Scharer: Prominente Ehrenkomitee-Mitglieder überreichen am 9. Oktober die Preise
Salzburg (lk) - Früher vergab Pro Mente Salzburg den sogenannten "Sozial-Oskar". Diese
Benennung wurde jedoch von der Oscar-Academy per Anwalt verboten. Für die Organisatoren kein Grund, auf die
Auszeichnung von engagierten Personen und Unternehmen, die im Bereich der Beschäftigung und Integration von
Menschen mit Beeinträchtigungen besondere Leistungen erbringen, zu verzichten. "Ich finde es gut, dass
man trotzdem weiter die Personen vor den Vorhang bringt, die durch ihr Beispiel so viel für psychische Kranke
bewegen", so Sozialreferentin Landesrätin Erika Scharer Am 05.10. bei einem Informationsgespräch.
Am 9. Oktober, dem Vorabend des Welttages der psychischen Gesundheit, wird um 18.30 Uhr, in der Salzburger Residenz
unter der Moderation von Claudia Stöckl nun der Promenteus erstmals persönlich durch prominente Ehrenkomitee-Mitglieder
verliehen.
Ziel von Pro Mente Salzburg ist die Reintegration beeinträchtigter Menschen in die Bereiche Wohnen und Arbeit.
Die Schwerpunkte der Tätigkeiten liegen dabei auf den Gebieten Arbeitsrehabilitation, Wohnrehabilitation,
Krisenintervention, Soziale Integration, Tagesstrukturierende Angebote, Angehörigenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit.
Solidarität, Chancengleichheit und Freiwilligkeit sind dafür die wichtigsten Grundsätze, wofür
das Motto "So wenig Unterstützung wie möglich, so viel wie nötig", lautet, erklärte
der Präsident von Pro Mente Salzburg, Primar Univ.-Prof. Dr. Christoph Stuppäck. Zahlreiche Unternehmen
des Landes – mit und ohne Promenteus – sind zu wichtigen Kooperationspartnern geworden und tragen somit den Gedanken
der Chancengleichheit in der Gesellschaft mit.
Preisträger 2007
Jeweils ein Promenteus für besonders hohes soziales Engagement und Integration geht an die Firma Kreuzberger
Bau Salzburg GmbH, an die Salzburger Trafikantin Renate Hasivar, an die Salzburger Landes-Hypothekenbank AG (HYPO-Salzburg),
an die Salzburger Patientenvertretung, an Wilhelm Bayer vom Männergesangsverein Itzling, das Theresia Gartenhotel
(Saalbach-Hinterglemm), an die Salzburgerin Henriette Crain, das Sozial-Pädagogisches Zentrum in Salzburg,
an den Zoo Salzburg (Natur- und Artenschutzzentrum) in Anif und an die Stadtgemeinde Bischofshofen. "Ich freue
mich ganz besonders, dass mit dem Sozialpädagogischem Zentrum des Landes eine Einrichtung ausgezeichnet wird,
die mir ressortmäßig zugeteilt ist. Das spiegelt gut die Bemühungen des Landes als vorbildlicher
Arbeitgeber im Bereich der
Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigungen wieder. Wir zeigen, gemeinsam mit Pro Mente, dass die
sinnvolle Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigung möglich und sinnvoll umzusetzen ist. Die
Hauptarbeit ist dabei Vorurteile, und Barrieren bei den nicht-beeinträchtigten Beschäftigten abzubauen
und Verständnis für die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigung zu entwickeln.
Dann funktioniert die Zusammenarbeit meist sehr gut", sagte Landesrätin Erika Scharer.
Prominente Salzburger/innen übergeben den Promenteus 2007
Viele prominente Salzburgerinnen und Salzburger unterstützen seit Jahren die Anliegen von Pro Mente Salzburg
und werden am 9. Oktober die Überreichung des Promenteus persönlich vornehmen. Dem diesjährigen
Ehrenkomitee gehören an: Vizepräsidentin Dir. Regina Bayer-Volkmann (Pappas Gruppe), Präsident Dr.
Karl Forstner (Salzburger Ärztekammer), Dkfm. Trude Kaindl-Hönig (Salzburger Nachrichten Gesellschafterin),
Vizepräsident Dr. Hans Rathgeb (Landesgericht Salzburg), Manuela Riegler (PGS Weltmeisterin und Snowboard
Gesamtweltcup-Siegerin), Präsident KR Julius Schmalz (Wirtschaftskammer Salzburg), und Landesdirektor Prof.
