31. Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, 18. Jahrestagung der Arbeitsgruppe
Herzschrittmacher und Arrhythmie; 4. bis 6. Oktober, Köln
Köln (idw) - Deutsche und französische Wissenschafter haben erste Erfolge mit Stammzelltherapien
zur Verbesserung der Herzleistung erzielt - ein möglicher innovativer Behandlungsansatz bei Herzschwäche,
berichteten Experten bei der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Köln. Bis zur
Anwendung im klinischen Alltag sind allerdings weitere Forschungsbemühungen nötig.
"Erste klinische Studien zeigen, dass eine Stammzelltherapie bei Herzinsuffizienz machbar ist. Die positiven
Resultate dieser Untersuchungen stimmen optimistisch", berichtete Prof. Dr. Helmut Drexler (Hannover) heute
auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Köln.
Neue therapeutische Ansätze sind schon deshalb von Bedeutung, weil die chronische Herzschwäche nicht
nur eine der führenden Ursachen für Krankenhausaufenthalte und kardiovaskuläre Todesfälle ist.
Sie bedeutet für die Betroffenen auch eine starke Einschränkung ihrer Lebenserwartung und Lebensqualität
mit Symptomen wie Luftnot bei Belastung, Leistungsschwäche und Ödemen. "Die Herzinsuffizienz hat
verschiedene Ursachen, gemeinsam ist diesen der Verlust an arbeitsfähigem Herzmuskelgewebe, zum Beispiel nach
Herzinfarkt", sagt Prof. Drexler. "Die gegenwärtig verfügbaren medikamentösen und apparativen
Therapieverfahren können die Symptome verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen."
Keine der heute angewendeten Methoden könne das Problem des Verlustes von Muskelgewebe aber ursächlich
beheben.
Infusion von Knochenmarkzellen verbessert Herzleistung
Auf der Suche nach nicht-embryonalen Stammzellen, die sich in Herzmuskelzellen umwandeln können, konnten
mehrere Forschergruppen bereits erste Erfolge verbuchen. "In einer ersten Arbeit konnte ich gemeinsam mit
Prof. Kai Wollert zeigen, dass sich durch eine Infusion von patienteneigenen Stammzellen aus dem Knochenmark die
Herzleistung nach Herzinfarkt verbessern lässt", fasst Prof. Drexler die Ergebnisse der BOOST-1-Studie
zusammen. "Die Arbeitsgruppe um Prof. Andreas Zeiher von der Universität Frankfurt hat dieses Konzept
bei Patienten mit Herzinsuffizienz untersucht, auch hier konnte in der TOPCARE-CHF- Studie eine Verbesserung der
Herzleistung beobachtet werden." In den bisherigen Untersuchungen ist allerdings die Verbesserung noch bescheiden,
die Steigerung liegt im Bereich einiger Prozentpunkte.
Effektivität der Zelltherapie steigern
In der so genannten MAGIC-Studie hat eine Forschergruppe in Paris die Wirksamkeit von Stammzellen aus dem
Skelettmuskel bei Patienten mit Herzinsuffizienz untersucht. "Auch hier ergaben sich Hinweise, dass die Zellen
einen leicht positiven Einfluss auf das insuffiziente Herz nahmen", so Prof. Drexler. Weitere Forschungsanstrengungen
seien allerdings notwendig, sagt der Experte: "Der insgesamt moderate Therapieeffekt lässt daran denken,
dass die Effektivität der Zelltherapie in Zukunft noch gesteigert werden könnte, indem man beispielsweise
die Zellen vorbehandelt oder potenziell geeignete Patienten noch besser auswählt."
Interessantes Detail: Nach bisherigen Erkenntnissen scheinen die Effekte einer Therapie mit Stammzellen aus dem
Knochenmark oder dem Skelettmuskel nicht auf eine Umwandlung dieser Zellen in Herzmuskelzellen zurückzuführen
zu sein, sagt Prof. Drexler: "Möglicherweise setzen diese Zellen Wachstumsfaktoren frei, die den kranken
Herzmuskel positiv beeinflussen. Weltweit wird daher weiterhin nach Stammzellen gesucht, die sich in Herzmuskelzellen
verwandeln und gleichzeitig am Patienten angewendet werden können." |