ChemikerInnen der Technischen Universität (TU) Wien erarbeiten mit dem ARC Seibersdorf, um
den Dopingsündern auf die Spur zu kommen.
Wien (tu) - "Mit der MALDI-Massenspektrometrie, ein Verfahren, das zur zerstörungsfreien
Desorption/Ionisierung von großen Molekülen, insbesondere Biopolymeren eingesetzt wird, vergleichen
wir die täuschend ähnliche, 'humanisierte' Form von EPO mit der körpereigenen Substanz. Die zwei
Proben unterscheiden sich entweder im Aufbau der Aminosäureketten und/oder der dazugehörigen Zuckerketten.
Je nachdem welche Struktur diese Zuckerketten haben und an welcher Stelle sie gebunden sind, erkennen wir ob es
sich um natürliches oder biosynthetisches EPO handelt", erläutert Professor Günter Allmaier
vom Institut für Chemische Technologien und Analytik der TU Wien.
Bisherige Methoden, wie beispielsweise die isoelektrische Fokussierung, weisen mehrere Schwächen auf. Zunächst
benötigt man bis zum Erhalt des Testergebnisses zwischen zwei und drei Tage. Die Methode gilt darüber
hinaus als schwer automatisierbar und basiert auf Antikörpern, die EPO im Urin zwar nachweisen können,
aber mitunter zu wenig spezifisch sind und die Struktur nicht genau genug detektieren. Allmaier und seine MitarbeiterInnen
konzentrieren sich nun auf die Suche nach geeigneten Analysenstrategien, die rekombinantes EPO direkt im Urin nachweisen
können. Eine "Lab-on-Chip-Technologie" soll mit der laserbasierenden Flugzeitmassenspektrometrie
verbunden werden. Nach anschließender Testphase rechnet Allmaier, dass das Verfahren etwa 2009 zur Patentreife
gelangen könnte und eine wertvolle Unterstützung im Anti-Dopingkampf liefern würde. Allmaier: "Der
wesentlichste Punkt an unserer Strategie ist, dass wir ein Verfahren entwickeln, mit dem das EPO-Molekül selbst
nachgewiesen wird. Alle anderen Vorgehensweisen waren bisher indirekt."
EPO-Präparate erhöhen die Produktion von roten Blutkörperchen, die ihrerseits wiederum mehr Sauerstoff
im Blut transportieren. Der Organismus wird dadurch leistungsfähiger. Aus diesem Grund wurde EPO bereits seit
Ende der 80iger Jahre als Dopingmittel vor allem in Ausdauersportarten wie dem Radsport missbraucht. Für die
innovativste Publikation im Zeitraum 2005 bis 2006 in der Zeitschrift "Rapid
Communications in Mass Spectrometry" erhielt Günter Allmaier jüngst auch den John Beynon Prize Award
2007. Diese Arbeit warzugleich der Startpunkt einer intensiven Kooperation mit Dr. Reichel vom Dopingkontrolllabor
des ARC Seibersdorf. |