Dickmacher raus, Fitmacher rein in Schulautomaten  

erstellt am
17. 09. 07

In 9 von 10 Schulen stehen Automatenbuffets - durchschnittlich 4 je Schule - Limonade und Schokolade dominieren Angebot - AK verlangt mehr Auswahl
Wien (ak) - Aktuelle Daten bestätigen erneut: Österreichs Schulkinder haben dicke Probleme. Jedes fünfte Kind ist übergewichtig, die Hälfte davon sogar fettleibig. Als Konsequenz werden gefordert: Maßnahmen wie bessere Aufklärung von klein auf, Werbeverbote und die Verbannung von Automaten mit zuckerhältigen Getränken aus Schulen. Alles Dinge, die auch die AK immer wieder fordert. Die Idee, das Angebot in Schulautomaten zu regeln, bedarf allerdings Daten, die den Status Quo beschreiben. Daher hat die AK erstmals in Österreich erhoben, was an Getränke- und Speiseautomaten in Schulen so rumsteht und was drinnen ist. "Erfreulich ist das Ergebnis nicht, weder aus ernährungsphysiologischer noch aus preislicher Sicht" sagt AK Konsumentenschutz-Expertin Petra Lehner. Fest steht nur: Automaten sind in Schulen allgegenwärtig. In neun von zehn Schulen steht mindestens einer, durchschnittlich gibt's vier, Spitzenwert sind zehn pro Schule. Am häufigsten findet man Kaltgetränkeautomaten.

Dickmacher dominieren
Das Angebot ist überwiegend von unbefriedigender Ernährungsqualität. "Limonade und Schokolade, flankiert von Eistee, Fruchtsäften, Chips und süßen Schnitten, nicht gerade Fitmacher für Kinder", resümiert Lehner. Mineralwasser muss man hingegen mit der Lupe suchen. Nur in ca der Hälfte der Automaten findet sich auch Mineralwasser, und dann häufig noch als gezuckerte "Wellness-Variante". Molkegetränke gibt's hin und wieder, Milch wird nie angeboten. Auch Obst findet man nirgends, dafür aber manchmal Red Bull.

Teurer als im Supermarkt
Kinder zahlen zudem ordentlich drauf am Automaten. Die Cola kostet gut 20 Prozent mehr als genau das gleiche im Supermarkt, wo es auch noch billigere "no-name"-Limo gibt. Und zudem gibt es im Handel auch viel mehr Auswahl - und auch Gesünderes. Eine vernünftig zusammengestellte Jause aus dem Supermarkt ist bis zu 15 Prozent billiger als die Cola-Snack-Kombi aus dem Automaten.

Der Mehrpeis im Automaten - de facto ein rechtlich inexistenter "Automatenaufschlag" - ist nicht überall gleich hoch. So kosten Getränke in Hauptschulen 18 Prozent weniger als in berufsbildenden höheren Schulen. "Nicht nachvollziehbar", urteilt Lehner, "hier orientiert man sich eher am mitunter höherem Taschengeld älterer Kids als an der objektiven Leistungsvergütung." Schulen bekommen häufig eine Zuwendung vom Automatenaufsteller, wenn man einer Aufstellung zustimmt. Ein nur scheinbares "Geschenk", denn die SchülerInnen zahlen über den Mehrpreis für die Getränke am Automaten quasi diese Prämie selbst. Und die Stromkosten für die Automaten trägt der Schulerhalter.

Breiteres Angebot zu fairen Preisen
Automaten in Schulen sind grundsätzlich zulässig. Der Schulausschuss bestimmt, ob einer aufgestellt wird und was drinnen sein soll. Die AK verlangt daher Regeln für Schulautomaten: keine Automaten in Räumen, die auch unter 12-Jährige nutzen, ein breiteres Angebot muss gewährleistet und somit echte Wahlfreiheit zum fairen Preis geboten werden. Ein erster Schritt wäre eine Selbstverpflichtung der Aufsteller, dass zumindest die Hälfte des Angebots keine gezuckerten Getränke und Süßigkeiten/Knabbereien sind. Funktioniert es freiwillig nicht, muss diese Ausgewogenheit gesetzlich vorgeschrieben werden.

Tipps für KonsumentInnen

  • Der Schulausschuss entscheidet, ob Automaten aufgestellt werden und was in diesen drinnen sein darf. Eltern sollten dieses Mitbestimmungsrecht in der Schule ihrer Kinder nutzen.
  • Die Elternvertretung ist der richtige Ort, um über ein ausgewogeneres Angebot zu diskutieren und gegebenenfalls einen Beschluss zu fassen, mit dem dann der Schulausschuss konfrontiert werden kann.
  • Bei Verhandlungen mit Automatenaufstellern nicht vergessen: Die Aufsteller wollen in die Schulen, dh die Schule (über Lehrer-, Eltern- und SchülervertreterInnen) bestimmt, was passiert!
  • Der "Automatenaufschlag" ist ungerechtfertigt - reden Sie mit dem Aufsteller! Angebote im Automat sind zehn bis 30 Prozent teurer als das gleiche im Supermarkt, wo auch häufig eine gesonderte Kühlvitrine derselben Firma steht und in der Regel Personal dieser Firma diese Sonderplatzierungen und meist auch die "normalen" Regale betreut. Der Schulautoamt ist daher nicht "aufwändiger" (Betreuung, Anfangskosten) als der Supermarkt und bietet zusätzlich den Vorteil, dass kein (billigeres) Konkurrenzprodukt weit und breit angeboten wird. Der Aufschlag ist daher nicht gerechtfertigt. Hier werden doch wohl nicht die SchülerInnen zahlen, was das Unternehmen der Schule als "Dankeschön" für die Aufstellung des Automaten vergütet.
  • Geben Sie Ihrem Kind eine gesunde Jause von zu Hause mit. Das hält es (vielleicht) von teuren Dickmachern aus dem Automaten fern.


Das Institut für Kinderrechte und Elternbildung hat im Auftrag der AK 40 Wiener Schulen analysiert, die von zehn- bis 19jährigen besucht werden (Hauptschulen, AHS, BHS). Die Anzahl der Schulen je Schultyp entspricht der Verteilung in Wien. Die Besuche in den Schulen fanden im Juni 2007 statt. Den Untersuchungsbericht gibt's auf http://www.arbeiterkammer.at

 
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