Wien (bgf) - "In Österreich erleidet jeder Zwanzigste ein Mal im Leben einen epileptischen
Anfall", so Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky am 05.10. anlässlich des Tages der Epilepsie. "Die
Krankheitshäufigkeit in Österreich beträgt 0,8 Prozent, was einer Gesamtanzahl von 65.000 betroffenen
Patientinnen und Patienten entspricht." Gegen die in unserer Gesellschaft leider sehr häufig auftretenden
Vorurteile gegenüber Epileptikern müsse man durch gezielte Aufklärung, Informations- und Wissensvermittlung
entgegenwirken. "Epilepsie ist in allen Gesellschaftsschichten anzutreffen, hat nichts mit verminderter Intelligenz
zu tun und ist keine Geisteskrankheit", so Kdolsky.
Bei der Epilepsie handelt es sich um die häufigste chronische Krankheit des zentralen Nervensystems, welche
sich in verschiedenen Anfallsformen äußert. Die Anfälle werden durch eine plötzliche extreme
Aktivitätssteigerung des Zentralnervensystems hervorgerufen und sind Symptome einer vorübergehenden Funktionsstörung
des Gehirns bei der normalerweise keine Nervenzellen zerstört werden. Die Ursachen epileptischer Anfälle
sind vielfältig. Ein großer Teil geht auf eine Schädigung des Hirngewebes im Zusammenhang mit der
Geburt, Stoffwechselstörungen, Hirnblutungen, Entzündungen, Tumore oder Unfälle zurück. "Epilepsie
ist keine Erbkrankheit, man vermutet jedoch, dass eine Neigung des Gehirns mit Anfällen zu reagieren, vererbt
werden kann. Die Bedingungen wie und bei wem das eintritt, sind Gegenstand aktueller Forschungen", so Kdolsky.
In diesem Zusammenhang erinnerte die Gesundheitsministerin auch an die Behandlungsmöglichkeiten von Epilepsie,
die in erster Linie medikamentös erfolgen. "Rund 65 Prozent der Betroffenen können durch eine gezielte
medikamentöse Therapie ein anfallsfreies und somit normales Leben führen. Moderne Antiepileptika haben
insbesondere eine Verbesserung der Verträglichkeit, Erhöhung der Compliance und somit auch eine höhere
Lebensqualität gebracht, die eine volle soziale Integration ermöglichen." Für jene Patienten,
die auf keine medikamentöse Behandlung ansprechen, biete die sogenannte Epilepsiechirurgie, die in Österreich
an vier Spezialzentren durchgeführt wird, eine ausgezeichnete Behandlungsoption. "Versorgungstechnisch
steht Österreich mit mehreren zertifizierten Anfallsambulanzen in Wien und in beinahe allen Bundesländern
gut da", sagte Kdolsky.
Neben der Auseinandersetzung von Epileptikern mit ihrer Krankheit, seien diese in unserer Gesellschaft leider sehr
oft auch mit Diskriminierungen konfrontiert, was eine besondere Herausforderung darstelle. "Mangelndes Wissen,
beispielsweise auch über Erste Hilfe bei einem Anfall, erschweren die Integration der Betroffenen in Kindergärten,
Schulen und im Beruf", so die Gesundheitsministerin, die abschließend die wichtigsten Maßnahmen
im Fall einer Erstversorgung bei einem epileptischen Anfall in Erinnerung rief:
- Ruhe bewahren
- Betroffenen aus der Gefahrenzone bringen
- scharfe und kantige Gegenstände vom Betroffenen entfernen
- freie Atmung gewährleisten, nichts in den Mund stecken, Kiefer nicht öffnen, keine Beatmung, nicht
festhalten
- Dauer des Anfalls registrieren
- nach dem Anfall in stabile Seitenlage
- anschließend Ausruhen ermöglichen, Betroffenen nicht allein lassen, eventuell Vertrauensperson benachrichtigen
- ab einer Krampfdauer von fünf Minuten die Rettung rufen.
|