Kulturbericht 2006 dem Nationalrat zugeleitet
Wien (pk) - Für das Jahr 2006 sei in Bezug auf die Tätigkeit der Kulturinstitutionen wie
des Ministeriums eine "grundsätzlich positive Bilanz" zu ziehen, so der Befund von Bundesministerin
Claudia Schmied im Vorwort des "Kulturberichts 2006", der dieser Tage dem Hohen Haus zugeleitet wurde.
Besonders die Besucherstatistiken von Bundesmuseen wie Österreichischer Nationalbibliothek und der hohe Anteil
zahlender BesucherInnen bestätigten dieses Resümee. Der Modernisierung der Sammlungsbestände des
Bundes wurde auch 2006 verstärkt Augenmerk geschenkt, wobei die Generalsanierung des Völkerkundemuseums
mit 2008 abgeschlossen sein soll und Vorbereitungen zur Neugestaltung des Unteren Belvederes bereits eingeleitet
wurden.
Mit dem "Tag des Denkmals" konnten 2006 zudem mehr als doppelt so viele Kulturerstätten zum kostenlosen
Besuch angeboten werden als noch im Jahr zuvor. Eine laufende Optimierung der Angebote und Strukturen der Kulturinstitutionen
solle unter der Leitung des nunmehrigen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur auch künftig
sichergestellt werden, so Schmied.
2006 beliefen sich die Ausgaben des Bundes für Kulturangelegenheiten auf 153,7 Millionen Euro. Dies bedeutet
einen Rückgang um 1,9 Millionen im Vergleich zum Vorjahr. 125,9 Millionen der Aufwendungen entfielen auf museale
Aufgaben, 24,6 Millionen gingen an den Denkmalschutz, mit 2,1 Millionen wurden Büchereiwesen und Volkskultur
bedacht, auf die Hofmusikkapelle entfielen 1,1 Millionen.
Die österreichischen Bundesmuseen wurden im Berichtsjahr insgesamt von 3,45 Millionen Personen besucht. Gegenüber
dem Vorjahr bedeutet dies einen abermaligen Rückgang um 0,21 %. Dennoch konnte in beinahe allen Häusern
eine Steigerung der Eintritte erzielt werden, wobei das Pathologisch-anatomische Bundesmuseum (+28,89 %), die Österreichische
Nationalbibliothek (+22,22 %) und das MUMOK (+10,57 %) die stärksten Zuwächse verzeichneten. Leichte
Verluste setzten sich beim TMW, etwas stärkere beim Ethnographischen Museum fort.
MuseumsQuartier
Insgesamt organisierten die quartier21-Kulturinitiativen im Berichtsjahr 899 Veranstaltungen, die grundsätzlich
bei freiem Eintritt zu besuchen waren. Mit 3,2 Millionen BesucherInnen jährlich zeigt das MQ erneut eine deutliche
Steigerung gegenüber dem Vorjahr.
Die Bundesmuseen
Im KHM erweckten neben der Ausstellung "Europa ohne Grenzen" zur österreichischen Ratspräsidentschaft
vor allem die beiden Schauen "Ein Zauberflöten-Automat" und "Datenwerk: Mensch" das Interesse
der BesucherInnen. Die Ausstellungen "Giambologna. Triumph des Körpers" und "Bellini, Giorgione,
Tizian und die Renaissance der venezianischen Malerei" stellten die kunstgeschichtlichen Höhepunkte im
Berichtsjahr dar. Aufgrund der publikumswirksamen Sonderausstellungen konnte das KHM 2006 insgesamt 1,26 Millionen
BesucherInnen verbuchen.
Im Säugersaal des NHM entstand 2006 das bisher größte Lebensraumdiorama in Würdigung des polnischen
Nationalparks Bialowieza. Stolz ist man besonders auf die weltweit erste Rekonstruktion des mittelgroßen
Deinonychos antirrhopus im Sauriersaal. Das NHM verzeichnete einen BesucherInnen-Anstieg um 9 % (368.801 BesucherInnen)
und erreichte – nicht zuletzt aufgrund des Schwerpunktes "Naturforscher um Mozart" – eine starke mediale
Präsenz.
Die Österreichische Galerie Belvedere widmete 2006 einen umfangreichen Führungszyklus der Neuaufstellung
der Sammlung Biedermeier. "Kunst für das 20er Haus" wurde ebenso präsentiert wie Ausstellungen
aus dem Bereich Malerei (u. a. Klimt, Schiele und Waldmüller). Die Zahl der BesucherInnen konnte abermals
gesteigert werden (+3,06 %) und steht nun bei 432.575 Personen.
