Industrie ist Wachstums- und Beschäftigungsmotor Österreichs
Wien (pdi) - "Noch nie war die Industrie in den vergangenen 25 Jahren so sehr Wachstums- und
Beschäftigungsmotor sowie Wohlstandsbringer wie heute", betonten der Präsident der Industriellenvereinigung
(IV), Dr. Veit Sorger, IV-Generalsekretär Mag. Markus Beyrer und IV-Vize-GS Mag. Peter Koren am 13.09. bei
einer Pressekonferenz im Rahmen des Tages der Industrie in Wien. "Seit 2003 ist die Industrie im engeren Sinn
um nicht weniger als 29 Prozent gewachsen", so der IV-Präsident.
Die IV hat die aktuelle Bedeutung der österreichischen Industrie auch statistisch durch das Industriewissenschaftliche
Institut errechnen lassen. Dabei gibt es vier Berechnungskonzepte:
- Die Sachgütererzeugung
- Der Produzierende Sektor, der international dem Sekundären Sektor entspricht.
- Das erweiterte Konzept der Industrie, das industrienahe Dienstleistungen mit einberechnet und
- den Servoindustriellen Sektor, der um die sogenannten produktionsorientierten Dienstleistungen ergänzt
wird.
"Aktuell beschäftigt der servoindustrielle Sektor mit rund 1,7 Mio. Menschen rund 40,3 Prozent der österreichischen
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, erwirtschaftet 55,5 Prozent des Produktionswertes der österreichischen
Volkswirtschaft sowie 46,2 Prozent der heimischen Wertschöpfung. Berechnet man übrigens die indirekten
Effekte hinzu, steigert sich der Anteil der Industrie auf die Gesamtwirtschaft auf bis zu 59 Prozent des BIP und
rund zwei Mio. Arbeitsplätze", so Sorger.
Österreich sei ein Industrieland und müsse ein attraktiver Standort bleiben. Die Industriellenvereinigung
habe in den vergangenen Jahren als Interessenvertretung zur beeindruckenden Entwicklung des Standortes Österreich
beigetragen. "Diese Aufgabe übernehmen wir auch in Zukunft", betonte Sorger. Daher sei es auch sehr
erfreulich, dass die Ergebnisse der aktuellen IV-Mitgliederumfrage unter 304 CEOs heimischer Unternehmen mit mehr
als 300.000 Beschäftigten eine Steigerung der Zufriedenheit der Mitglieder zeigen. Sorger: "86 Prozent
der befragten Mitglieder sind mit der IV zufrieden oder sehr zufrieden. Im Vergleich der Interessenvertretungen
billigen mehr als 50 Prozent der Befragten der IV zu, in den letzten drei Jahren an Bedeutung gewonnen zu haben
und in Zukunft weiter an Bedeutung zu gewinnen." Eine gewisse Skepsis sei jedoch bei der Frage nach dem Einfluss
der Bundespolitik auf die Unternehmen zu beobachten. Hier müsse sich die Bundesregierung noch Vertrauen verdienen.
Beyrer: Fachkräftemangel größter Hemmschuh für Wachstum und Beschäftigung
"Das Industrieland Österreich durchlebt eine konjunkturell gute Phase, deren Hauptgrund in der exzellenten
Performance der Industrie liegt. Doch wie lange es uns gelingt, diese gute Phase fortzuschreiben, ist ungewiss",
erklärte IV-Generalsekretär Mag. Markus Beyrer. Bei der Frage nach den größten Herausforderungen
der kommenden fünf Jahre sehen die befragten Unternehmen das "Finden qualifizierter Mitarbeiter (+24
Prozent gegenüber 2004)", die Energiekosten, Energieversorgung sowie die Arbeitszeit als größtes
Problem für das eigene Unternehmen.
