Glawischnig-Piesczek für Kostenwahrheit in der Energieproduktion
Wien (pk) - Die Dritte Nationalratspräsidentin Eva Glawischnig-Piesczek eröffnete am Vormittag
des 02.10. im Parlament eine Enquete zur Zukunft des Ökostromgesetzes. Namhafte Fachleute informierten generell
über wirtschaftliche und ökologische Aspekte des Einsatzes erneuerbarer Energieträger bei der Stromerzeugung
und bezogen Stellung zur aktuellen Evaluierung des Ökostromgesetzes.
Präsidentin Eva Glawischnig-Piesczek begrüßte die Teilnehmer der Enquete und sprach die Erwartung
einer spannenden Diskussion aus, handle es sich beim Ökostrom-Gesetz doch um eine der umstrittensten Materien
der Energiepolitik. Dieses Gesetz sei in seiner ursprünglichen Form sehr erfolgreich gewesen, erinnerte Glawischnig-Piesczek,
es sei durch seine Novellierung nach nur eineinhalb Jahren Geltung aber "zerschlagen" worden. Konnten
durch den Einsatz erneuerbarer Energieträger zunächst enorme Reduktionen bei den CO2-Emissionen erreicht
werden, seien zuletzt nur noch Anlagen ans Netz gegangen, die aufgrund der alten Rechtslage genehmigt und gebaut
wurden. "Der Ausbau des Ökostroms ist völlig zum Erliegen gekommen", stellte die Dritte Nationalratspräsidentin
fest und bedauerte dies vor allem in Hinblick auf die jüngsten UN-Klimaberichte und angesichts der Tatsache,
dass bisher weder bei den CO2-Emissionen noch beim Energieverbrauch eine Trendwende erreicht werden konnte.
Bei der Evaluierung des Ökostrom-Gesetzes gelte es herauszufinden, was Ökostrom-Markt, Branche und Umwelt
brauchten. Die Enquete soll Impulse für die Politik liefern und Antworten auf Fragen zur Kostenentwicklung,
zum Potential des Ökostroms sowie darauf geben, wie Österreich seine international verbindlichen Ziele
erreichen könne.
Beim Thema "Kosten" warnte Glawischnig-Piesczek, in der Diskussion einseitig "Belastungen"
in den Vordergrund zu stellen. Deutschland zeige, wie man mit einem großzügigen Einspeisungsgesetz Einsparungen
erzielen könne, die die Förderungskosten überkompensieren. Dazu kommen vermiedene Kosten durch vermiedene
Umweltschäden und der volkswirtschaftliche Nutzen durch Investitionen, Wachstum und Arbeitsplätze in
der Industrie. Präsidentin Glawischnig-Piesczek mahnte Kostenwahrheit in der Diskussion ein und stellte den
errechneten Betrag von 70 € an Ökostrom-Durchschnittskosten pro Durchschnittshaushalt und Jahr in Frage.
In der Diskussion über die Potentiale erneuerbarer Energieträger bei der Stromproduktion erhoffte sich
Glawischnig-Piesczek klare Aussagen über die Möglichkeiten von Wasserkraft und Windkraft sowie darüber,
ob bei der Biomasse sowie bei Biogas und in der Fotovoltaik "tatsächlich nichts mehr geht". Denn
Österreich stehe vor der Frage, wie es seine Ziele beim Einsatz erneuerbarer Energieträger erreichen
wolle, wobei Glawischnig-Piesczek anmerkte, dass sie sich dies nur durch gleichzeitige Fortschritte in der Energieeffizienz
vorstellen könne. Zur konkreten Diskussion um das Ökostrom-Gesetz hielt es Glawischnig-Piesczek für
vernünftig, das erfolgreiche deutsche Energieeinspeisungsgesetz 1:1 zu übernehmen, wie dies auch China
und Indien bereits getan hätten, statt am Ökostrom-Gesetz "herumzudoktern".
Hornbachner: Fotovoltaik löst Energieprobleme und schafft Jobs
Dieter Hornbachner (HEI - Hornbachner Energie Innovation) informierte die Teilnehmer der Enquete über Entwicklungen
im Bereich der Fotovoltaik. In Österreich werde bislang übersehen, dass es sich dabei um eine wesentliche
Technologie des 21. Jahrhunderts handle, die längst zu einer internationalen Job-Maschine geworden sei. Der
Markt in Österreich entwickle sich sehr schlecht, obwohl zunehmend Fotovoltaik-Produzenten tätig werden,
die große Erfolge im Export erzielen. "Der Fotovoltaik-Markt ist in Österreich ein reiner Export-Markt",
stellte Dieter Hornbachner bedauernd fest und unterbreitete Prognose-Daten, die deutlich machten, dass die Fotovoltaik
im globalen Energie-Mix des 21. Jahrhunderts eine zentrale Rolle erreichen werde.
