Veröffentlichung in Fachzeitschrift "Nature" - Rückschlüsse auf das Schicksal
der Erde
Göttingen (pug/idw) - Eine internationale Forschergruppe unter Beteiligung der Göttinger
Astrophysikerin Dr. Sonja Schuh hat als erste einen Gasriesen-Planeten entdeckt, der die Ausdehnung seines Zentralsterns
kurz vor dessen Verlöschen als sogenannter "Roter Riese" überlebt hat. Dies berichtet das Forscherteam
unter Leitung des italienischen Astrophysikers Dr. Roberto Silvotti in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift
"Nature" (13. September 2007). Aus den Erkenntnissen über den rund zehn Millarden Jahre alten Planeten
V 391 Pegasi b könnte, so die Autoren, auch ein erstes Szenario abgeleitet werden über das Schicksal
der Erde, wenn die Sonne in rund fünf Milliarden Jahren ihren nuklearen Brennstoff als wichtigste Energiequelle
verbraucht haben wird.
Die Ausdehnung zum "Roten Riesen" läutet die Endphasen in der Existenz eines Sterns ein: Wenn der
Wasserstoffvorrat als wichtigste Energiequelle aufgebraucht ist, bläht sich das Volumen eines Sterns um mehrere
Millionen auf und "verschluckt" dabei Planeten, die ihn auf engen Bahnen umkreisen. "Mit dem rund
zehn Milliarden Jahre alten V 391 Pegasi b können wir zum ersten Mal nachweisen, dass ein Planet, der nah
an der Gefahrenzone existiert, diese Ausdehnung seines Zentralsterns überlebt hat", so Dr. Sonja Schuh,
wissenschaftliche Assistentin am Institut für Astrophysik der Universität Göttingen. Auch unsere
Sonne wird sich zum Ende ihrer Existenz zu einem "Roten Riesen" entwickeln. Erwartet wird, dass dann
die sonnennächsten Planeten Merkur und Venus in der Hülle der Sonne verschwinden werden, während
der Mars wahrscheinlich überleben wird. Das Schicksal der Erde dagegen ist sehr viel ungewisser: "Ähnlich
wie der von uns entdeckte Planet V 391 Pegasi b liegt die Erde am Rand der erwarteten Ausdehnungszone. Voraussichtlich
wird die Erde die Ausdehnung unserer Sonne nicht überstehen, aber mit Sicherheit können wir dies nicht
voraussagen", erläutert die Göttinger Wissenschaftlerin.
Den Nachweis der Existenz des Planeten V 391 Pegasi b führten die Forscher im Rahmen ihrer Beobachtungen der
periodischen Helligkeitsschwankungen des pulsierenden Zentralsterns: In einem Zeitraum von mehr als sieben Jahren
haben sie mit unterschiedlichen Teleskopen an mehreren Standorten diese Schwankungen gemessen (Photometrie). Dabei
stießen sie auf Unregelmäßigkeiten: Die Lichtstrahlen kamen bei der Aufzeichnung auf der Erde
außerhalb des erwarteten "Taktes" an. Dies erklären sie sich damit, dass sich die Entfernung
des Sterns zur Erde periodisch ändert. Nach weiteren Analysen der Datenreihen kamen die Forscher zu folgender
Interpretation: Der Zentralstern wird durch die Anwesenheit eines Begleiters mit planetarer Masse auf eine Umlaufbahn
um den gemeinsamen Schwerpunkt gezwungen. "Weil wir die dadurch hervorgerufenen Störungen genau kennen,
können wir durch Berechnungen Rückschlüsse auf die Eigenschaften dieses Planeten ziehen", so
Dr. Schuh. Die Göttinger Astrophysikerin hat in den vergangenen Jahren mit ihren Beobachtungen an Teleskopen
in Südspanien rund zehn Prozent zum Gesamt-Datensatz beigetragen.
Titel der Originalveröffentlichung:
Dr. Roberto Silvotti et al.: A giant planet orbiting the "extreme
horizontal branch" star V 391 Pegasi.
In: Nature, Volume 449, Number 7159. |