Gatterer: Kleinstunternehmen können als Kapitalgesellschaften schneller wachsen
Wien (pwk) - „Die Generation der Wirtschaft organisiert sich anders und die bestehenden Systeme passen
nicht mehr. Wir haben die rasante globalisierte Wirtschaft des 21. Jahrhunderts und unsere Systeme stammen immer
noch aus den gemütlichen 70er Jahren. Deshalb braucht die Wirtschaft kreative Zerstörung. Die jungen
Unternehmen brauchen einerseits mehr Möglichkeiten ihr Unternehmen zu gestalten und andererseits mehr Schutz“,
analysiert der Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft Harry Gatterer. Im Rahmen der Bundestagung der österreichischen
Jungunternehmerorganisation in Pamhagen präsentierte er zwei Forderungen als Antwort auf diese Herausforderungen:
Auch Kleinstunternehmen sollen als 10.000 Euro-GmbH Kapitalgesellschaften werden können, und eine leistbare
freiwillige Arbeitslosenversicherung sowie weitere Schritte im Fall von Krankheit und Berufsunfähigkeit von
Unternehmern seien dringend gefordert.
Der Trend der letzten Jahre zeigt klar: Die Dimension der neuen Unternehmen wird kleinteiliger, das traditionelle,
nach dem Prinzip „Chef – Angestellte“ organisierte Unternehmen wird immer mehr von kreativen Netzwerken und Verbünden
von Mikrounternehmen bzw. Ein Personen Unternehmen (EPU) abgelöst. Aber die neuen, kleinen Unternehmen sind
aktiver Teil der Globalisierung und wollen auch am Weltmarkt mitspielen. Gatterer, im Hauptberuf Trendforscher,
nennt dieses neue Phänomen Small Global Player (SGP).
Der schnelle Weg zum nötigen Kapital ist der am stärksten wachsenden Gruppen in der gesamten österreichischen
Wirtschaft verbaut. Immer mehr Kleinstunternehmen in Österreich haben Bedarf an kapitalextensiven Lösungen
für die richtige Aufstellung ihres Unternehmens. Manche Unternehmen können nicht entstehen, weil diese
Kapitalgrundlagen fehlen. Dem Standort Österreich entgeht damit wertvolle unternehmerische Substanz. Große
europäische Volkswirtschaften wie Deutschland geben den Trend vor: Weg von personenbezogenen unternehmensrechtlichen
Modellen – hin zu Kapitalgesellschaften, auch im Mikroformat. So begründet Gatterer die Forderung der Jungen
Wirtschaft nach einer 10.000 Euro GmbH. „Jeder darf sich um 10.000 Euro einen Kleinwagen kaufen, aber eine Kapitalgesellschaft
gründen mit demselben Geld darf man nicht. Aus dem Kleinwagen wird mittelfristig Schrott, und neue Unternehmen
wachsen. Schrottplatz oder Marktplatz: Diese Entscheidung sollte der Politik leicht fallen“, so Gatterer.
Neue Grundlagen für den unternehmerischen Erfolg wie die 10.000 Euro GmbH und neue Angebote wie soziale Absicherung
für Jungunternehmer seien zwei Seiten derselben Medaille, argumentiert Gatterer. „Jungunternehmer sollen hoch
fliegen können. Aber jeder kann auch tief fallen und dazu braucht es ein starkes Netz. Chancen und Schutz
gehören zusammen.“ Das Vorhaben der Bundesregierung, Unternehmern eine freiwillige Arbeitslosenversicherung
zu ermöglichen, begrüßt Gatterer grundsätzlich. Allerdings: Was derzeit auf dem Tisch liege,
müsse aber noch verbessert werden. Die Beitragsätze seien derzeit zu hoch angesetzt.
In seinem Statement am Freitag im Rahmen der Bundestagung hat auch Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl
unter Beifall der 800 Jungunternehmer seine Unterstützung für beide Forderung signalisiert. |