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Staatsreform |
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erstellt am
11. 09. 07
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Glawischnig:
Kritik an Verfassungsreformpaket
Glawischnig ortet in Zukunft beim Rechnungshof "riesige Kontrolllücken"
Wien (grüne) - Scharfe Kritik haben die Grünen am 10.09. an dem Verfassungsreformpaket
geübt, dessen Begutachtungsfrist diese Woche endet. In einer Pressekonferenz erklärte die Grüne
Vizechefin und Dritte Nationalratspräsidentin Eva Glawischnig, dem Gesetzesentwurf in der derzeitigen Form
sicher nicht zuzustimmen. Ihre Begründung: Die beiden großen Kontrollorgane Rechnungshof und Volksanwaltschaft
würden in ihren Kontrollrechten "zahnlos gemacht", die Volksanwaltschaft geradezu entwertet.
In Zukunft riesige Kontrolllücken beim Rechnungshof
So ortet Glawischnig in Zukunft beim Rechnungshof "riesige Kontrolllücken". Denn auch nach der geplanten
Novelle dürften Gemeinden mit weniger als 20.000 EinwohnerInnen nicht überprüft werden, beklagte
sie. Gerade dort würden aber "große Finanzvolumen" bewegt , schließlich würden
Bauvorhaben und Widmungspolitik auf der Gemeindeebene abgewickelt, argumentierte die Grüne. "Hier könnte
man den Österreicherinnen und Österreichern einiges Geld ersparen", meinte sie und verwies darauf,
dass von den insgesamt 2.358 Gemeinden (Städte inklusive) in Österreich nur 24 mehr als 20.000 EinwohnerInnen
haben.
Punkto Bundesrechnungshof fordert Glawischnig weiters dessen Prüfungsbereich auf Unternehmen mit einer Beteiligungsquote
der öffentlichen Hand zwischen 25 und 50 Prozent auszudehnen. Nach Gesetzesvorlage dürfen wie bisher
nur Unternehmen mit 50 Prozent Beteiligung unter die Lupe genommen werden.
Beschneidung bei Volksanwaltschaft zu befürchten
Eine "empfindliche Beschneidung" fürchtet Glawischnig bei der Volksanwaltschaft. Dieser werde durch
das geplante Gesetz ihrer "einzigen Waffe" geraubt: die Verpflichtung der Organe - also etwa Ministerien
- zu begründen, wenn sie den Empfehlungen der Volksanwaltschaft nicht nachkommen, werde in Zukunft entfallen.
Diese Regelung sei "extrem schädlich" und eine Entwertung der Volksanwaltschaft", konstatierte
Glawischnig.
"Entwertung des Volkswillens"
Schließlich prophezeit die Dritte Nationalratspräsidentin auch eine "Prolongierung des Streites"
in Sachen Wahl der Volksanwaltschaft. Hintergrund: Sowohl Grüne als auch die FPÖ hatten nach den letzten
Nationalratswahlen den dritten Posten in der Volksanwaltschaft für sich beansprucht. Grund: Derzeit geht aus
der Verfassung nicht eindeutig hervor, welche Partei bei Mandatsgleichstand zum Zug kommt. Das Match ging schließlich
zu Gunsten der Grünen aus, da auf Basis der stimmenstärksten Partei entschieden wurde. Da das Vorgehen
bei Mandatsgleichstand in Zukunft aber nicht mehr in jedem Fall nach Anzahl der Stimmen entschieden werden soll,
fürchtet Glawischnig eine "Entwertung des Volkswillens". Sie fordert, weiterhin nach Stimmenstärke
bei der Nationalratswahl zu reihen. |
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Kräuter: "Kritik der Grünen verfrüht"
Parlamentarische Beratung beginnt erst
Wien (sk) - SPÖ-Rechnungshofsprecher Günther Kräuter bezeichnet die Kritik der 3.
Nationalratspräsidentin Eva Glawischnig zur parlamentarischen Kontrolle als "voreilig, verfrüht
und phantasielos". Kräuter stellte gegenüber dem SPÖ-Pressedienst fest: "Die parlamentarische
Beratung im Zusammenhang mit den künftigen Kontrollrechten des Rechnungshofes hat noch gar nicht begonnen,
schon sehen die Grünen das Ende aller Tage. Anstatt Fundamentalkritik zu üben, sollten sich die Grünen
hieb- und stichfeste Argumente für den Ausbau der Rechnungshofkontrolle überlegen und in die Diskussion
einbringen."
