Hamburg (idw) - Großer Erfolg bei der Erforschung der Alzheimer-Krankheit:
Wissenschaftler des Zentrums für Molekulare Neurobiologie (ZMNH) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
(UKE) haben eine Ursache für diese Erkrankung aufgeklärt. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe um Prof. Dr.
Melitta Schachner Camartin, Institut für Biosynthese neuraler Strukturen, wurden jetzt in der renommierten
internationalen Fachzeitschrift "Molecular Psychiatry" veröffentlicht.
Mit rund einer Million unter "Alzheimer" leidender Menschen in Deutschland ist diese Krankheit die häufigste
neurodegenerative Erkrankung im Alter. Neurodegenerative Erkrankungen führen zum Absterben von Nervenzellen.
In den Gehirnen der von "Alzheimer" betroffenen Patienten wird eine große Zahl von Ablagerungen
bei Nervenzellen nachgewiesen, die hauptsächlich aus dem sogenannten A?-Peptid bestehen. Bei diesem handelt
es sich um ein kurzes Bruchstück eines größeren Proteins (Eiweißes); es entsteht, wenn dieses
Vorläuferprotein falsch abgebaut wird. Für den Zeitpunkt des Ausbruchs und den Verlauf der Krankheit
ist es bestimmend, wie viel Abeta-Peptid im Gehirn entsteht. Unbekannt ist jedoch unter anderem, inwiefern das
Abeta-Peptid zum Absterben der Nervenzellen führt. Daher bemühen sich Forscher um die Identifizierung
von Molekülen in den Nervenzellen, die das Abeta-Peptid binden, so dass dieses zur Erkrankung der Nervenzelle
beitragen kann.
Die UKE-Wissenschaftler fanden nun neue Bindungspartner für das Abeta- Peptid. Eines dieser Moleküle
ist die ATP-Synthase. Dieses Enzym konnte bisher hauptsächlich in den Mitochondrien nachgewiesen werden, wichtigen
Energielieferanten in den Zellen, deren Inaktivierung zum Zelltod führen kann. Die Forscher entdeckten aber
unerwartet, dass die ATP-Synthase auch an der Zelloberfläche vorkommt - ebenso wie das Abeta-Peptid. Daraus
ergab sich, dass die Bindung zwischen dem Abeta-Peptid und der ATP-Synthase gleich zweifach schädlich auf
die Nervenzelle wirken kann: o Da die ATP-Synthase über das Zellplasma in die Mitochondrien gelangt, kann
sie vom im Zellplasma vorhandenen Abeta-Peptid "abgefangen" werden. So kann sie ihre für die Zelle
lebenswichtige Funktion in den Mitochondrien nicht wahrnehmen; der Energiestoffwechsel der Nervenzellen wird gestört.
o Experimentell wurde nachgewiesen, dass die Inaktivierung der ATP-Synthase durch das Abeta-Peptid an der Zelloberfläche
zu einer schwächeren Synapsentätigkeit führt: Die sogenannte Langzeit- Potenzierung, ein Nachweisverfahren
für die Gedächtnisleistung, wird unterdrückt.
Ließe sich verhindern, dass das Abeta-Peptid an die ATP-Synthase bindet, könnte ein weiterer Weg gefunden
werden, um das Auftreten der Alzheimer-Krankheit zu verhindern oder zumindest zu verzögern. |