Österreicher und Bayern im selben Salzach-Boot  

erstellt am
26. 09. 07

Staatsvertrag sieht jährliche Überprüfung von Maßnahmen im Flussbau vor
Salzburg (lk) - Der Staatsvertrag vom 24. Dezember 1820 zwischen Bayern und Österreich bestimmt, dass einmal jährlich der Grenzfluss Salzach mit einer Plätte von Vertretern beider Länder zu befahren ist. Im Mittelpunkt steht dabei die Abstimmung von erforderlichen flussbaulichen Maßnahmen. So wird sichergestellt, dass nicht durch Maßnahmen auf bayerischer Seite die österreichische Seite benachteiligt wird und umgekehrt.

Die Organisation für die Plättenfahrt wechselt jährlich zwischen Bayern und Österreich. Heuer sind die Experten aus dem Bundesland Salzburg für die Republik Österreich an der Reihe. Vertreter des Lebensministeriums aus Wien, von wasserwirtschaftlichen Dienststellen der Salzburger und der Oberösterreichischen Landesregierung, des Bayerischen Umweltministeriums, der Regierung von Oberbayern und des Wasserwirtschaftsamts Traunstein waren an Bord, als die Plätte am 26.09. in Bergheim bei Salzburg ablegte.

Zunächst führte die Fahrt durch das Freilassinger Becken. Wie im Großteil der gesamten etwa 60 km langen Strecke von Salzburg bis zur Mündung der Salzach in den Inn neigt auch hier die Salzach zur Eintiefung. Ausgelöst wird diese Tendenz vor allem durch die Begradigung des Flusses vor knapp 200 Jahren. So aus dem Gleichgewicht geraten, gräbt sich die Salzach hier immer tiefer in ihr eigenes Bett. Im Freilassinger Becken sind deshalb zwei Rampen zur Sohlstützung geplant und das Konzept "Weiche Ufer" soll hier umgesetzt werden. Dieses Konzept sieht vor, dass der Fluss von seinem Korsett befreit wird, dass also Längsverbauungen entfernt werden und die Salzach somit die Möglichkeit erhält, sich zu verbreitern. Erfahrungen aus bereits durchgeführten Maßnahmen an anderen Flüssen haben gezeigt, dass so die weitere Eintiefung gestoppt und sogar umgekehrt werden kann.

Ein weiterer neuralgischer Punkt folgte in Laufen/Oberndorf. Hier sind Sicherungsmaßnahmen in den Flussschleifen im Stadtbereich erforderlich, um vor allem den vorhandenen Hochwasserschutz nicht zu gefährden. Die dort anstehenden Maßnahmen, wie das "Offene Deckwerk" am Ausgang der Laufener Enge wurden besprochen. Weiter geht es durch das Tittmoninger Becken bis Tittmoning. Hier informierten sich die Teilnehmer über den Stand der Arbeiten zur "Deichrückverlegung Fridolfing".

Salzach gräbt sich gefährlich tief ein

Im 19. Jahrhundert wurde unter anderem zur Sicherung der neuen Staatsgrenze der Verlauf der Salzach korrigiert. Eine der Folgen dieser Maßnahme war eine sich immer schneller fortsetzende Eintiefung des Flussbettes, die dann in den Neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine kritische Untergrenze erreichte. Sanierungsmaßnahmen wurden mit der "Wasserwirtschaftlichen Rahmenuntersuchung Salzach" (WRS) entwickelt und anschließend 2002/2003 mit einem Raumordnungsverfahren landesplanerisch überprüft. Beim Hochwasser vom 13. August 2002 kam es zwischen der Saalachmündung und Laufen/Oberndorf auf einer Strecke von zirka sechs Kilometern zum befürchteten Sohldurchschlag, das heißt der schlagartigen weiteren Eintiefung um mehrere Meter innerhalb eines Tages. Bei einem weiteren – auch kleineren – Hochwasserereignis gehen die Flussbauexperten von einer akuten Gefährdung des Ortsbereiches Laufen / Oberndorf aus, da sich der Sohldurchschlagsbereich flussabwärts fortzusetzen droht.

Im südlichen Teil der Sanierungsstrecke, dem Freilassinger Becken und der Laufener Enge, gelegen zwischen den Doppelstädten Laufen/Oberndorf und der Saalachmündung wurde mit der Sanierung im Herbst 2006 begonnen. Im Winter 2007/2008 wird dort der nächste Baustein, ein "offenes Deckwerk" zur Stützung der Salzachsohle unterhalb von Laufen/Oberndorf eingebaut. Weitere Module der Sanierung im Freilassinger Becken sind zwei Stützbauwerke, die die Flusssohle stützen ohne aber eine unüberwindliche Barriere für Fische und andere Gewässerorganismen darzustellen. Ergänzt wird dieses Konzept mit "weichen Ufern". Dabei wird die Salzach auf weite Strecken von ihrem Steinkorsett befreit und kann sich so natürlich, aber doch kontrolliert in die Breite entwickeln. Alle Module zusammen bewirken eine Stabilisierung des aus dem Gleichgewicht geratenen Flusses. Zum Einsatz kommt dabei modernste Wasserbautechnik.

Die Planung für die erste Rampe südlich von Laufen mit den zugehörigen weichen Ufern ist fertig und deren Genehmigung in Bayern bereits beim Landratsamt Berchtesgadener Land beantragt. Ziel ist, diese Rampe im Winter 2008/2009 zu bauen. Für die zweite Rampe samt weichen Ufern im südlichen Teil des Freilassinger Beckens stehen die Detailplanungen kurz vor dem Abschluss, sollen im Frühjahr 2008 zur Genehmigung beim Landratsamt eingereicht und nach Vorliegen des Bescheids so schnell wie möglich umgesetzt werden.
 
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