Siegbert Stronegger (ORF Salzburg).
Besonders hervorzuheben sind vier Mitglieder des diesjährigen Ehrenkomitees. Die prominenten Sportler Hubert
Raudaschl (Segelweltmeister und Segelmacher), Heimo Pfeiffenberger (Fußballspieler und Trainer des SV Grödig),
Adi Hütter (Fußballspieler und Co-Trainer Red Bull Juniors) und Thomas Stangassinger (Schirennläufer
und Slalomweltcupsieger), haben sich dazu entschlossen, die Kinderseelenhilfe von Pro Mente, welche zu 90 Prozent
durch Sponsoren finanziert wird, durch zahlreiche Aktivitäten in der Öffentlichkeit ideell zu unterstützen.
Die Würdigungen der Leistungen der Preisträger/innen durch die nominierenden Einrichtungen liegen für
die Redaktionen im Anhang bei. Neben dem Promenteus kann sich Pro Mente Salzburg auch über den langjährigen
Erfolg zweier wichtiger Sozialeinrichtungen freuen: Das Heimo-Gastager-Haus und das Beschäftigungsprojekt
Reflex. Beide feiern ihr Jubiläum jeweils mit kreativen Schwerpunkten:
30 Jahre Heimo-Gastager-Haus
1977 wurde das Heimo-Gastager-Haus vom Primar Dr. Heimo Gastager als eine Einrichtung zur Wohnrehabilitation für
junge Erwachsene mit einer psychischen Erkrankung gegründet. Er war zur damaligen Zeit Leiter der psychiatrischen
Abteilung des Salzburger Landeskrankenhauses, der heutigen Christian-Doppler-Universitätsklinik, und galt
als einer der engagiertesten österreichischen Reformpsychiater.
"Junge Menschen können in schwere psychische Krisen kommen, die auch einen stationären Aufenthalt
in einer psychiatrischen Abteilung notwendig machen. Mit einer vorübergehenden stationären Behandlung
ist es oftmals nicht getan. Vielmehr brauchen diese Menschen eine längerfristige Möglichkeit, in einem
geschützten und betreuten Wohnrahmen in einer familienähnlichen Atmosphäre sich wieder zu stabilisieren,
ihre Erkrankung zu verstehen und mit ihr umgehen zu lernen", so Primar Univ.-Doz. Dr. Christian Geretsegger
(Geschäftsführender Präsident Pro Mente Salzburg).
Im Heimo-Gastager-Haus findet man die entsprechenden Unterstützungsangebote. Das Land finanziert die Rehabilitationseinrichtung.
Das Haus befindet sich in einer ruhigen Wohngegend in Lehen und bietet 18 jungen Frauen und Männern seit 30
Jahren eine umfassende Betreuung durch ein multiprofessionelles Team von Psycholog/innen, Psychotherapeut/innen,
einer Sozialarbeiterin und einem Konsiliarpsychiater. Jede/r BewohnerIn hat eine/n persönliche/n Betreuern
und BezugstherapeutIn, der/die ihn während der gesamten Aufenthaltsdauer (bis zu drei Jahren) in allen Belangen
des Lebens begleitet. Die berufliche Integration wird außerhalb des Hauses trainiert, jedoch von den Mitarbeiter/innen
intensiv unterstützt.
Das Land ist der wichtigste Kostenträger. Die Salzburger Gebietskrankenkasse leistet einen Zuschuss zu den
Psychotherapien. Die Bewohner/innen bezahlen einen einkommensabhängigen Selbstbehalt zu den Aufenthaltskosten.
Eine erfolgreiche Rehabilitation ermöglicht den Bewohner/innen nächste Schritte, indem sie in eine Mietwohnung
oder eine weniger intensiv betreute Wohngemeinschaft ziehen, einer Tätigkeit nachgehen und Möglichkeiten
zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung gefunden haben und einen förderlichen Kontakt zum Elternhaus, zu Freunden
und Bekannten pflegen. Notwendige Psychopharmaka nehmen sie in Selbstverantwortung und in Absprache mit ihrem/r
PsychiaterIn ein und nehmen weiterhin eine ambulante Psychotherapie in Anspruch“, erklärt Primar Univ.-Doz.
Dr. Christian Geretsegger.
