Staatsschuldenausschuss für Staats- und Verwaltungsreform
Wien (pk) - Die Staatsschuld der Republik Österreich nahm 2006 um 3,9 Mrd. Euro zu und betrug Ende
des Jahres 159,5 Mrd. Euro. Da die Wirtschaft 2006 durch Investitionen und Exporte stark, nämlich um 3,1 %
wuchs (Eurozone: 2,6 %), nahm der Anteil der Staatsschuld am BIP von 63,5 % auf 62,1 % des BIP (Eurozone: 69,2
%) ab und lag nur noch knapp über der Maastricht-Grenze von 60 %. 91,1 % der Staatsschuld entfielen 2006 auf
den Bund, 4,7 % auf die Länder, 3 % auf Gemeinden und 1,2 % auf Sozialversicherungsträger. Die Vereinbarungen
des Stabilitätspaktes wurden eingehalten: Der Bund verbesserte sein Budgetsaldo 2006 merklich von minus 1,8
% auf minus 1,5 % des BIP, die Länder erzielten einen Überschuss von 0,6 % des BIP, Gemeinden und Sozialversicherungsträger
bilanzierten ausgeglichen.
Der Staatsschuldenausschuss beurteilt die Fiskalposition Österreichs in seinem jüngsten Bericht ( III
82 d.B.) als "weiterhin relativ günstig". Das gesamtstaatliche Budgetdefizit sank 2006 um einen
halben Prozentpunkt auf 1,1 % des BIP und lag damit unter der Eurozone (minus 1,6 %). Der Staatsschuldenausschuss
merkt aber an, dass mehrere EU-Staaten Budgetüberschüsse erzielten, nämlich Dänemark (+4,2
% des BIP), Finnland (+3,9 %), Estland (+3,8 %), Bulgarien (+3,3 %), Irland (+2,9 %), Schweden (+2,2 %) und Spanien
(+1,8 %). Das Ziel eines gesamtstaatlich ausgeglichenen Budgetsaldos im Konjunkturverlauf sei ohne Eindämmung
dynamischer Ausgaben im Gesundheitswesen und eine umfassende Staats- und Verwaltungsreform kaum erreichbar, heißt
es im Bericht des Staatsschuldenausschusses.
Wie entwickelten sich 2006 Ausgaben und Einnahmen des Staates?
Gesamtstaatlich stiegen die Ausgaben 2006 um 3,1 %, etwas mehr als im Durchschnitt des letzten Jahrfünfts.
Pensions- und Verwaltungsreform, Budgetcontrolling, der Rückgang der Arbeitslosigkeit, das Auslaufen konjunkturbelebender
Maßnahmen und eine restriktive Ermessensgebarung bremsten die Ausgaben, obwohl Beschäftigungs-, Forschungs-
und Wachstumsprogramme sowie die wachsenden Ausgaben im Gesundheitswesen zu Mehrausgaben führten. Im Resultat
verringerte sich der Anteil der Staatsausgaben am BIP 2006 aber merklich von 49,9 % des BIP auf 49,1 %.
Zwischen den verschiedenen Ausgabenkategorien verschoben sich die Schwerpunkte zuletzt bemerkenswert: Transfers
an Produzenten und Sachleistungen an Private wuchsen zuletzt um 6,2 % und 4,7 % jährlich und erreichten und
Ausgabenanteile von 12 % und 11 %. Ursachen sind steigende Kosten im Gesundheitswesen und die Förderung von
Wachstum und Beschäftigung (Prämien für Investitionen, Forschung, Bildung und Lehrstellen). Geldleistungen
an Private und Entgelte der öffentlich Bediensteten wuchsen von 2002 bis 2006 mit jeweils 3 % jährlich
durchschnittlich. Inklusive der Investitionen ausgegliederter ehemals staatlicher Einrichtungen machten die Investitionen
des Staates 2006 5,5 Mrd. Euro oder 2,1 % des BIP aus, der Anstieg betrug zuletzt 1,3 % pro Jahr. Für die
Verzinsung der Staatsschuld wurden 6 % aller Ausgaben aufgewendet, die Tendenz ist leicht rückläufig.
Starkes Wirtschaftswachstum und steigende Unternehmensgewinne kompensierten die Einnahmenausfälle infolge
der Steuerreform, daher stiegen die Staatseinnahmen 2006 mit 4 % wesentlich stärker als im Durchschnitt der
Jahre 2002 bis 2006 (2,7 %). Das Steueraufkommen lag 2006 um mehr als 2 Mrd. Euro über dem im Budget veranschlagten
Wert. Zugleich sank die gesamtstaatliche Abgabenquote 2006 wegen des hohen BIP-Wachstums um 0,2 Prozentpunkte auf
42 % des BIP.
