… aber Konjunkturhöhepunkt scheint überschritten – Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators
vom September 2007
Wien (oenb) - Die österreichische Wirtschaft wird sich auch im zweiten Halbjahr 2007 dynamisch
entwickeln. Die OeNB geht in der aktuellen Veröffentlichung ihres Konjunkturindikators von einem Wachstum
des realen Bruttoinlandsprodukts im dritten und vierten Quartal 2007 von +0,8% und +0,7% (saisonbereinigt, im Vergleich
zum Vorquartal) aus. "Unsere Schätzungen bestätigen damit die in der Prognose vom Juni getroffene
Annahme einer nur geringfügigen Wachstumsabschwächung in der zweiten Jahreshälfte gegenüber
dem Konjunkturplateau im ersten Halbjahr. Die vom US-Immobilienmarkt ausgehenden Turbulenzen an den internationalen
Finanzmärkten haben sich in den Vorlaufindikatoren – und damit in unseren Berechnungen – bislang nicht niedergeschlagen.
Wir werden die Entwicklungen in den nächsten Monaten jedoch sehr aufmerksam beobachten, da die Konjunkturrisiken
klar zugenommen haben. Für das Gesamtjahr 2007 ergibt sich, da die österreichische Wirtschaft um den
Jahreswechsel 2006/07 stärker gewachsen ist, als es die Daten noch im Juni anzeigten, eine Anhebung des erwarteten
Wachstums von 3,2% auf 3,4%", so OeNB-Direktor Josef Christl.
Die österreichische Wirtschaft wuchs in den ersten beiden Quartalen 2007 mit jeweils +0,9% sehr kräftig.
Die Exportkonjunktur scheint ihren Höhepunkt jedoch bereits überschritten zu haben und hat sich im ersten
Halbjahr 2007 etwas verlangsamt. Dies spiegelt den Verlauf der Konjunktur im Euroraum wider, die sich im Verlauf
des ersten Halbjahres abgeschwächt hat. Die internationalen Vorlaufindikatoren signalisieren ebenfalls ein
Überschreiten des Konjunkturhöhepunktes in Europa. Die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar
verteuert die europäischen Exporte. Die österreichische Exportwirtschaft profitiert in dieser Situation
besonders vom Ausbau der Märkte in Zentral- und Osteuropa, die eine anhaltend hohe Dynamik aufweisen und so
die österreichischen Ausfuhren stützen. Die Investitionen in Österreich zeigen einen ähnlichen
Verlauf wie die Exporte, die zuletzt leicht an Dynamik eingebüßt haben, jedoch immer noch kräftig
wachsen. Die hohe Kapazitätsauslastung, die gute Gewinnsituation der Unternehmen und die nach wie vor günstigen
Finanzierungsbedingungen deuten jedoch auf ein anhaltendes Investitionswachstum hin. Hingegen entwickelt
sich der private Konsum trotz der ausgezeichneten Lage am Arbeitsmarkt nur sehr schleppend.
Der österreichische Arbeitsmarkt entwickelt sich in Folge der Hochkonjunktur weiterhin sehr positiv, auch
wenn sich das – nach wie vor äußerst dynamische – Beschäftigungswachstum seit Beginn des Jahres
kontinuierlich abschwächt. Im August waren um 48,000 (+1,4%) Personen mehr beschäftigt als im Vergleichszeitraum
des Vorjahres. Auch die Anzahl der von den Unternehmen gemeldeten offenen Stellen erhöhte sich mit +14% im
August abermals kräftig.
Das Ausmaß der Beeinflussung der österreichischen Konjunktur durch die US-Immobilienkrise lässt
sich derzeit noch nicht abschätzen. Die aktuell veröffentlichten Indikatoren lassen keine eindeutigen
Schlussfolgerungen zu. Unstrittig ist jedoch, dass die US-Immobilienkrise neben den hohen Ölpreisen und dem
starken Euro einen weiteren Risikofaktor für die Konjunktur darstellt. Als wahrscheinlichste Variante der
wirtschaftlichen Entwicklung in Österreich zu Jahresbeginn 2008 ist eine graduelle Verlangsamung des Wachstums
hin zum Potenzialwachstum zu erwarten.
Die nächste Veröffentlichung des OeNB-Konjunkturindikators ist für Jänner 2008 vorgesehen.
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