Bereits zwischen 2015 und 2020 werden Fotovoltaik-Anlagen auch in Europa die Netzparität erreichen, also Strom
zu konkurrenzfähigen Preisen liefern können. Förderungen für die Fotovoltaik seien daher nur
eine Überbrückungshilfe für die nächsten Jahre, zeigte sich Hornbachner überzeugt und
machte auf Einsatzmöglichkeiten der Fotovoltaik im "Energie erzeugenden Haus" aufmerksam, dessen
Hülle für die Stromerzeugung genutzt werde. Die Fotovoltaik wird einen wesentlichen Beitrag zur Lösung
der Energieproblematik im 21. Jahrhundert leisten", sagte der Experte.
Die "Job-Maschine Fotovoltaik" illustrierte Hornbachner mit deutschen Daten: 9.500 der 75.000 in den
letzen Jahren entstandenen Arbeitsplätze durch erneuerbare Energieträger stammten aus Investitionen in
und aus dem Einsatz der Fotovoltaik. "Und das kann noch viel mehr werden", betonte Hornbachner. Die Frage,
wie das enorme Potential der Fotovoltaik in Österreich genutzt werden könne, beantwortete der Fachmann
wie folgt: Förderung des Heimmarktes, kostendeckende Tarife mit einer Laufzeit von 20 Jahren, Beseitigung
des Förderungsdeckels und Integration von Gebäuden in die Förderung. Auf eine Reform des geltenden
Ökostrom-Gesetzes will Hornbachner verzichten und statt dessen "einfach das deutsche Energieeinspeisungsgesetz
abschreiben".
Walter Boltz will Energieeffizienz verbessern
E-Control-Geschäftsführer Walter Boltz berichtete von der derzeit laufenden Evaluierung des Ökostrom-Gesetzes
und kündigte die Publikation des diesbezüglichen Dokumentes für die kommenden Wochen an. Dem Eindruck,
der Ausbau erneuerbarer Energieträger sei völlig zum Erliegen gekommen, trat Boltz mit dem Hinweis darauf
entgegen, dass 2007 fast 50 % mehr Anlagen ausgebaut wurden als 2006. Von einem Ausbau-Stopp könne keine Rede
sein, es sei aber eine Reduktion bei den Neuanträgen zu beobachten, räumte Boltz ein. Ein Drittel der
bereits genehmigten Biomasse- und Biogas-Anlagen habe aber deshalb noch nicht errichtet werden können, weil
es Engpässe bei den Anlagenproduzenten und Probleme bei der Lieferung der Rohstoffe gebe.
Als wenig erfreulich bezeichnete Boltz Kostensteigerungen beim Strom aus erneuerbaren Energieträgern, wobei
die Windenergie eine Ausnahme darstelle. Während die Großhandelspreise in den kommenden Jahren beim
Strom nicht zunehmen, stiegen Preise für zusätzlich produzierten Strom aus Biomasse/Biogas - das Förderungsvolumen
für Ökostrom wachse von 2007 auf 2008 von 290 Mill. € auf 320 Mill. €, teilte der E-Control-Chef mit.
Zur Diskussion um das deutsche Energieeinspeisungsgesetz merkte Boltz an, mit diesem seien in sechs Jahren ebenso
viele Anlagen gefördert worden wie mit dem Ökostrom-Gesetz in vier Jahren, wobei die Mengenentwicklung
in Österreich effizienter sei als in Deutschland. EU-Daten zeigten laut Boltz, dass Österreich sein Potential
an erneuerbaren Energieträger besser nütze als jedes andere europäische Land. Zusätzliche Potentiale
bei erneuerbaren Energieträgern sieht Boltz in der Wasserkraft und in der Windenergie. Ein weiterer Ausbau
der Biomasse setze Anstrengungen in der Forstwirtschaft voraus. Für problematisch hielt Boltz die Preisentwicklung
bei Holz, Mais und Weizen und machte ethische Bedenken dagegen geltend, Ackerfrüchte für die Stromproduktion
zu verheizen. Boltz riet dazu, beim Ausbau der Biomasse-/Biogas-Produktion abzuwarten, bis Energiepflanzen zur
Verfügung stehen, die als Ganze genutzt werden können.
