk) - Dass Barrierefreiheit, also die Zugänglichkeit und Benutzbarkeit von Infrastruktur,
Produkten, Dienstleistungen oder Informationen für alle Menschen, eine herausfordernde, aber lösbare
Aufgabe ist, beweisen nicht nur die Siegerprojekte des Förderwettbewerbes Call Vienna enabled 2007 des ZIT
Zentrum für Innovation und Technologie, der Technologieagentur der Stadt Wien. Zahlreiche spannende und innovative
Vorhaben wurden eingereicht, wovon elf Projekte mit rund 1,2 Mio. Euro gefördert werden konnten. Die geförderten
Projekte decken die Schwerpunktfelder Medizintechnik, Infrastruktur, Mobilität wie auch Kommunikation ab und
reichen von einem Museumsguide für gehörlose und schwerhörige Personen bis zu einem automatischen
Umblättergerät. Das durch die Förderungen ausgelöste Investitionsvolumen beträgt rund
4 Mio. Euro. Vizebürgermeisterin Brauner betont die gesellschaftspolitische Bedeutung des Calls: "Auch
bei technologiepolitischen Maßnahmen ist die Frage entscheidend: Wie können Menschen unmittelbar und
konkret profitieren? Mit dem Thema Barrierefreiheit wurde diese Bedeutung von Forschung und Technologie für
individuelle Lebenssituationen besonders deutlich", so Brauner.
Gesucht wurde alles, was Menschen mit körperlicher Einschränkung das Leben erleichtert
Das ZIT Zentrum für Innovation und Technologie, ein Unternehmen des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds
(WWFF), war mit dem Call Vienna enabled die erste Förderinstitution, die Innovationen für Menschen mit
Behinderungen systematisch unterstützt. Dass es dafür Bedarf gibt belegen die Zahlen: In Österreich
sind circa 5 Prozent der Gesamtbevölkerung bewegungseingeschränkt (alte Menschen und vorübergehend
Eingeschränkte nicht mit eingerechnet), etwa 43 Prozent seh- und ca. 6 Prozent hörbeeinträchtigt.
"Neben der unmittelbaren Unterstützung für Unternehmen versucht das ZIT im Rahmen der Forschungsförderung
auch in der thematischen Auswahl der Fördermaßnahmen Akzente zu setzen", erläutert ZIT-Geschäftsführer
Dr. Claus Hofer. "Die erfolgreiche Durchführung des Calls Vienna enabled 2007 hat gezeigt, dass dieser
Weg sowohl hinsichtlich der Abdeckung konkreter Bedürfnisse als auch hinsichtlich der Stimulierung von Forschungstätigkeiten
der Richtige ist", so Hofer weiter. Für Menschen mit Einschränkungen ist Barrierefreiheit eine Vorbedingung
für die Teilhabe an allen gesellschaftlichen Lebensbereichen. Gesucht wurden daher von Wiener Unternehmen
durchgeführte Forschungs- und Entwicklungsprojekte die zu Produktentwicklungen führen und maßgeblich
zur Überwindung bzw. zum Abbau von Barrieren beitragen. Alle Technologiebereiche waren mit dieser Ausschreibung
angesprochen. Die Förderungsquote liegt zwischen 25 und 45 Prozent, die maximale Förderungshöhe
betrug pro Projekt 500.000 Euro.
Elf geförderte Projekte: Vom Museumsguide zum automatischen Umblättergerät
Die Inhalte der geförderten Projekte sind entsprechend den Wiener Stärkefeldern dominiert vom
Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Hinsichtlich der Innovationskraft beweisen Wiener
Unternehmen erneut, dass die kleinen Unternehmen sich durchaus mit den großen Konzernen messen können.