Bemerkenswert sei, dass Glawischnig offenbar dem von ihr mitgeleiteten Nationalrat keinerlei Möglichkeiten
einer Veränderung des Entwurfs zur Verwaltungsreform zutraue. Kräuter hat mehrfach seine Unterstützung
für die Reformvorstellungen des Rechnungshofes angekündigt: "Es gibt kein vernünftiges Argument,
die Grenze für Kontrollen bei Gemeinden mit einer Einwohnerzahl anstatt mit dem Budgetvolumen zu begrenzen,
das haben Vertreter aller Parteien bei einem Symposion im Nationalrat eingesehen." Auch gegen eine öffentliche
Kontrolle von Unternehmungen ab einem Staatsanteil von 25 Prozent sei nichts einzuwenden, der Landesrechnungshof
in der Steiermark etwa prüfe seit Jahren völlig friktionsfrei 25-Prozent-Unternehmungen, so Kräuter
abschließend. |
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Spindelegger weist Glawischnig-Kritik zurück
Fundamentalkritik nicht zielführend
Wien (övp-pk) - "Es ist alles andere als ein guter Auftakt, wenn man eine derart sensible
Materie wie die Staats- und Verwaltungsreform schon vor Beginn der parlamentarischen Verhandlungen rundweg schlecht
redet", sagte der Zweite Nationalratspräsident und Verfassungssprecher der ÖVP, Dr. Michael Spindelegger,
in einer Reaktion auf die geäußerte Kritik der Dritten Nationalratspräsidentin Dr. Eva Glawischnig
am Verfassungsreformpaket.
"Die Staats- und Verwaltungsreform wird im Zentrum der parlamentarischen Herbstarbeit stehen, aber es steht
vorerst einmal ein Textvorschlag der Expertengruppe zur Debatte, der der parlamentarischen Behandlung harrt",
so Spindelegger, der darauf hinwies, dass dieser Vorschlag schon seit Wochen zur Begutachtung vorliege. Daher sei
es fragwürdig, wenn die Grünen gerade jetzt, kurz vor Ablauf der Begutachtungsfrist, mit Fundamentalkritik
an diesem Entwurf in Erscheinung treten.
"Gerade die Verfassungsreform braucht eine seriöse Abhandlung im Parlament und sollte nicht für
billigen Parteinstreit missbraucht werden." Unabhängig davon sei abzuwarten, wie der Vorschlag der Bundesregierung
letztlich aussehe, erst dann könne man das Paket in konstruktiver und unaufgeregter Weise diskutieren. Spindelegger
widerspricht seiner Kollegin im Nationalratspräsidium aber auch inhaltlich. Jetzt alles schlecht zu machen
sei auch deswegen nicht sinnvoll, weil das Paket lange notwendige Reformschritte in Angriff nehme, die "jedenfalls"
eine Verbesserung bedeuteten. Beispielhaft nannte Spindelegger die Schaffung von Landesverwaltungsgerichten.
"Es wäre wünschenswert, wenn sich alle Fraktionen an einer seriösen parlamentarischen Debatte
beteiligen, anstatt dieses wichtige Thema der tagespolitischen Auseinandersetzung zu opfern", so der ÖVP-Verfassungssprecher
abschließend. |
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Scheibner: "Fordern schon seit langem Gesamtreform"
"Koalition macht etwas im stillen Kämmerlein aus - Opposition und Interessensvertretungen
werden nicht eingebunden"
Wien (bzö) - Kritik am derzeitigen Entwurf zur Staats- und Verwaltungsreform übte auch
der Klubobmannstellvertreter des Parlamentsklubs des BZÖ Abg. Herbert Scheibner. "Wir fordern schon seit
längerem eine Gesamtreform, über die man aber offen diskutiert und nicht hinter verschlossenen Türen",
so Scheibner.
"Dieser Entwurf ist lediglich ein Stückwerk, denn die wirklich großen Reformen, die auch echte
Einsparungen im Verwaltungsbereich bringen würden, fehlen noch. Auch müßten dabei einfachere Abläufe
gefunden werden. Die Kompetenzbereinigung zwischen Bund und Ländern, der Ausbau der direkten Demokratie und
der neue Grundrechtskatalog sind ebenso noch nicht angegangen worden", meinte Scheibner.
"Im Verfassungskonvent ist immer darauf geachtet worden, daß es einen breiten Konsens in den einzelnen
Bereichen gibt. Diese Koalition macht etwas im stillen Kämmerlein aus und die Opposition sowie die Interessensvertretungen
werden dabei überhaupt nicht mehr eingebunden", kritisierte Scheibner abschließend. |
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Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion
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