Gegenüber deutschen Berechnungen über die Auswirkungen des EEG meldete Boltz Skepsis an. Man dürfe
nicht übersehen, dass die Ökostromförderungen nicht nur Jobs generierten, sondern Geld, das für
die Förderungen aus der Volkswirtschaft abgesaugt werde, dort fehle, was auch negative Beschäftigungs-
und Wachstumseffekte nach sich ziehe.
Große Hoffnungen setzte Boltz auf einen Paradigmenwechsel in der Energieeffizienz, denn nach wie vor sei
es nicht gelungen, die Stromverbrauchsentwicklung vom BIP-Wachstum zu entkoppeln, insbesondere in den letzten Jahren
habe man bei der Effizienzsteigerung an Tempo verloren. Konkret empfahl Boltz zusätzliche Wasserkraft-Potentiale
zu nutzen, die Windkraft auszubauen, bei Biomasse/Biogas aber eher auf die Erweiterung bestehender Anlagen als
auf die Errichtung neuer Anlagen zu setzen und die Ökostrom-Förderung administrativ zu verbessern. |
Hantsch wünscht sich mehr Planungssicherheit für Windkraftanlagen
Stefan Hantsch (Interessengemeinschaft Wind) gab zunächst eine Überblick darüber, wie sich die Energiegewinnung
aus Windkraft weltweit in den letzten Jahren entwickelt hat. Man konnte durchgängig ein starkes Wachstum verzeichnen
(in Europa über 30 %) und allein im letzten Jahr sind 18 Mrd. € in neue Windkraftanlagen investiert worden,
informierte Hantsch. Die Prognosen gehen davon aus, dass sich in den nächsten paar Jahren die jährliche
Leistung mehr als verdoppeln und die Anlagenzahl mehr als verdreifachen wird. Neben dem europäischen Markt,
den man als die Wiege der Windenergie bezeichnen kann, kommen neue Märkte hinzu, die ein enormes Wachstum
verzeichnen, nämlich vor allem Nordamerika und Asien. Führend in der Windenergie seien jene Länder,
die sehr lange stabile Rahmenbedingungen aufwiesen, wie etwa Dänemark, Deutschland und Spanien.
Auch in Österreich gab es seit 2003 eine ständige Aufwärtsentwicklung, allerdings kam dann mit der
Novellierung des Ökostromgesetzes im Mai 2006 das Argument der "Kostenkeule" auf, erklärte
Hantsch. Dies habe dazu geführt, dass in den darauf folgenden zwölf Monaten keine einzige Windkraftanlage
errichtet wurde. Wenn man sich aber die realen Zahlen ansieht, dann betragen die zusätzlich anfallenden Stromkosten
über die gesamte Laufzeit gerechnet ca. 2 Euro pro Haushalt. Seiner Meinung nach wäre komplett neues
Ökostromgesetz, das sich am deutschen Modell orientieren sollte, die eleganteste und einfachste Lösung.
Es würden aber schon einige, kleine Korrekturen ausreichen, um die Sache wieder zum Laufen zu bringen, urteilte
Hantsch. Am wichtigsten wäre es, Planungs- und Investitionssicherheit bezüglich der Tarife, die generell
höher sein sollten, zu gewährleisten. Außerdem sollte es bei erneuerbarer Energie eine vorrangige
Einspeisung und Durchleitung geben. Hantsch wünschte sich auch eine Selbstvermarktungsmöglichkeit für
die Betreiber von Windkraftanlagen.
Baumgartner-Gabitzer: "Wir brauchen ein stabiles Ökostromgesetz"
Ulrike Baumgartner-Gabitzer (Verbund-Vorstand) sprach für den größten Energieerzeuger in Österreich,
der sich seinen Kunden verpflichtet fühlt. Ihr Unternehmen sehe die ganz großen Herausforderungen der
Zukunft im Bereich des Klimaschutzes und in der günstigen, sicheren und umweltverträglichen Energieversorgung,
da weltweit die Nachfrage ständig steige. Auch in Österreich sei es leider nicht gelungen, das Wirtschaftswachstum
vom Energieverbrauch zu entkoppeln, weshalb die Nachfrage nach Strom in den letzten Jahren um durchschnittlich
2,3 % zugenommen hat.