Während die direkten Steuern von 2002 bis 2006 mit 2,3 % jährlich unterdurchschnittlich zunahmen, stieg
die Bedeutung indirekter Steuern und Sozialversicherungsbeiträge mit einem Einnahmenplus von 2,6 %. Der Anteil
der Sozialversicherungsbeiträge an allen Abgaben hatte von 2002 bis 2006 infolge steigender Beschäftigung
und Beitragserhöhungen um durchschnittlich 3,6 % auf 33 % zugenommen.
Die Finanzschuldengebarung des Bundes 2006
Die Finanzschuld des Bundes stieg 2006 um 3,9 Mrd. Euro oder 2,8 % auf 145,3 Mrd. Euro. Zugleich ging der Anteil
der Bundesschuld am BIP von 57,7 % auf 56,6 % zurück. Während die Euroschuld um 7,3 Mrd. Euro oder 5,6
% auf 136,9 Mrd. Euro zunahm, sank der Anteil der Schulden in fremder Währung von 8,2 % auf 5,7 % deutlich
- Kursgewinne trugen dazu mit 0,6 Mrd. Euro bei. Obwohl die EZB die Leitzinsen auf 3,5 % anhob und die Geldmarktzinsen
(3-Monat-Euribor) von 2,2 % auf 3,1 % stiegen, konnten die Finanzschuldenmanager das historisch immer noch niedrige
Zinsniveau auf den Euro-Kapitalmärkten für langfristige Finanzierungen mit fixer Verzinsung nutzen. Bei
einer Laufzeit von durchschnittlich 11,5 Jahren verschob sich die Bundes-Finanzschuld 2006 weiter in Richtung Euro.
Der Anteil der EUR-Bundesanleihen an der Bundesschuld stieg von 77 % auf 79,7 %, der Anteil aller Euro-Schuldformen
von 91,8 % auf 94,3 %. Euro-Kredite verminderten ihren Anteil von 12,2 % auf 10,7 %.
Zinsniveau, Zinsdifferenzen, Liquidität und Produktpalette veranlassten die Finanzschuldenmanager 2006, jedes
Wechselkursrisiko zu meiden und auf neue Finanzierungen in Fremdwährungen zu verzichten. Dadurch nahmen Bundesschulden
in Fremdwährung um 3,3 Mrd. Euro auf 8,3 Mrd. Euro ab. Der Anteil des Schweizer Franken an der Schuld in fremder
Währung sank von 61,8 % auf 56,9 %, der des japanischen Yen stieg hingegen von 38,2 % auf 43,1 %.
Der Zinsaufwand (inklusive sonstiger Aufwand) für die Finanzschuld stieg 2006 von 6,47 Mrd. Euro auf 6,85
Mrd. Euro. Der "sonstige Aufwand" beim Zinsendienst lag 2006 neuerlich unter den "sonstigen Einnahmen".
Mit 75 Mill. Euro fiel das Einnahmenplus 2006 aber niedriger aus als 2005 (über 300 Mill. Euro).
Zinskosten und sonstiger Aufwand absorbierten 2006 16,9 % der Steuereinnahmen des Bundes. Bis 2008 sei mit einer
weiteren Reduzierung des Anteils der Zinskosten an den Steuerreinnahmen zu rechnen. Die gute Konjunktur in Kombination
mit einem rückläufigen Zinsaufwand sollte auch den Anteil des Zinsendienstes für die Finanzschuld
des Bundes bis 2008 auf 2,4 % des BIP (2006: 2,6 %) absenken, liest man im Bericht des Finanzschuldenausschusses.
Die Gläubiger der Republik Österreich
Der für die Gläubigerstruktur der Staatsschuld maßgebliche Bund deckte seinen Finanzierungsbedarf
2006 in hohem Maß über die Emission von EURAnleihen, die beinahe zur Gänze von europäischen
Investoren erworben werden. So erreichte die Auslandsverschuldung einen Anteil von 76 %. Österreichische Banken
waren mit einem Anteil von 13 % die größten inländischen Gläubiger des Staates. Der direkte
Wertpapierbesitz privater Anleger betrug Ende 2006 1 % (1,5 Mrd. Euro) der Staatsschuld. Der indirekte Besitz an
Staatspapieren über Investmentfonds privater Haushalte betrug Ende 2006 gut 2 Mrd. Euro. |