Wien (rk) - Professorin Lotte Tobisch-Labotyn erhielt am 01.10. im Wiener Rathaus die "Ehrenmedaille
der Bundeshauptstadt Wien in Gold". Eine Vielzahl von KollegInnen und WeggefährtInnen waren gekommen,
um dem Festakt beizuwohnen, darunter Geschäftsführer Georg Springer, Generaldirektor Franz Häussler,
Architekt Gustav Peichl, Dagmar Koller, Guggi Löwinger, Marion Mitterhammer und Chefredakteurin Helga Häupl-Seitz.
"Lotte Tobisch ist eine Dame von Welt, eine großartige Künstlerin und ein sozial und politisch
engagierter Mensch", sagte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im Rahmen der Feierstunde. Sie habe
das Kulturleben unserer Stadt über viele Jahre und in vieler Hinsicht bereichert.
Herr Professor August Breiniger, Bürgermeister von Baden a. D., hob in seiner Laudatio auf Lotte Tobisch besonders
ihre Verdienste als Künstlerin, Moderatorin und Redakteurin hervor. Abschließend zitierte er Elias Canetti,
der über Lotte Tobisch sagte: "Wenn sie hereinkommt, wird es heller im Raum".
Lotte Tobisch widmete einen großen Teil ihrer Auszeichnung ihren Freunden und Mitarbeitern, denn die müssen
ihr Tempo und ihre Ungeduld ertragen.
Biographie Lotte Tobisch
Lotte Tobisch wurde 1926 in Wien geboren. Ihren Schauspielunterricht erhielt sie bei Raoul Aslan und am
Horak-Konservatorium. Ihr Theaterdebüt gab sie 1945 am Burgtheater in Ronacher und war durch mehrere Jahre
als freischaffende Schauspielerin an zahlreichen deutschsprachigen Bühnen sowie im Rundfunk und Fernsehen
beschäftigt.
1960 kehrte sie als Ensemblemitglied ans Burgtheater zurück und hat in zahlreichen Rollen wesentliche Akzente
gesetzt. Besonders sei erinnert an die Fürstin von Cythera in "Zerbinettas Befreiung", die Fee Rosalinde
in "Der Barometermacher auf der Zauberinsel", die Lady Jedburgh in "Lady Windermeres Fächer",
die Louise in "Alles im Garten", die Fee Aprikosa in "Der Diamant des Geisterkönigs" oder
die Gräfin Helena in "Käthchen von Heilbronn". Besondere Bekanntheit erreichte sie u. a .auch
als Eva Braun in G. W. Pabsts Anti-Hitler-Film "Der letzte Akt" (1955) mit Albin Skoda und Oskar Werner.
Viele Jahre war Lotte Tobisch Mitglied des künstlerischen Betriebsrates des Burgtheaters.
1980 übernahm sie in Nachfolge von Dr. Christl Schönfeldt die Organisation des Wiener Opernballs. 1996
hat sie dann diese Funktion abgegeben. Seither kümmert sich sehr um das Künstlerheim in Baden, so hat
sie auch ihre prachtvollen Abendkleider für karitative Zwecke versteigert.
Unter den zahlreichen Auszeichnungen, die ihr zuteil wurden, sind u. a. das "Ehrenkreuz für Wissenschaft
und Kunst" (1977) oder das "Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich"
(1988). 1986 hat sie den großen goldenen Ehrenring des Burgtheaters verliehen bekommen, dieser Preis wurde
vor ihr nur an Frauen wie Hedwig Bleibtreu und Hilde Wagener verliehen. |