Neben den EU-Vorgaben im Energiebereich habe sich Österreich sehr ambitionierte Ziele gesetzt, erinnerte die
Rednerin. So soll etwa der Annteil an erneuerbaren Energien auf 25 % bis 2010 (derzeit 22 %) erhöht und bis
2020 verdoppelt (45 %) werden; bei der Stromproduktion soll der Anteil an erneuerbaren Energien bis 2010 auf 80
% (bisher 66,2 %) betragen. Die Erreichung dieser Ziele erfordere langfristige, stabile und zielgerichtete Anreizmechanismen,
urteilte Baumgartner-Gabitzer. Ganz wesentlich sei es ihrer Meinung nach, die Erzeugungspreise der Ökoenergie
an den Marktpreis heranzuführen. Weiters müsse der rechtliche Rahmen mit der Wettbewerbsfähigkeit
in Einklang gebracht und ein stabiles Ökostromgesetz erlassen werden, das zu einer effizienten Marktdurchdringung
führt. Im Namen des Verbunds schlug sie ein umfassendes Öko-Energiegesetz vor, das auch die Bereiche
Wärme und Verkehr beinhaltet, wo wesentliche Einsparungsmöglichkeiten gegeben seien. Außerdem könnte
sie sich vorstellen, im Bereich der erneuerbaren Energien ein Zertifikatesystem einzuführen, wodurch nationale
"Vorteile", z.B. mehr Wasserkraft oder mehr Sonnenstunden, ausgeglichen werden könnten.
Schließlich informierte die Rednerin noch über die strategischen Ziele des Verbundkonzerns bei den erneuerbaren
Energien, die – aufgrund der Nutzung der Wasserkraft – schon bisher das Kerngeschäft des Unternehmens darstellten.
Als Beispiel nannte sie die Diversifikation des Energie-Mixes, also die weitere Förderung von Windkraft, Photovoltaik
und Zukunftstechnologien.
Kopetz fordert "Freie Fahrt für Ökostrom"
Der Obmann des österreichischen Biomasseverbandes Heinz Kopetz plädierte dafür, die EU-Vorgaben,
die Energiereduktionsziele der Regierung sowie die angepeilte Förderung von erneuerbaren Energieträgern
konsequent umzusetzen. Dies sei nicht nur im Sinne des Klimaschutzes, sondern damit würde man auch den enormen
Preissteigerungen bei fossilen Energieträgern – allein in den letzten zwei Jahren erhöhten sich die Importkosten
für Öl, Gas und Strom um über 50 % - entgegenwirken. Es müsse vor allem gelingen, den Verbrauchszuwachs
bei Strom drastisch zu dämpfen, forderte Kopetz. Außerdem trat er für einen stärkeren Ausbau
der Wasserkraft, der Windkraft und der Biomasseproduktion ein. Bedenklich sei aus seiner Sicht, dass in Österreich
der Strom aus fossiler Energie mindestens doppelt so stark subventioniert werde wie jener aus der erneuerbaren
Energie. Wenn nämlich aus fossiler Energie Strom erzeugt wird, werde die Energieabgabe erlassen; dadurch komme
es zu einem Steuergeschenk in der Höhe von rund 300 Mill. €.
Was nun das konkrete Ökostromgesetz anlangt, so habe die Novelle im Jahr 2006 soviel Verunsicherung gebracht,
dass niemand, der ökonomisch denkt, sein Kapital in diesem Bereich mehr einsetzen wollte, gab Kopetz zu bedenken.
Es müsse zunächst klar gestellt werden, dass die Ziele im Gesetz mit den Zielen der Regierung übereinstimmen.
Außerdem sollte ein massiver Schwerpunkt in Richtung Stromsparen gesetzt werden. Das würde u.a. bedeuten
eine Reduktion der Elektroheizungen, keine Förderung von Wärmepumpen, die Umstellung der Warm-Wasser-Bereitung
auf Solartechnologie etc. Im Hinblick auf den Biomassebereich wies Kopetz darauf hin, dass in der letzten Zeit
ein Preisanstieg bei den Rohstoffen von 100 % festzustellen war. Deshalb brauche man in den nächsten Wochen
die Zustimmung zu einem Rohstoffzuschlag von etwa 5 Cent pro Kilowattstunde, forderte er. Bei der weiteren Entwicklung
im Bereich Biomasse sollte man sehr differenziert vorgehen, wobei Kopetz besondere Chancen für die kleine
Kraft-Wärme-Kopplung unter 500 KW sah. Außerdem sollten auch neue Rohstoffe erschlossen werden.
