Mittelalterliche Burg in Wagrain saniert  

erstellt am
13. 09. 07

Teile der Burgmauern freigelegt, dokumentiert und vervollständigt Eberle: Erhaltung des kulturellen Erbes auch als Bildungsaufgabe
Salzburg (lk) - Die Reste der ehemaligen Burg Wagrain wurden in den vergangenen Woche und Monaten vom Pflanzenbewuchs befreit, vermessen und dokumentiert. Teilweise wurden dabei auch Mauerteile wieder vervollständigt. Dem örtlichen Kulturverein "Blaues Fenster" ist es mit großer Unterstützung von Land, Bundesdenkmalamt und der Marktgemeinde Wagrain gelungen, diese Restaurierungsmaßnahmen auf dem Burghügel zu initiieren. Insgesamt fielen Kosten von rund 130.000 Euro an, die maßgeblich vom Referat zur Erhaltung des kulturellen Erbes, für das Landesrätin Doraja Eberle ressortzuständig ist, mitfinanziert wurden. Landesrätin Eberle überzeugte sich am 13.09. vom gelungenen Werk, das am Sonntag, 23. September, – am "Tag des Denkmals" – den Wagrainerinnen und Wagrainern und allen Interessierten präsentiert wird.

"Die Erhaltung von Burgen oder Ruinen ist immer eine kostenintensive Angelegenheit. Nur gemeinschaftlich lassen sich die Kosten für den großen Renovierungsbedarf tragen", betonte Landesrätin Eberle: "Es kommt mir besonders darauf an, dass bei der Renovierung auch die geschichtlichen Zusammenhänge auf Tafeln dokumentiert werden, damit die Besucher die Bedeutung dieser Anlagen besser verstehen. So erfüllt die Erhaltung des kulturellen Erbes auch ihre Bildungsaufgabe." In der ehemaligen Burg Wagrain werden künftig Infotafeln über die Geschichte und Bedeutung der Anlage und die Besonderheit des Rundturmes Auskunft geben. Außerdem kann bei einem "Kulturspaziergang" auch eine Ausstellung von Kunstobjekten in der Nähe der Burg besichtigt werden.

"Bauten überdauern Generationen. Die jetzt lebenden Menschen müssen erkennen, dass jede Generation auch die Verpflichtung hat, Altes zu bewahren und Neues zu schaffen, denn ohne Herkunft gibt es keine Zukunft", so Landesrätin Eberle weiter.

Freilegung, Dokumentation und Sicherung
Archäologen des Bundesdenkmalamtes haben gemeinsam mit der Firma "Rund ums Haus" von Wolfgang Dertnig einen Teil der Reste der Burg Wagrain freigelegt, vermessen und dokumentiert. Zerstörte Teile der Umfassungsmauer und des Turmes wurden wieder vervollständigt. Damit konnte ein Teil des mittelalterlichen Baubestandes "zurückgewonnen" werden und die Anlage bietet nun wieder ein eindrucksvolles Bild alter Macht. Wenn es nach den Wünschen des Kulturvereins geht, sollen die Restaurierungsmaßnahmen auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werden, vor allem im Bereich der Westmauer, um die ursprüngliche Dimension der Anlage besser sichtbar zu machen.

Geschichte der Burg Wagrain
Die Burg Wagrain gehörte zu den größten in Privatbesitz (Herren von Goldegg) befindlichen Burgen Salzburgs. Das Entstehungsdatum der Anlage ist urkundlich nicht überliefert. Ihre Zerstörung jedoch kann recht genau auf die Jahre 1322/23 eingegrenzt werden. Damals gingen die Burg und die zugehörige Hofmark in landesfürstlichen Besitz über, die Festung wurde nicht wieder aufgebaut.

Die Bedeutung der Burg Wagrain ist durch mehrere Faktoren begründet. Die Herren von Goldegg waren seit dem 12. Jahrhundert aufgrund ihres großen Grundbesitzes (u. a. auch das Gasteinertal mit seinen reichen Bodenschätzen) eines der mächtigsten Salzburger Ministerialengeschlechter, das den Bestrebungen der Erzbischöfe hinsichtlich des stetigen Ausbaus der landesfürstlichen Gewalt besonders lange Widerstand entgegensetzte.

Der Typ des freistehenden Rundturms stellt in Salzburg eine einzigartige Erscheinung dar; allerdings liegen detaillierte Flächenaufschlüsse zur Innenverbauung einer großen mittelalterlichen Burgruine aus Salzburg derzeit noch kaum vor. Der Rundturm ist von seiner Positionierung und Ausführung her als Bergfried zu interpretieren. Für die Innenverbauung im Nordwesten des Burgplateaus ist eine Funktion als Palas (Wohngebäude) anzunehmen. Der 2006 neu entdeckte Grundriss im Nordosten dürfte als Wirtschaftsgebäude gedient haben. Der im Mai 2007 freigelegte, viereckige Einbau unmittelbar westlich des Turmes ist eine Zisterne, die möglicherweise nur kurzfristig – eventuell sogar nur während der Errichtung des Rundturmes – in Verwendung stand, so Dr. Peter Höglinger vom Bundesdenkmalamt (Abteilung Bodendenkmale).
 
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