Stuttgart (fraunhofer/idw) - Ist das Navigationssystem zu kompliziert? Lenkt
es den Autofahrer vom Verkehr ab? Um elektronische Helfer zu testen, müssen die Entwickler zahlreiche Prototypen
erstellen - eine teure und zeitaufwändige Angelegenheit. Tests in virtuellen Welten reduzieren die Zahl der
Prototypen.
Konzentriert schaut der Ingenieur auf das Display in einem virtuellen Armaturenbrett. Er soll die neuen Fahrerassistenzsysteme
aus Sicht des Nutzers testen. Wie ablenkend ist eine vorgelesene SMS im Kreisverkehr? Wie nimmt der Fahrer eine
Kollisionswarnung im Nebel wahr? Die Entwickler von elektronischen Helfern müssen viele Prototypen erstellen
und unzählige Funktionen erproben. Das bedeutet viel Zeit und Geld, bevor das Produkt reif für den Markt
ist. Künftig haben die Ingenieure es leichter: In einer virtuellen Welt kreieren sie bequem virtuelle Prototypen
und simulieren sämtliche Funktionen.
Vor allem Autohersteller und Zulieferer profitieren künftig von Personal Immersion®. Mit diesem System
für Virtuelle Realität und stereoskopische interaktive Simulation des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft
und Organisation IAO in Stuttgart lassen sich maßgeschneiderte virtuelle Umgebungen darstellen; etwa für
die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen. "Unsere VR-Anlage simuliert aber nicht nur die Instrumente",
erklärt Manfred Dangelmaier, Projektleiter am IAO. "In dieser Anlage sind alle Ebenen virtuell: Der Nutzer
sitzt in einem virtuellen Fahrsimulator, umgeben von einer virtuellen Welt, vor ihm eine virtuelle Instrumententafel
mit einem virtuellen Bediensystem." Auf diese Weise können Ingenieure jede erdenkliche Situation simulieren,
um so Mensch-Maschine-Schnittstellen zu erproben. Ganz gleich, welche Verkehrssituation dargestellt werden soll
und welchen Wunsch der Fahrer an die Bordelektronik hegt, wie etwa das Abrufen der aktuellen Stauinformationen
- der Fantasie sind beim Testen der Systeme keine Grenzen gesetzt. "Mit einer solchen interaktiven Simulation
lassen sich Zeitaufwand und Entwicklungskosten deutlich senken", sagt Dangelmaier. Außerdem erleichtert
die Virtuelle Realität beim immersiven Konstruieren die Kommunikation in interdisziplinären Teams.
Bisher lag ein Problem bei der Darstellung virtueller Welten in der Auflösung der Projektoren. "Es ist
technisch schwierig, gleichzeitig die Umgebung in ihrer Größe sowie die Details in der Nähe zufriedenstellend
virtuell abzubilden", sagt Dangelmaier. Doch die Forscher haben das Problem gelöst: Statt den in VR-Anlagen
üblichen zwei Projektoren funktionieren ihre Systeme mit vier Projektoren in einem komplexen Stereo-Projektionssystem.
Auf der IAA in Frankfurt vom 13. bis 23. September stellen die Wissenschaftler die Möglichkeiten des neuen
Systems vor (Halle 1.1, Stand A 19). |