In der anschließenden Podiumsdiskussion verteidigte Walter Boltz das aktuelle Ökostromgesetz und argumentierte,
in den vier Jahren seiner Geltungszeit habe Österreich den gleichen Ökostromanteil erreicht wie Deutschland
in sechs Jahren Ökostromgesetz. Auf teilweise heftigen Widerspruch in der Zuhörerschaft stieß Boltz
mit seinen Feststellungen, die Großhandelspreise für fossile Energien würden in den nächsten
Jahren nicht drastisch steigen und das Potential sowie auch der Arbeitsplatzanteil der Fotovoltaik würden
in Österreich oft überschätzt. Tatsache war für Boltz, dass heimische Firmen nicht in der Lage
seien, in allen alternativen Energiebereichen eine international wettbewerbsfähige Technologie zur Verfügung
zu stellen und Österreich deshalb vieles aus dem Ausland importieren müsse. Ausnahmen sah er aber bei
der Biomasse, wo der Österreich-Anteil sehr groß ist. Skeptisch äußerte sich Boltz hinsichtlich
der Wahrscheinlichkeit, das Klimaschutzziel mittels Ökostrom zu erreichen. Besser wäre es seiner Einschätzung
nach, bei der Energieeffizienz anzusetzen. Wenn wir das Wachstum an Stromverbrauch nicht einbremsen können,
dann werden wir die Klimaziele nicht schaffen können, mahnte er.
Ruperta Lichtenecker (G) war sich darüber klar, dass durch den Ökostrom kurzfristig höhere Kosten
entstehen werden, der Ausbau alternativer Energien längerfristig aber erheblichen gesamtwirtschaftlichen Nutzen
bringen werde, dies vor allem durch Schaffung neuer Arbeitsplätze. Klimaschutz werde etwas kosten. Klimaschutz
nicht zu machen werde aber noch viel mehr kosten, betonte sie.
Cristina Kramer (Wirtschaftskammer) sah keinen Grund für ein neues Ökostromgesetz und wies auf die Notwendigkeit
der Kostensicherheit für diejenigen hin, die die Förderung des Ökostroms letztlich bezahlen müssen.
Wichtig war für Kramer vor allem ein effizienter Einsatz der Mittel. Den nur zögerlichen Ausbau der Alternativenergie
in den letzten Jahren führte sie nicht auf das aktuelle Gesetz zurück, sondern vielmehr auf Anrainerbeschwerden
gegen Windkraftanlagen bzw. auf die Einstellung der Förderung von Fotovoltaik durch die Bundesländer.
Stefan Hantsch ging davon aus, dass die Windenergieleistung bis 2020 verdreifacht werden könne, und zwar weniger
durch den Bau zusätzlicher Anlagen, sondern vielmehr durch Verbesserungen in der Anlagentechnik.
Heinz Kopetz rechnete im Gegensatz zu Boltz mit starken Preissteigerungen bei fossiler Energie in den nächsten
Jahren und meinte, es stelle sich nicht die Frage, wie viel Ökostrom man sich leisten könne, sondern
vielmehr wie viel fossilen Strom man bezahlen könne. Wenn wir heute in erneuerbare Energien investieren, dann
werden wir langfristig billigeren Strom haben, stand für Kopetz fest. Grundsätzlich äußerte
er seine Ansicht, wonach die Steuerzahler die fossilen Energieträger auf verschiedenste Weise finanzieren
und subventionieren.
Dieter Hornbachner war überzeugt, dass in rund zehn Jahren Fotovoltaik in Österreich billiger sein werde
als Strom aus fossiler Energie. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht gab er zu bedenken, Österreich stehe heute
vor der Wahl, Alternativenergie selbst zu produzieren oder sie langfristig teuer zu importieren. Auf diese Herausforderungen
der neuen Technologien nicht zu reagieren würde einen Verlust von Arbeitsplätzen mit sich bringen.
Ulrike Baumgartner-Gabitzer sprach ihrerseits die Notwendigkeit der Effizienz der eingesetzten Mittel an. Förderungen
sollten deshalb nicht in Technologien fließen, bei denen heute schon fraglich ist, ob sie auf Dauer Zukunft
haben werden. Österreich sollte sich bei den alternativen Energien dorthin entwickeln, wo seine Stärken
liegen, etwa im Bereich der Biomasse. Wind und Fotovoltaik hingegen sah Baumgartner-Gabitzer als eher problematisch
an. |