Burgstaller: Bahnhof für den neuen europäischen Takt / Nur noch Durchgangsgleise statt
Kopfgleisen
Salzburg (lk) - Nach jahrelangen Diskussionen steht es nun fest: Salzburg bekommt einen neuen Hauptbahnhof.
Die Finanzierung des 250-Millionen-Euro-Projektes ist gesichert, und das Bundesdenkmalamt hat nach einem konstruktiven
Diskussionsprozess grünes Licht für die vorliegenden Bahnhofspläne gegeben. Die Bauarbeiten werden
Ende 2008 starten, die Inbetriebnahme ist für 2014 geplant. Das gaben Verkehrsminister Werner Faymann, Landeshauptfrau
Mag. Gabi Burgstaller, Bürgermeister Dr. Heinz Schaden und ÖBB-Chef Mag. Martin Huber am 20.09. bei der
Präsentation des neuen Projektes in Salzburg bekannt.
Der alte Bahnhof sei noch Grenzbahnhof in einem alten Europa gewesen, der neue hingegen ein modernes und hochdynamisches
Symbol für das Zusammenwachsen in einem grenzenlosen Europa. "Durch den neuen Bahnhof kommen die Menschen
schneller und bequemer zum Ziel. Er wird ein wichtiger integrierter Taktknoten", betonte Landeshauptfrau Mag.
Burgstaller. Im Idealfall werden in der Zukunft die Züge gleichzeitig aus allen Richtungen einfahren. Nachdem
die Passagiere rasch, bequem und barrierefrei aus- bzw. umgestiegen sind, fahren die Züge auch gleichzeitig
wieder aus. Das sei die ideale Voraussetzung für das Ziel eines österreichweiten oder sogar europaweit
integrierten Taktfahrplans, so die Landeshauptfrau. Der Bahnhof sei der konkrete Salzburger Beitrag dafür,
dass Züge im kommenden Jahrzehnt von Salzburg nach Wien nur noch 2,15 Stunden brauchen.
Schon während der Bauzeit profitiere die heimische Wirtschaft von dem Projekt, so Burgstaller weiter. Direkt
auf der Baustelle werden 100 bis 150 Personen beschäftigt. Die Bundesbahnen rechnen jedoch unter der Berücksichtigung
des "wirtschaftlichen Umfeldes" (Zulieferer, Werkstätten etc.) von 2008 bis 2014 mit einem Plus
von bis zu 350 Arbeitsplätzen.
Durchgangs- statt Kopfbahnhof
Der Salzburger Bahnhof ist historisch gesehen ein Grenzbahnhof. Viele Gleise enden als Kopfgleise vor dem Mittelbahnsteig.
Diese für den Salzburger Hauptbahnhof charakteristischen Kopfgleise sind jedoch nicht mehr zeitgemäß.
Mit dem neuen Durchgangsbahnhof entsprechen die ÖBB mit insgesamt neun durchgehenden Bahnsteigen den Anforderungen
an den Bahnverkehr von morgen.
Die vier Bahnsteiginseln werden barrierefrei mit Rolltreppen, Liften oder Stiegen von einer zentralen, großzügigen
Passage aus zu erreichen sein. Lange Umsteigewege werden der Vergangenheit angehören. In der breiten Passage
werden beidseitig Geschäfte untergebracht. Die Passage verbindet aber nicht nur die Bahnsteige miteinander,
sondern schafft auch eine neue Verbindung zwischen den zwei Stadtteilen Schallmoos und Elisabethvorstadt. Der Bahnhof
bekommt dadurch einen zusätzlichen Eingang vom Stadtteil Schallmoos mit einer Vorfahrt für Pkw und Taxis.
Historische Eisenhalle wird in neues Projekt integriert
Das österreichisch-deutsche Architektenteam Kada-Wittfeld hat die Planungen für den neuen Bahnhof in
enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt durchgeführt. Der Salzburger Hauptbahnhof wird einer der modernsten
Bahnhöfe Österreichs, gleichzeitig bleibt das historische Denkmal bestehen. Das Hauptgebäude mit
der Eingangshalle stammt aus dem Jahr 1860, die Eisenhalle am Mittelbahnsteig aus 1909. Beide für den Salzburger
Bahnhof charakteristischen Bauteile werden in das neue Architekturprojekt integriert. Die Eisenhalle wird restauriert
und im neuen Bahnhof noch besser zur Geltung kommen als heute.
Mit dem neuen Bahnhof wird Salzburg zu einer wichtigen Station auf der Europa-Magistrale zwischen Paris und Budapest.
Die Durchgangsgleise des neuen Hauptbahnhofes werden Richtung Westen in die dreigleisige Strecke nach Deutschland
zusammengeführt. Der neue Bahnhof wird voll kompatibel mit dem geplanten viergleisigen Ausbau der Westbahn
Richtung Wien sein.
Bahnhofsbau löst Erneuerung im gesamten Stadtviertel aus
Der Bau des neuen Bahnhofes löst eine Erneuerungswelle im gesamten Stadtviertel aus. Gemeinsam mit der Errichtung
der Gleisanlagen werden auch die Eisenbahnbrücken über die Plainstraße, die Rainerstraße
und das Nelböckviadukt neu gebaut. Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer werden massiv von der Erneuerung
profitieren. In der Rainerstraße kann nach Abschluss der Hauptarbeiten ein Immobilienprojekt umgesetzt werden.
Auch im Bereich Weiserstraße/Lastenstraße könnten attraktive Flächen für städtebauliche
Projekte genützt werden.
Der 1996 eröffnete unterirdische Lokalbahnhof wird über eine Rolltreppe direkt von der Bahnhofshalle
aus zu erreichen sein. Das Umsteigen zwischen den Zügen der ÖBB und der Lokalbahn wird so noch einfacher
und attraktiver. |