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Österr. Erstaufführung "Grosse Vögel, kleine Vögel" |
erstellt am |
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Von Astrid Griesbach nach Pier Paolo Pasolini – Eine Produktion des Theater des Lachens Berlin
/ Artgenossenschaft in Koproduktion mit dem TAG Wien (tag) - Drei Hüter bedrohter Geschichten haben sich Pasolinis "Grosse Vögel, kleine Vögel" angenommen. Es ist die Mär von der heiligen Aufgabe die Vögel zu bekehren und der gehorsame Versuch zweier Mönche die Falken und die Spatzen zum friedlichen Miteinander zu überzeugen. Schier verzweifelt nehmen Bruder Ninetto und besonders Bruder Ciccillo sich des Auftrags an und beginnen nach einer Kommunikation mit den sehr verschiedenen Wesen zu suchen, um ihnen das Evangelium zu verkünden. Sie erlernen die Sprache der Falken und entdecken die Kommunikation der Spatzen. Einem Don Quixote gleich, versuchen sie sich in unendlicher Naivität dem verzweifelten Kampf um Frieden unter den Kreaturen zu stellen. Die beiden Mönche schaffen das Unmögliche und scheitern an der Natur. Dabei switchen die Hüter immer wieder in verschiedene Sichtachsen des Geschehens, sie sind die klassischen Figuren des Theater des Lachens. Sie verrücken die Geschichte bis zur Kenntlichkeit und nutzen Zeit und Raum, sie machen sich daran in den Köpfen der Zuseher zu wandeln. Schluchzend fällt Bruder Ciccillo auf die Knie und wendet sich direkt an Gott: "Sieh, ich hab` die Falken bekehrt und die Spatzen, wie es mir der hl. Franziskus befohlen hat, die Falken verehren dich, und die Spatzen verehren dich ebenfalls. Aber warum erkennt ein Falke in einem Spatzen nicht einen Falken, und warum erkennt ein Spatz in einem Falken nicht einen Spatzen?" Der Pasolini-Stoff von 1965 handelt von der Krise des Marxismus, aber ebenso vom Christentum und seinem utopischem Potential, und vom Verhältnis der beiden Weltanschauungen zueinander. Eine Parabel für eine Menschheit, die sich vom Totalitätsanspruch der Ideologien zu befreien sucht, ohne deren jeweilige Werte aufzugeben. Ideologien sind nur Durchgangsphasen. In "Große Vögel - kleine Vögel" bleibt für die Menschen wenigstens noch die Hoffnung des Weges: Der Weg führt weiter, wohin auch immer. Die "Trilogie der verblassenden Ideale" des Theater des Lachens Berlin, die mit den umgesetzten Filmvorlagen "Bamba" / "Wunder von Mailand" von de Sica (Koproduktion mit Festival La Strada Graz, Ensemble Materialtheater, FITZ Stuttgart, Theaterdiscounter Berlin) und mit Lina Wertmüllers "Liebe und Anarchie" (Koproduktion mit KosmosTheater Wien, Theaterdiscounter) begonnen hat, wird nun mit Pasolinis "Große Vögel, Kleine Vögel" beendet. Wie schon in den beiden ersten Teilen zuvor, hat sich die Buntheit der närrischen Figuren zu Gunsten einer Zeichenhaftigkeit verschoben. "Grosse Vögel, Kleine Vögel" als dritter Teil schliesst genau wie der zweite Teil "Liebe und Anarchie" nach Lina Wertmüllers Film als Arbeit direkt an die Figurentheaterproduktion "Bamba" mit dem Materialtheater Stuttgart an und bildet wohl meine lang gesuchte Verbindungslinie zwischen den beiden Genres. Hier: mit der Dramatik zu spielen und da: Dramatik spielen. So konsequent und gleichberechtigt nebeneinander wie in "Liebe und Anarchie" habe ich die Draufschau auf die Geschichte und die Innenansicht der Figuren in ihrer Verwebung bis jetzt nicht gewagt und es zeigt einen neuen Weg aus dem Geist des Puppentheaters meine Schauspielarbeiten weiter zu entwickeln. Diese Arbeit ist leiser, die Narren haben menschliche Züge, die Typen machen Individuen Platz, sie sind seltsam verletzlich geworden. Sie verlieren nicht und sind dennoch keine Sieger mehr. "Grosse Vögel" wird diesen Weg weiter gehen und vertiefen. Astrid Griesbach Pier Paolo Pasolini Geboren 1922 in Bologna, war Essayist, Romancier, Dichter, Drehbuchautor, Maler und Filmregisseur - ein scharfer Denker mit einer weichen Stimme und ein Intellektueller, dessen vielfältiges Schaffen bis heute nur in Ausschnitten wahrgenommen worden ist. Pasolini setzte sich mit den Missständen in der italienischen Gesellschaft auseinander. Zentrale Motive seines Gesamtwerkes sind der Marxismus und der Katholizismus, sein Interesse für die Mythologie, das Archaische und seine Herausforderungshaltung gegenüber der bürgerlichen Gesellschaft. In seinen Filmen stehen fast immer die Armen, die Ausgegrenzten und die Rebellen im Mittelpunkt. Am 2. November 1975 wurde Pasolini am Strand von Ostia ermordet. Die Regisseurin Astrid Griesbach Geboren 1956 in Meiningen/Thüringen, Studium der Germanistik und Slawistik in Erfurt (1977-79) sowie Studium an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin (1980-83 Puppenspiel und 1988-92 Regie). Nach Engagements als Puppenspielerin (u.a. Bühnen der Stadt Gera), Hospitanzen und Workshops bei Frank Castorf, Heiner Müller und Benno Besson inszenierte sie u.a. in Stuttgart, Berlin, Dresden, Potsdam, Heilbronn und Gera. Ab 1992 künstlerische Leiterin des "Kleinen Theaters" Frankfurt/Oder, Mitbegründerin des daraus entstandenen "Theater des Lachens". Seit 1999 künstlerische Leiterin des "Theater des Lachens Berlin". 2001-2003 Künstlerische Direktorin des Theaters Wismar. Seit 2002 Mitglied des Theaterbeirats im "Kleist-Forum-Frankfurt". Freie Regisseurin. Letzte Inszenierungen: "Liebe und Anarchie", "Bamba", "Legende vom Manifest der Kommunistischen Partei", "Sommernachtstraum-reorganisiert", "Maria Stuart". Premiere: 22. Oktober 2007, 20 Uhr Weitere Vorstellungen: 25., 28 und 29. Oktober, 20 Uhr Inszenierung Astrid Griesbach Bühne Michael Walter Musikalische Leitung Jürgen Kurz Regieassistenz Thomas Böltken Produktion Verena Busche Es spielen Mathias Lenz, Julia Schranz und Ilka Teichmüller Informationen: http://www.dasTAG.at |
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