Neun der elf Vorhaben werden von Unternehmen mit weniger als 50 bzw. weniger als zehn Mitarbeitern umgesetzt. Die
Projekte reichen von einem neuartigen Kinderhandsystem, welches Kindern und Jugendlichen mit Amputationen im Bereich
der oberen Extremität ein Stück Unabhängigkeit und Lebensqualität zurück geben soll bis
zu einem elektronischen Lernprogramm für Gehörlose, welches Gehörlosen die Möglichkeit geben
soll. Selbst Lerninhalte zu generieren und anderen zur Verfügung zu stellen. Ein gefördertes Projekt
beschäftigt sich mit dem Thema Mobilität und im Speziellen mit der Entwicklung eines akustischen Informationssystems,
dass Blinden, sehbehinderten und in ihrer Mobilität eingeschränkten Fahrgästen die Nutzung öffentlicher
Verkehrsmittel erleichtert. Auch die optimierte Nutzung des Internets hatten einige Projekte zum Thema. So beschäftigt
sich ein Projekt mit der Zugänglichkeit von Web 2.0 Plattformen und ein weiteres mit der Nutzung von Webshops
für ältere Generationen und Menschen mit Behinderungen.
Die Siegerprojekte
1. Platz: equalizent Schulungs- und Beratungs GmbH
Gehörlose und Schwerhörige verfügen heute nur über eingeschränkten Zugang zu den Informationen
in Museen (Audio Guides, MuseumsführerIn). Gehörlose haben überdies oftmals Schwierigkeiten beim
Verständnis von Schriftsprache. Im Projekt Museumsguide für gehörlose und schwerhörige Personen
wird daher ein neuer Museumsguide für Gehörlose entwickelt und in Wiener Museen prototypisch getestet.
Für Schwerhörige wird eine am Guide ansteckbare Komponente konzipiert, welche die Sprache einer MuseumsführerIn
oder des Audio Guides direkt in das Hörgerät überträgt.
2. Platz: Quidenus GmbH
Quidenus plant im Rahmen des Projektes QiCare die erstmalige Entwicklung eines mobilen, kostengünstigen Umblättersystems
in universellem Design für unterschiedliche Lesematerialien (nicht standardisierte Vorlagen!), welches auch
für Menschen mit Bewegungseinschränkungen ein praktisches Hilfsmittel darstellen wird. QiCare ermöglicht
erstmals Menschen mit besonderen Bedürfnissen das barrierefreie, ortsunabhängige Benutzen von Lesematerialien
und erschließt somit den Zugang zu gedruckter Information.
3. Platz: Webducation Software Planungs- und Entwicklungsgmbh
Mit dem Projekt ELGE: E-Learning für Gehörlose soll ein Verfahren zur Erstellung von Lernprogrammen
für Gehörlose, das optimale technische u. didaktische Rahmenbedingungen bereitstellt, eruiert werden.
Dies soll Gehörlosen die Möglichkeiten geben, selbst Lerninhalte zu generieren und anderen zur Verfügung
zu stellen. Im Rahmen des Projektes wird die Demoversion eines Gehörlosen-E-Learnings entwickelt.
Die Förderwettbewerbe des ZIT
Mit der Gründung der ZIT Zentrum für Innovation und Technologie GmbH im Jahr 2000 wurde die Technologieförderung
in Wien auf eine neue Basis gestellt. Gemäß dem Grundsatz "Alles aus einer Hand" verfolgt
das ZIT seitdem die Zielsetzung, ein optimales Umfeld für innovative Wiener Technologieunternehmen zu schaffen.
"Herzstück" der ZIT-Fördermaßnahmen sind Calls für betriebliche Forschung und Entwicklung,
also Förderwettbewerbe, die jährlich drei- bis viermal ausgeschrieben werden. Jeder Call hat einen thematischen
oder einen strukturellen Schwerpunkt. Die Beurteilung der eingereichten Projekte erfolgt durch eine internationale
ExpertInnenjury. Seit 2001 hat das ZIT 19 Förderwettbewerbe, unter anderem zu den Themen Life Sciences, IKT,
Verkehr, grenzüberschreitende Kooperationen und innovative Dienstleistungen durchgeführt. Dabei wurden
insgesamt 192 F&E- Projekte von Wiener Unternehmen mit rund 30 Millionen Euro gefördert. Gesamtinvestitionen
von rund 125 Millionen Euro wurden dadurch ausgelöst und rund 1.200 hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen
oder gesichert. |