Daten zum Heimo-Gastager-Haus
Innerhalb der vergangenen 30 Jahre wurden insgesamt über 300 Personen aufgenommen. Das Verhältnis Männer
zu Frauen ist 55 Prozent zu 45 Prozent. Hauptdiagnosen sind mit 60 Prozent Schizophrenie und wahnhafte Störungen
und mit 27 Prozent affektive Störungen wie Depression und Manie. 50 Prozent der Patienten sind über zwei
Jahre im Heimo-Gastager-Haus. 50 Prozent kommen aus der Stadt Salzburg, 36 Prozent aus dem Land Salzburg. 70 Prozent
sind junge Erwachsene unter 30 Jahren.
Ein Film über das "Leben im Heimo-Gastager-Haus"
"Für die 30-Jahrfeier wurde in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Puch Urstein über ein halbes
Jahr gemeinsam mit vier Bewohner/innen des Hauses ein einfühlsamer Dokumentarfilm über das Leben im Haus
und außerhalb des Hauses gedreht. Die zwei Männer und Frauen geben einen Einblick in ihre psychische
Erkrankung und über die positiven Veränderungen während des Aufenthaltes im Heimo-Gastager-Haus.
Der Film wird bei der Festveranstaltung in der Residenz gezeigt. Einer der Hauptdarsteller wird bei der Pressekonferenz
anwesend sein“, sagte Mag. Peter Laninschegg, der therapeutische Leiter des Heimo-Gastager-Hauses.
5 Jahre RE•FLEX - Rehabilitation Flexibel
Das Beschäftigungsprojekt RE•FLEX in Salzburg ermöglicht psychisch kranken Menschen eine flexible
Rehabilitation, indem Ressourcen für Fortschritte und Sicherheit für Rückschritte geboten werden.
Der Bedarf an derartigen Einrichtungen ist enorm hoch, es warten bereits mehr als 150 Personen auf einen Platz
im Reflex. Die Projektkosten werden durch das Land Salzburg und durch Eigenerlöse aus der Auftragsbearbeitung
in Höhe von ca. 25 Prozent der Gesamtkosten getragen. In Werkstätten werden Aufträge von Firmen
aus der freien Wirtschaft im Großraum Salzburg bearbeitet, wobei einerseits die Möglichkeit geboten
wird, nachvollziehbar sinnhafte Tätigkeiten auszuüben, und andererseits die gesunden Potentiale zu entdecken
und zu entwickeln, da zeitlicher Druck und messbare Erfolgskriterien zurück gestellt werden.
Ziel der Einrichtung RE•FLEX sei es, den so beschäftigten 35 Klient/innen neben den Angeboten der tagesstrukturierenden
Tätigkeiten, auch das Gefühl zu vermitteln, ein wichtiger Teil einer Gruppe zu sein, Ziele erreichen
zu können und somit das Selbstwertgefühl zu stärken. Da sich das Projekt an den individuellen Möglichkeiten
und Bedürfnissen der Klient/innen orientiert, kommt es über die Aspekte "gebraucht werden“, "Menschen
begegnen“ und "etwas leisten“ zu einer Steigerung der Lebensqualität und dadurch zu einer Verringerung
der Medikamentendosierung und zu einer möglichen Vermeidung von Klinikaufenthalten. Für einen Teil der
Klient/innen ist auch der Weg in Richtung Wiedereingliederung in den regulären Arbeitsmarkt möglich“,
sagte die Leiterin von Reflex, Christina Paminger.
Einem weiteren Grundbedürfnis aller Menschen, dem Sein Ausdruck und Freude zu geben, kann im RE•FLEX in der
Malwerkstatt "Art Brut Salzburg“ entsprochen werden. "Art Brut Salzburg“, als eigene Kunstgattung, bedeutet
Kunst von Nicht-Profis und bietet den Klient/innen die Möglichkeit Gefühle, Stimmungen anschaulich zu
machen, sich zu entwickeln und daran zu arbeiten.
Begonnen hat "Art Brut Salzburg“ im Sommer 2005 als Freizeitgestaltung. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus,
dass die Teilnehmer/innen – meist zu deren eigener Überraschung – großes Talent besitzen. Die Klienten/innen
entdeckten und entdecken beim Malen immer wieder Ressourcen neu. Die Kunst unterstützt die Verbesserung der
Gesundheit der Klienten/innen. Die vorwiegend großformatigen Werke, Acryl auf Leinwand, werden auf Ausstellungen
und Vernissagen der Öffentlichkeit, heuer erstmals bei der Promenteus -Verleihung in der Residenz zu Salzburg,
vorgestellt, so die Leiterin Christine Paminger. |