Experten diskutieren Materialtrends aus der Natur
Graz (universität) - "Alles bio" lautet das Motto, wenn sich ab 12.09. Biotechnologen
aus ganz Europa an der TU Graz treffen: Moderne Materialien für Anwendungsfelder von der Textilindustrie bis
hin zur Medizintechnik sollen künftig vermehrt aus natürlichen Quellen kommen, umweltschonend herstellbar
und leicht zu recyceln sein. Das Institut für Umweltbiotechnologie der TU Graz koordiniert dazu eine europaweite
Forschungsnetzwerk mit einem Gesamtfördervolumen von 250 Millionen Euro und Partnern aus 23 EU-Staaten. Gemeinsam
mit dem Kompetenzzentrum für Angewandte Biokatalyse laden die Forscher von 12. bis 14. September 2007 zur
Expertendiskussion über die neuesten Materialtrends aus der Natur in die steirische Landeshauptstadt.
Nachwachsende Ressourcen sind Stoffe, die in der Natur vorkommen und sich nachbilden, wenn sie abgebaut werden.
Wer sie nutzt, schadet der Umwelt nicht und kann auf die natürlichen Rohstoffe immer wieder zugreifen: Das
Erfolgsrezept klingt einfach und vernünftig, der Weg etwa vom Holz zum Biopolymer - also einem Kunststoff,
der aus der Natur stammt - ist dann aber doch etwas komplizierter. Wissenschafter aus ganz Europa erforschen daher
natürlich vorkommende Enzyme, um moderne, umweltschonende Materialien zu gewinnen. "Unsere Vision lautet
'alles bio'", erläutert Georg Gübitz vom Institut für Umweltbiotechnologie der TU Graz. Das
heißt für den Forscher konkret: "Wir greifen ausschließlich auf Stoffe mit natürlichem
Ursprung zurück und verwenden sie umweltschonend, das heißt ohne Einsatz schädlicher Chemikalien.
Auf diesem Weg produzierte Materialien sind zudem weit einfacher zu recyceln als künstlich hergestellte",
weiß Gübitz. Das Anwendungsspektrum der biologischen Stoffe beeindruckt: Materialien für Medizintechnik,
Textilindustrie, Automobilbranche oder Kosmetika sind etwa möglich. "Gerade in der Medizintechnik bieten
die Bio- Materialien entscheidende Perspektiven. Der menschliche Körper nimmt natürliche Implantate,
wie wir sie aus nachwachsenden Biopolymeren wie Zellulose und Lignin aus Holz oder Stärke aus Kartoffeln oder
Mais gewinnen können, weit lieber an als künstliche", erläutert Gübitz die Perspektiven
seiner Disziplin.
Natur pur auf europäischer Ebene
Seit rund einem Jahr koordiniert Gübitz das europaweite Forschungsnetzwerk zur Thematik: Die europäische
Fördereinrichtung "European Science Foundation" (ESF) genehmigte im Vorjahr das Netzwerk zum Thema
"Biotechnical Functionalisation of renewable polymeric materials". Unter der Federführung des Grazer
Chemikers arbeiten nun insgesamt 77 wissenschaftliche Einrichtungen an den neuesten Entwicklungen zu erneuerbaren
Materialien aus natürlichen Stoffen im europaweiten Forschungsnetzwerk. "Unser Netzwerk ist offen für
Interessierte aus nahezu allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union", erklärt Gübitz die
Besonderheit der Forschungsinitiative, die nun zum Expertentreffen nach Graz lädt. Die Organisatoren rechnen
mit rund 100 Fachleuten aus 23 Staaten, die zwei Tage lang die neuesten Materialtrends aus der Natur diskutieren.
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