Wissenschaftler entwickeln einfache Methode zur Trennung stäbchenförmiger
Nanopartikel - Anwendungsperspektiven in der Medizin
Mainz (idw) - Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz haben eine Methode entwickelt,
um stäbchenförmige Nanopartikel aus einer Mixtur ganz verschieden geformter Teilchen auszusondern. "Wir
haben dazu ein Verfahren aus der Molekularbiologie, das beispielsweise für DNA-Tests verwendet wird, zu unseren
Zwecken abgewandelt", teilte Prof. Dr. Carsten Sönnichsen vom Institut für Physikalische Chemie
mit. Die mit Hilfe der sogenannten Gel-Elektrophorese gewonnenen Stäbchen sind vor allem für Anwendungen
in der medizinischen Diagnostik und Therapie, aber auch in der Sensorik interessant. Die Arbeiten zur Selektion
von Nanopartikeln wurden in der Forschergruppe von Sönnichsen maßgeblich von einem jungen Studenten,
Matthias Hanauer, vorangetrieben, der nach seinem Vordiplom ein freiwilliges Sommerpraktikum am Institut absolviert
hat. Das Fachmagazin Nature würdigt die Forschungsarbeit in seiner aktuellen Ausgabe als Research Highlight
(Nature 449, 4-5).
Nanokristalle, die in Lösungen wachsen, enthalten meist Teilchen ganz verschiedener Form und Größe.
"Ein gutes Beispiel ist Silber. Hier bekommen wir bei der Herstellung die Nanopartikel als Stäbchen,
Dreiecke, Würfel und Kugeln", erklärt Sönnichsen. Nun hängen aber viele Eigenschaften
ganz wesentlich von Form und Größe der Partikel ab. "Daher ist es wichtig, dass wir nach der Synthese
eine Möglichkeit haben, sie zu trennen und in einheitlicher, reiner Form zu erhalten." Sönnichsen
und seine Gruppe griffen zu einem Verfahren, das in der Molekularbiologie und der Chemie verwendet wird, um Moleküle
wie etwa DNA oder Proteine zu separieren. Sie verwenden dazu ein Agarose-Gel, ähnlich wie Gelatine. Es wird
dann ein elektrisches Feld angelegt und unter diesem Einfluss bewegen sich die mit einer geladenen Polymerschicht
überzogenen Silberteilchen je nach Form und Größe unterschiedlich weit: kleine Teilchen kommen
weiter, große Teilchen wie Stäbchen "verfangen" sich und kommen nicht so weit. Durch diese
Auftrennung bilden sich in dem Gel bunte Streifen, wobei jede Farbe einer ganz bestimmten Sorte von Teilchen entspricht.
Die Ergebnisse können unter dem Elektronenmikroskop überprüft werden.
Arbeiten im Nanometerbereich erfolgen auf einer Skala von einigen millionstel Millimetern bis zu einem tausendstel
Millimeter - das ist bis zu 100.000-mal kleiner als ein menschliches Haar. Bislang waren solche Teilchentrennungen,
wenn überhaupt, nur mit sehr umständlichen Methoden möglich. "Separationstechniken werden aber
immer wichtiger", so Sönnichsen. Für bestimmte Anwendungen möchte man nur Stäbchen haben
und keine anderen Formen, die stören würden. So werden in der photothermalen Krebstherapie Stäbchen
eingesetzt, um durch ihre Aufheizung lokal Gewebe zu zerstören. Sönnichsen arbeitet auf diesem Gebiet
mit dem Frauenhofer Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) in St. Ingbert in einem BMBF-geförderten
Projekt zusammen. Der Wissenschaftler ist seit Anfang 2005 Juniorprofessor am Institut für Physikalische Chemie
der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Leiter einer Emmy Noether-Nachwuchsgruppe. |