"Das Fehlen qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am österreichischen Arbeitsmarkt entwickelt
sich angesichts der guten Konjunktur und 'Fast-Vollbeschäftigung' in Österreich zum gegenwärtig
größten Hemmschuh für mehr Wachstum und Beschäftigung", so Beyrer. Hier seien durch die
Bundesregierung in den vergangenen Wochen bereits die richtigen Signale gesetzt worden. Die Aussagen, zumindest
eine sektorelle Öffnung des österreichischen Arbeitsmarktes 2008 zuzulassen - 2009 soll es eine weitere
Öffnung geben - seien ebenso positiv, wie die zunehmend verantwortungsbewusste Haltung des ÖGB in dieser
Frage. Begrüßt wurde durch den IV-Generalsekretär auch die Erhöhung der Schlüsselkräftequote
für 2007 durch den Innenminister. Weiters forderte er eine auf Qualität und klaren Kriterien basierende
Zuwanderungspolitik für Österreich ein.
Selbstverständlich nehme sich die Industrie bei der Frage der Rekrutierung der Fachkräfte nicht aus der
Verantwortung. Dabei verwies der Generalsekretär auf eine Reihe von Initiativen der IV-Landesgruppen, mit
denen unter anderem das Image der Lehrlingsausbildung sowie der in der Zukunft dringend benötigten Berufsbilder
aufgebessert werden soll. "Die Ausbildungsbereitschaft und das Engagement der Industrie in der Frage des Fachkräftenachwuchses
sind enorm", betonte Beyrer. So zeige eine weitere Umfrage der Industriellenvereinigung, dass 42 Prozent der
Unternehmen planen, mehr Lehrlinge aufzunehmen. Jedoch würde die Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern
wegen erheblicher Bildungsdefizite erschwert. Ebenso klagten 80 Prozent der Unternehmen über Lehrlings-Engpässe
bei technischen Berufen.
Koren: Überehrgeizige und unrealistische Klimaschutzziele gefährden Standort
"Die Frage sicherer und leistbarer Energieversorgung ist eine der wichtigsten Säulen des Industriestandortes
Österreich im internationalen Wettbewerb und für die heimischen Unternehmen daher von größter
Bedeutung", betonte IV-Vizegeneralsekretär Mag. Peter Koren. Dabei dürfe es nicht sein, dass überehrgeizige
und illusorische Klimaschutzziele den heimischen Wirtschaftsstandort und damit Arbeitsplätze und Wohlstand
gefährden. Bereits heute zählten Österreichs Unternehmen zu den umweltfreundlichsten und energieeffizientesten
der Welt. Das im Frühjahr vereinbarte EU Ziel - weitere Minus 20 Prozent Treibhausgas-Emissionen bis 2020
- sei jedoch für Österreich, das im Bereich Umweltschutz zu den Musterschülern gehört, nicht
zu erreichen. Die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie am Gesamtenergieverbrauch wiederum wäre national
nur unter enormer zusätzlicher Kostenbelastung der Industrie möglich. Das Burden Sharing, das die Lastenverteilung
unter den einzelnen Mitgliedstaaten regeln soll, ist noch nicht geklärt.
Zudem forderte Koren, dass jeder Bereich seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten müsse. "Während
die Industrie ihre Hausaufgaben gemacht hat und kaum mehr Spielraum für weitere CO2-Einsparungen hat, müssten
andere Bereiche ebenso ihren Anteil leisten. Es darf nicht sein, dass die Industrie die Zeche zahlen muss, weil
beträchtliche Klimaschutz-Potenziale bei Verkehr und Raumwärme ungenützt bleiben", forderte
Koren. Ebenfalls negativ sah der Vizegeneralsekretär die durch das Ökostromgesetz verursachte Kostensteigerung.
"Bereits heute machen die daraus resultierenden Belastungen 20 Prozent der Stromkosten aus. Es muss klar sein,
dass wir uns gerade vor dem Hintergrund der anstehenden Vorgaben auf Europäischer Ebene keine weiteren Ökostromabenteuer
leisten können", so Koren.
IV-Präsident Sorger formulierte die Erwartungshaltung der Industrie: "Wir erwarten uns von der Bundesregierung,
dass sie uns - mit gemeinsam abgestimmten Daten - gegenüber Brüssel verteidigt und alle Register zieht,
damit Teile der österreichischen Industrie nicht aus dem Land "gepreist" werden. Es geht bei beiden
Burden Sharings - Erneuerbare Energie und CO2 Emissionen - um die Ausverhandlung eines Rahmens, der langfristige
Investitionen in energieintensiven Industrien in Österreich weiter zulässt."
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