Wissenschafter der Uni Graz helfen bei der Revitalisierung von Wiesen rund um Loipersdorf
Graz (universität) - Schluss mit Monokulturen und Maisäckern! Die EigentümerInnen
kaum mehr existenzfähiger Landwirtschaftsbetriebe im Grenzgebiet Steiermark-Burgenland schritten zur Tat:
Das Grünland rund um Loipersdorf sollte in Zusammenarbeit mit Dr. Gerfried Deutsch und Dr. Anton Drescher
vom Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Graz in einen naturnäheren Zustand zurückgeführt
werden. "Es bestand die Gefahr, dass die zum Teil noch bunten Wiesen des reizvollen Hügellandes verbuschen
oder zu Maisäckern und Forstkulturen umgewandelt werden. Einige dieser Wiesen sind aber immer noch sehr artenreich
und ökologisch wertvoll, sie enthalten seltene und gefährdete Orchideenarten", erklären die
Biologen.
Vor Projektbeginn herrschte in diesem Gebiet eine kleinbäuerliche Struktur mit großen Mais-Monokulturen
vor. "Wir möchten die Artenvielfalt wieder herstellen und gleichzeitig Samen und Pflanzenwirkstoffe sinnvoll
nützen", so Deutsch. Auf genau abgegrenzten Flächen sollen zur Kontrolle der Maßnahmen jedes
Jahr Bodenproben entnommen und die Zahl und Verteilung der Pflanzenarten festgestellt werden. Auf insgesamt zwölf
Hektar sind ebenso viele Kontrollflächen eingerichtet.
"Die Verbesserung der Wiesen äußert sich in einer erhöhten Artenzahl sowohl der Gräser
als auch der Kräuter", führt Drescher aus. Diese höhere Vielfalt bewirkt eine größere
Palette von Pflanzeninhaltstoffen, die in Form von Extrakten und Duftölen für Sauna-Aufgüsse genutzt
werden. Die Samen können verkauft und für Einsaaten zur Verbesserung benachbarter Flächen verwendet
werden. Die Verschönerung des Landschaftsbildes ist dabei ein weiterer positiver Effekt im Rahmen des Wellness-Tourismus.
"Dieser Ansatz ist ein völlig neuer, bisherige Projekte zur Wiesenerhaltung beschränkten sich meist
auf Beweidungsmodelle", wissen die Grazer Botaniker.
Der Nutzen ist ein doppelter: Je mehr Pflanzenarten vorhanden sind, desto mehr Tierarten siedeln sich an, von Schmetterlingen
über Heuschrecken bis hin zu Käfern. "Sogar das Wild reagiert auf die Veränderungen",
so Drescher. Erreicht wird die Steigerung der Pflanzenvielfalt durch Nährstoffentzug und nur eine einmalige,
späte Mahd pro Jahr. Pflanzenarten auf kargeren Böden arbeiten mit anderen Strategien: Sie sind konkurrenzschwächer,
ertragen aber eher Stress. Das Projekt geht auch mit einer Extensivierung der verbliebenen Landwirtschaftsbetriebe
einher: Schafe und schottische Hochlandrinder, die das gesamte Jahr im Freien verbleiben, beleben das Bild. Die
Freilandhaltung von Schweinen erhöht zusätzlich die Fleischqualität.
Seit Herbst 2004 haben sich schon gravierende Veränderungen ergeben, viele neue Pflanzen sind bereits in die
umgewandelten Flächen eingewandert. "Eine derartige Untersuchung ist in diesem Raum bisher noch nie gemacht
worden und könnte Vorbildwirkung für andere Regionen haben", so die Biologen über das Projekt,
das durch EU-Mittel ko-finanziert wird. |