Staatsvertrag sieht jährliche Überprüfung von Maßnahmen
im Flussbau vor
Salzburg (lk) - Der Staatsvertrag vom 24. Dezember 1820 zwischen Bayern und Österreich bestimmt,
dass einmal jährlich der Grenzfluss Salzach mit einer Plätte von Vertretern beider Länder zu befahren
ist. Im Mittelpunkt steht dabei die Abstimmung von erforderlichen flussbaulichen Maßnahmen. So wird sichergestellt,
dass nicht durch Maßnahmen auf bayerischer Seite die österreichische Seite benachteiligt wird und umgekehrt.
Die Organisation für die Plättenfahrt wechselt jährlich zwischen Bayern und Österreich. Heuer
sind die Experten aus dem Bundesland Salzburg für die Republik Österreich an der Reihe. Vertreter des
Lebensministeriums aus Wien, von wasserwirtschaftlichen Dienststellen der Salzburger und der Oberösterreichischen
Landesregierung, des Bayerischen Umweltministeriums, der Regierung von Oberbayern und des Wasserwirtschaftsamts
Traunstein waren an Bord, als die Plätte am 26.09. in Bergheim bei Salzburg ablegte.
Zunächst führte die Fahrt durch das Freilassinger Becken. Wie im Großteil der gesamten etwa 60
km langen Strecke von Salzburg bis zur Mündung der Salzach in den Inn neigt auch hier die Salzach zur Eintiefung.
Ausgelöst wird diese Tendenz vor allem durch die Begradigung des Flusses vor knapp 200 Jahren. So aus dem
Gleichgewicht geraten, gräbt sich die Salzach hier immer tiefer in ihr eigenes Bett. Im Freilassinger Becken
sind deshalb zwei Rampen zur Sohlstützung geplant und das Konzept "Weiche Ufer" soll hier umgesetzt
werden. Dieses Konzept sieht vor, dass der Fluss von seinem Korsett befreit wird, dass also Längsverbauungen
entfernt werden und die Salzach somit die Möglichkeit erhält, sich zu verbreitern. Erfahrungen aus bereits
durchgeführten Maßnahmen an anderen Flüssen haben gezeigt, dass so die weitere Eintiefung gestoppt
und sogar umgekehrt werden kann.
Ein weiterer neuralgischer Punkt folgte in Laufen/Oberndorf. Hier sind Sicherungsmaßnahmen in den Flussschleifen
im Stadtbereich erforderlich, um vor allem den vorhandenen Hochwasserschutz nicht zu gefährden. Die dort anstehenden
Maßnahmen, wie das "Offene Deckwerk" am Ausgang der Laufener Enge wurden besprochen. Weiter geht
es durch das Tittmoninger Becken bis Tittmoning. Hier informierten sich die Teilnehmer über den Stand der
Arbeiten zur "Deichrückverlegung Fridolfing".
Salzach gräbt sich gefährlich tief ein
Im 19. Jahrhundert wurde unter anderem zur Sicherung der neuen Staatsgrenze der Verlauf der Salzach korrigiert.
Eine der Folgen dieser Maßnahme war eine sich immer schneller fortsetzende Eintiefung des Flussbettes, die
dann in den Neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine kritische Untergrenze erreichte. Sanierungsmaßnahmen
wurden mit der "Wasserwirtschaftlichen Rahmenuntersuchung Salzach" (WRS) entwickelt und anschließend
2002/2003 mit einem Raumordnungsverfahren landesplanerisch überprüft. Beim Hochwasser vom 13. August
2002 kam es zwischen der Saalachmündung und Laufen/Oberndorf auf einer Strecke von zirka sechs Kilometern
zum befürchteten Sohldurchschlag, das heißt der schlagartigen weiteren Eintiefung um mehrere Meter innerhalb
eines Tages. Bei einem weiteren – auch kleineren – Hochwasserereignis gehen die Flussbauexperten von einer akuten
Gefährdung des Ortsbereiches Laufen / Oberndorf aus, da sich der Sohldurchschlagsbereich flussabwärts
fortzusetzen droht.
Im südlichen Teil der Sanierungsstrecke, dem Freilassinger Becken und der Laufener Enge, gelegen zwischen
den Doppelstädten Laufen/Oberndorf und der Saalachmündung wurde mit der Sanierung im Herbst 2006 begonnen.
Im Winter 2007/2008 wird dort der nächste Baustein, ein "offenes Deckwerk" zur Stützung der
Salzachsohle unterhalb von Laufen/Oberndorf eingebaut. Weitere Module der Sanierung im Freilassinger Becken sind
zwei Stützbauwerke, die die Flusssohle stützen ohne aber eine unüberwindliche Barriere für
Fische und andere Gewässerorganismen darzustellen. Ergänzt wird dieses Konzept mit "weichen Ufern".
Dabei wird die Salzach auf weite Strecken von ihrem Steinkorsett befreit und kann sich so natürlich, aber
doch kontrolliert in die Breite entwickeln. Alle Module zusammen bewirken eine Stabilisierung des aus dem Gleichgewicht
geratenen Flusses. Zum Einsatz kommt dabei modernste Wasserbautechnik.
Die Planung für die erste Rampe südlich von Laufen mit den zugehörigen weichen Ufern ist fertig
und deren Genehmigung in Bayern bereits beim Landratsamt Berchtesgadener Land beantragt. Ziel ist, diese Rampe
im Winter 2008/2009 zu bauen. Für die zweite Rampe samt weichen Ufern im südlichen Teil des Freilassinger
Beckens stehen die Detailplanungen kurz vor dem Abschluss, sollen im Frühjahr 2008 zur Genehmigung beim Landratsamt
eingereicht und nach Vorliegen des Bescheids so schnell wie möglich umgesetzt werden. |