Die Albertina kann mit besonderer Freude auf das Jahr 2006 zurückblicken: In einer der erfolgreichsten Ausstellungen
ihrer Geschichte wurde das Spätwerk Picassos präsentiert. Andererseits war das Ausstellungsprogramm des
Hauses stark von der offiziellen Exhibition der Stadt Wien zum Mozartjahr "MOZART. Experiment Aufklärung"
geprägt, die ihrerseits 273.546 BesucherInnen anzog. Mit insgesamt 725.759 verzeichneten Besuchen erreichte
die Albertina 2006 einen Zuwachs von 29,19 %.
Eine ebenfalls positive Bilanz darf für das MAK und das MUMOK gezogen werden. In zweitem Falle gelang es nicht
nur den Anteil der zahlenden BesucherInnen auf 10 % zu heben, sondern auch den Ticketerlös um 35 % zu steigern.
Das TMW verbuchte hingegen einen BesucherInnenrückgang um 1,3 %, der vor allem mit dem Wegfall des 2005 sehr
erfolgreichen Telekomtages begründet wird.
Österreichische Nationalbibliothek
Digitalisierung und Langzeitarchivierung werden derzeit als zentrale Zielsetzungen der ÖNB definiert. Bis
2011 strebt man die Implementierung einer elektronischen Gesamtsuche für alle ihre Bestände an. 2006
hielt die ÖNB 7,72 Millionen Objekte, wobei 3,45 Millionen auf Bücher und Periodika, 2,68 Millionen auf
Bilddokumente und 441.417 auf Manuskripte entfielen. Im Berichtsjahr konnten zudem weitere 91.706 Objekte akquiriert
werden.
Die ÖNB organisierte 2006 acht Ausstellungen, darunter auch eine Schau der ältesten Papyri zur Bibel
aus Ägypten. In der "Langen Nacht der Museen" konnten die musealen Bereiche 11.500 BesucherInnen
verzeichnen. Mit einer Gesamtbesucherzahl von 191.000 Personen (+22,22 %) erzielte die ÖNB 2006 in ihren musealen
Einrichtungen somit einen neuen Rekord, das im Palais Mollard neu eingerichtete Globen- und Esperantomuseum konnte
seine BesucherInnenzahl gegenüber den Durchschnittswerten der Vorjahre nahezu verdoppeln. Auch die Zugriffszahlen
auf die Homepage der ÖNB sind weiterhin stark steigend, was an insgesamt 7,1 Millionen Datenbankabfragen ersichtlich
wird.
Wiener Hofmusikkapelle
2006 besuchten insgesamt 26.650 Personen die Vorträge der Hofmusikkapelle. Dies entspricht einer finanziellen
Auslastung von 90 %. Die Kapelle selbst zählte 2.700 BesucherInnen. Als Höhepunkte im Berichtsjahr können
die Aufführung der Missa in C von Florian Leopold Gassmann und die Mitwirkung an der "Langen Nacht der
Kirchen" bezeichnet werden.
Volkskultur
Zu einem der Schwerpunkte zählte 2006 die finanzielle Unterstützung für die Errichtung und den
Betrieb der Nationalagentur für das immaterielle Kulturerbe in Österreich. Projektförderungen wurden
u. a. an das "music@mp" des Österreichischen Arbeitersängerbundes in Drobollach am Faaker See,
das internationale Amateurtheaterfestival FOCUS in Altenberg bei Linz und die Internationalen Puppentheatertage
in Mistelbach ausgeschüttet.
Büchereiwesen
Das Büchereiwesen wurde vor allem über das Mittragen der Kampagne "Österreich liest. Treffpunkt
Bibliothek", die 480.000 BesucherInnen anzog, unterstützt. Das Fortbildungsangebot für hauptamtliche
BibliothekarInnen konnte mittels Einführung weiterer Lehrgänge Ausbau erfahren.
Denkmalschutz
Die Gesamtsumme der zum Denkmalschutz vergebenen Förderungen belief sich 2006 auf 17,3 Millionen Euro. Die
Zahl der geförderten Vorhaben fiel von 1.164 auf 998 und ist somit leicht rückläufig. Das Gros dieser
Projekte entfiel auf die Bundesländer Niederösterreich (257), Steiermark (141) und Oberösterreich
(133). Der Bericht legt zudem über die Arbeit der Landeskonservatoren Rechenschaft. Zu den 2006 sanierten
Objekten zählen Schloss Esterházy in Eisenstadt, die frühbarocke Lodronsche Reitschule in Gmünd,
das Stift Klosterneuburg, das Konzentrationslager Mauthausen und das Grazer Burgtor. Die Weiterbildungsprogramme
in den Werkstätten der Kartause Mauerbach erfuhren ebenfalls Erweiterung. |