Am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der TU Dresden ist erstmals eine Kolbenstange
aus Textilverbundkeramik entwickelt und hergestellt worden.
Dresden (idw) - Das Forschungsprojekt zeigt: Auch für den Automobilsektor ist ein effizienter
Einsatz dieser jungen Werkstoffklasse möglich. "Textilverbundkeramiken sind prädestiniert für
den Einsatz unter extremen Bedingungen", erklärt Prof. Werner Hufenbach, Direktor des ILK. Extreme Bedingungen,
das sind zum Beispiel höchste Temperaturen sowie aggressive oder stark abrasive Medien. Deshalb kommen Textilverbundkeramiken
bereits in der Raumfahrt sowie in der Verfahrenstechnik zum Einsatz. Auch im Automobilsektor bietet sich eine Verwendung
von Textilverbundkeramiken an, denn durch ihre geringe Dichte und die hervorragenden Verschleiß- und Gleiteigenschaften
besitzen sie ein hohes Leichtbaupotenzial. Im Vergleich zu den kurzfaserverstärkten Keramiken, die bisher
im Automobilsektor etwa in Form von Hochleistungsbremsscheiben eingesetzt werden, können mit Hilfe der Textilverstärkung
zusätzlich deutlich höhere Festigkeiten erreicht werden, die besonders für dynamisch hoch belastete
Komponenten notwendig sind. Einem breiteren Einsatz standen bislang allerdings noch hohe Herstellungskosten entgegen.
Erstmals ist am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik der TU Dresden in Zusammenarbeit mit der ThyssenKrupp
Bilstein Suspension GmbH im Rahmen eines BMBF-Forschungsvorhabens eine Kolbenstange aus Textilverbundkeramik für
innovative Stoßdämpfersysteme entwickelt und gefertigt worden. Für die Herstellung der Textilverbundkeramik-
Kolbenstangen wurde dabei das Polymerinfiltrations- und Pyrolyseverfahren (PIP-Verfahren) angewendet. "Dieses
Verfahren ermöglicht ein gutes Verhältnis zwischen Fertigungskosten und erzielbaren mechanischen Eigenschaften,"
so Dr.-Ing. Albert Langkamp, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ILK, "weil für einige Herstellungsschritte
auf bewährte Verfahren der Faserverbundkunststoff-Fertigung zurückgegriffen werden kann." Eine derartige
Kolbenstange bewirkt zum einen durch das geringere Bauteilgewicht eine Kraftstoffersparnis. Zum anderen wird durch
die Minimierung von Reibung und Verschleiß eine deutlich höhere Lebensdauer erzielt, was den Wartungsaufwand
entscheidend reduziert. Dies trägt der ökologischen Forderung nach mehr Material- und Energieeffizienz
Rechnung.
Auf der Materialica (München, 16.-18. Oktober 2007) werden die Leichtbau-Kolbenstange sowie andere Anwendungsbeispiele
für Textilverbundkeramiken am Gemeinschaftsstand der TU Dresden (Halle C4, Stand 610) gezeigt. |