Hohe Auszeichnung für Innsbrucker Nachwuchsphysiker Peter Rabl
Krems (iqoqi) - Für neue theoretische Ansätze zum Austausch von Quanteninformation zwischen Atomen
oder Molekülen und supraleitenden Nanostrukturen wurde Dr. Peter Rabl am 26.09. in Krems durch Bundesminister
Dr. Johannes Hahn der Ludwig-Boltzmann-Preis 2007 verliehen. Dies ist die höchste österreichische Auszeichnung
für Nachwuchswissenschaftler auf dem Gebiet der Physik. Rabls Erkenntnisse sind ein wichtiger Wegweiser auf
dem langen Weg zur Realisierung und Verbesserung von Quantencomputern.
Die Auszeichnung wurde Peter Rabl für Arbeiten zu seiner Dissertation verliehen, die er von 2003 bis 2006
an der Universität Innsbruck und am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) durchgeführt
hat. Darin beschäftigte sich Rabl vor allem mit neuen theoretischen Ansätzen für den Austausch von
Quanteninformation zwischen Atomen oder Molekülen auf der einen und supraleitenden Nanostrukturen auf der
anderen Seite. Ein kohärenter Austausch von Quanteninformation ist ein wichtiger Baustein für die Realisierung
eines so genannten Hybrid-Quantencomputer. "In einem solchen, zurzeit allerdings noch fiktiven, Hybrid-Quantencomputer",
erklärt der Preisträger, "werden Aufgaben wie Rechnen und Speichern in verschiedenen Systemen implementiert,
um die Vorteile unterschiedlicher physikalischer Systeme zu kombinieren. Zum Beispiel eignen sich supraleitende
Nanostrukturen als schnelle Prozessoren, während Atome natürliche langlebige Quantenspeicher darstellen
und Photonen (Lichtteilchen) hervorragend für die Übertragung von Quanteninformation über lange
Distanzen verwendet werden können." Während die prinzipielle Funktionsweise jeder der einzelnen
Komponenten bereits in ersten Experimenten (zum Teil auch in Innsbruck und Wien) demonstriert wurde, stellt die
Verbindung dieser Systeme eine neue, interessante Herausforderung dar. In seinen theoretischen Arbeiten analysierte
Peter Rabl die Wechselwirkung von geladenen Atomen (Ionen) und polaren Molekülen mit supraleitenden Strukturen
und konnte zeigen, dass ein Transfer von Quanteninformation zwischen diesen Systemen unter gewissen Bedingungen
durchaus möglich ist. Diese Erkenntnisse dienen vorerst als wichtiger Wegweiser für erste Experimente
auf diesem Gebiet und bereiten möglicherweise eines Tages den Weg zur Realisierung und Verbesserung von Quantencomputern.
Verleihung durch den Wissenschaftsminister
Die Verleihung der Auszeichnung findet heute Mittwoch, 26. September 2007, im Rahmen der 57. Jahrestagung der Österreichischen
Physikalischen Gesellschaft (ÖPG) durch Bundesminister Dr. Johannes Hahn in Krems statt. Jedes Jahr vergibt
die ÖPG den Physikpreis an talentierte Nachwuchsphysiker, und zwar abwechselnd als Ludwig-Boltzmann-Preis
auf dem Gebiet der theoretischen und als Fritz-Kohlrausch-Preis auf dem Gebiet der experimentellen Physik. Der
Preis ist mit 2.200 Euro dotiert. "Das ist der beste Junior-Preis für einen Physiker in dieser Altersgruppe",
erklärt Rabl's Doktorvater Univ.-Prof. Dr. Peter Zoller stolz, "es freut mich sehr, dass Peter Rabl diesen
Preis für seine Leistungen zugesprochen bekommt." Präsidentin der ÖPG ist die Physikerin Univ.-Prof.
Dr. Monika Ritsch-Marte von der Medizinischen Universität Innsbruck, die selbst Ludwig-Boltzmann-Preisträgerin
ist und als erste Frau in der Geschichte der ÖPG dieser wissenschaftlichen Gesellschaft vorsteht. Die Förderung
des wissenschaftlichen Nachwuchses ist ihr ein besonderes Anliegen.
International erfolgreich
Peter Rabl wurde 1978 in Brixlegg/Tirol geboren. Er studierte an der Universität Innsbruck Physik
und schloss 2006 sein Doktoratsstudium ab. Vor kurzem wechselte Rabl als Postdoc an das Institute for Theoretical
Atomic, Molecular and Optical Physics (ITAMP) am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics. Demnächst wird
er auch eine Stelle als "Harvard-Associate" am Physik-Department der Universität Harvard antreten.
Qualifiziert hat er sich dafür im Rahmen einer internationalen Ausschreibung, mit der jedes Jahr ein Stipendium
an einen jungen Wissenschaftler aus dem Bereich der theoretischen Atom- und Molekülphysik vergeben wird. "Dieses
Stipendium erlaubt mir für insgesamt drei Jahre und relativ unabhängig meine eigenen Forschungsarbeiten
durchzuführen und gleichzeitig von der hohen Konzentration an Experten in diesem Gebiet am ITAMP und am Harvard
Physics Department zu profitieren", erklärt Peter Rabl, der seine Forschungsinteressen auch in Zukunft
auf die Kombination von quantenoptischen und kohärenten Festkörpersystemen sowie die Physik von kalten
polaren Molekülen konzentrieren möchte. |