Reproduktionsmediziner und Endokrinologen tagen in Innsbruck
Innsbruck (universität) - Zwischen 20. und 22. September werden sich im Rahmen der 23. Jahrestagung
der Österreichischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie führende Wissenschaftler
und Mediziner aus Österreich, dem europäischen Ausland sowie aus USA, Chile und Japan in Innsbruck treffen
und über neueste Erkenntnisse und Therapien diskutieren. Ziel der Fachtagung ist es, die Möglichkeiten,
kinderlosen Paaren zu helfen weiter auszubauen und zu verfeinern. Allein in Österreich sind davon ca. 150.000
Paare betroffen, in Tirol ca. 10.000 - 15.000 Paare.
Der 25. Juli 1978 markiert ein wichtiges Datum in der modernen Medizin: Die Britin Louise Brown erblickt als erster
Mensch, der mit Hilfe der Befruchtung außerhalb des Körpers gezeugt wurde, das Licht der Welt. Mittlerweile,
knapp 30 Jahre später, ist sie bereits selbst Mutter eines gesunden, auf natürlichem Weg gezeugten Jungen.
Viele Zweifler und Kritiker standen damals wie heute der künstlichen Befruchtung skeptisch gegenüber
und prophezeiten gar die Unfruchtbarkeit von so genannten "Retortenbabys". "Trotz dieser Skepsis
wurde die Methodik der künstlichen Befruchtung ständig weiterentwickelt, verfeinert und optimiert. Heute
leben weltweit bereits mehr als 3 Millionen außerhalb des Körpers im Reagenzglas gezeugter Kinder und
einer Vielzahl von kinderlosen Paaren konnte einer ihrer größten Wünsche erfüllt werden",
betont Univ.-Prof. Dr. Ludwig Wildt, Tagungspräsident und Leiter der Klinischen Abteilung für Gynäkologische
Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Medizinischen
Universität Innsbruck.
Von der wissenschaftlichen Grundlage bis zur Anwendung
Hinter all diesem medizinischen "Wunderwerk" steckt der Forscherdrang, die ständige Suche
nach dem Unentdeckten. Viele Ideen werden geboren, viele auch wieder verworfen. Ein reger Ideenaustausch, das kritische
Hinterfragen und die konstruktive Diskussion helfen dabei, neue Wege zu beschreiten. Das ist auch das Ziel der
diesjährigen Jahrestagung der Reproduktionsmediziner und Endokrinologen in Innsbruck. Dabei werden die verschiedenen
Referentinnen und Referenten einen weiten Bogen von der wissenschaftlichen Grundlagenforschung über die Umsetzung
bis hin zur klinischen Anwendung spannen und mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutieren. Die WissenschafterInnen
und ÄrztInnen aus der ganzen Welt präsentieren dabei ihre neuesten Ergebnisse und Therapien auf dem Gebiet
der modernen "In-vitro-Fertilisation" und der Endokrinologie. Die entsprechenden Anregungen und Erfahrungsberichte
sollen den zahlreichen nationalen und internationalen TeilnehmerInnen helfen, ihren hohen medizinischen Standard
noch weiter zu verbessern.
Vor allem zwei Aspekte werden wohl einige Diskussionen nach sich ziehen: Zum einen die kürzlich kontrovers
diskutierte Gefahr eines erhöhten Eierstock-Krebsrisikos für Frauen, die sich einer Hormontherapie unterzogen
haben und zum andern die Frage der "In-vitro-Fertilisation" bei Frauen über 40 Jahre. Darüber
hinaus werden neue in vitro-Techniken zur Embryokultur und zur Auswahl für die künstliche Befruchtung
geeigneter Spermien sowie neue Verfahren der Diagnostik und Therapie bei Endometriose und der polycystischen Ovarerkrankungen,
von denen etwa 20 % der weiblichen Bevölkerung betroffen sind, diskutiert. Die Präimplantationsdiagnostik
sowie Stammzelltherapie werden ebenfalls vorgestellt. Im Festvortrag wird das Lebenswerk des Innsbrucker Physiologen
Prof. Ludwig Haberland vorgestellt, der mit seinen Forschungsarbeiten die Grundlagen für die Entwicklung der
hormonellen Empfängnisverhütung gelegt hat. |