Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu eröffnet
Sibiu (epd Ö) - Zuversichtlich im Hinblick auf Verlauf und Ergebnis des internationalen Treffens
äußerten sich Mitglieder der Delegation der Evangelischen Kirchen A.B. und H.B. in Österreich zu
Beginn der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung, die vom 4. bis 9. September im rumänischen
Sibiu stattfindet.
Vor dem Begrüßungsabend am 4. September drückte der lutherische Bischof Mag. Herwig Sturm gegenüber
epdÖ seine Hoffnung aus, dass die "wesentlichen Themen, die uns interessieren", zur Sprache kommen,
und dass in Zukunft diese Themen auch umgesetzt werden. Der reformierte Landessuperintendent, Mag. Thomas Hennefeld,
bedauerte das zeitliche Zusammentreffen mit dem Papstbesuch in Österreich, sprach aber von der Hoffnung, dass
durch die Versammlung "etwas Unerwartetes" entstehen könnte.
Die lutherische Oberkirchenrätin Dr. Hannelore Reiner erwartet sich von der Begegnung, bei der man die verschiedenen
kirchlichen Traditionen erleben könne, dass sich diese Traditionen dabei "sehr nahe" kommen. Sibiu/Hermannstadt
mit seiner Vielzahl christlicher Konfessionen, so Reiner im Gespräch mit epdÖ, eigne sich dafür
in besonderer Weise. Auch Landeskurator-Stellvertreterin Gerhild Herrgesell hofft auf Dialogbereitschaft und den
Willen, "aufeinander zuzugehen und festgefahrene eigene Positionen in Frage zu stellen". Dass deutlich
wird, "was miteinander verbindet", und nicht Unterschiede hervorgehoben werden, erwartet die Jugendreferentin
Ines Hauser von der Evangelischen Jugend Österreich von der Ökumenischen Versammlung.
Sprachliche und konfessionelle Vielfalt
In seinem Grußwort bei der Auftaktveranstaltung verwies auch der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in
Rumänien, D.Dr. Christoph Klein, vor mehreren hundert TeilnehmerInnen auf dem Hauptplatz von Sibiu auf die
traditionelle sprachliche und konfessionelle Vielfalt der Stadt. Hier sei etwas von den "Schätzen der
Weisen aus dem Morgenland" zu entdecken, die die "Weisen aus dem Westen" bereichern könnten
und umgekehrt. Die Vizepräsidentin der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), die schwedische Dekanin
Margarethe Isberg, sprach bei ihrer Begrüßung von einer "großen Verantwortung" der Ökumenischen
Versammlung und stellte die Frage: "Warum ist die ökumenische Straße ein so langer und mysterienvoller
Weg?"
Bürgermeister von Sibiu: Wunsch nach "einer christlichen Kirche"
Grußworte sprachen auch hohe Repräsentanten der Orthodoxen und Römisch-katholischen Kirche sowie
der Bürgermeister von Sibiu, Klaus Johannis, der in rumänischer, englischer und deutscher Sprache seinen
Wunsch nach "einer christlichen Kirche" zum Ausdruck brachte.
Musikalisch gestaltete die Begrüßungsveranstaltung ein Jugendchor; Jugendliche sprachen auch Gebete
für die Versammlung und präsentierten Lichtprojektionen. Im Anschluss wurde ein Willkommensfest mit Musik
und Tanz von Gruppen aus Sibiu gefeiert. Auf dem Platz vor der evangelischen Kirche wurde den TeilnehmerInnen vor
dem Fest ein Begrüßungsmahl angeboten.
An der 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu nehmen 10 Delegierte der Evangelischen Kirche
A.B. sowie drei Delegierte der Evangelischen Kirche H.B. teil. Insgesamt gehören der Delegation aus Österreich
unter der Leitung des ÖRKÖ-Vorsitzenden Bischof Mag. Herwig Sturm rund 60 Personen an.
Das Motto der Versammlung lautet: "Das Licht Christi scheint auf alle. Hoffnung für Erneuerung und Einheit
in Europa". Mehr als 2.500 Delegierte nehmen an der EÖV3 teil, die wie die bisherigen Versammlungen von
Basel (1989) und Graz (1997) gemeinsam von der "Konferenz Europäischer Kirchen" (KEK) und dem "Rat
Europäischer Bischofskonferenzen" (CCEE) einberufen wurde. Die Hälfte der Delegierten wurde von
den 34 römisch-katholischen Bischofskonferenzen ernannt, die zur CCEE gehören. Die andere Hälfte
repräsentieren die rund 120 Mitgliedskirchen der KEK, die zur anglikanischen, orthodoxen und protestantischen
Kirchenfamilie gehören. Die Versammlung wird in Plenarsitzungen und "Foren" zu spezifischen Themen
tagen. Solche Themen sind u.a. Spiritualität, gemeinsames Zeugnis, europäische Integration, interreligiöser
Dialog, Migration, Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung. Regelmäßige gemeinsame Andachten
verleihen dem Leben der Versammlung ihren besonderen spirituellen Rhythmus. Unter den Hauptrednern sind der Ökumenische
Patriarch Bartholomaios I., Kardinal Walter Kasper als Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit
der Christen, der rumänisch-orthodoxe Metropolit Daniel (Ciobotea) von Iasi, der russisch-orthodoxe Metropolit
Kirill von Smolensk und Kaliningrad als Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, der Berliner evangelisch-lutherische
Bischof Wolfgang Huber als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, der anglikanische Bischof
von London, Richard Chartres, und der Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio, Prof. Andrea Riccardi. Auch der
Präsident der Europäischen Kommission, Manuel Barroso, und der rumänische Präsident Trajan
Basescu werden zu den Teilnehmern der EÖV3 sprechen. |