Außenministerin Plassnik auf offiziellem Arbeitsbesuch in Ungarn
Budapest (bmeia) - "Ungarn ist ein guter Freund und Nachbar, mit dem uns eine besonders enge
und solide Partnerschaft verbindet. Zwischen uns besteht ein dichtes und belastbares Netz an Verbindungslinien
- wirtschaftlich, politisch, kulturell und menschlich", erklärte Außenministerin Ursula Plassnik
am 11.10. anlässlich ihres offiziellen Arbeitsbesuchs in Ungarn. Plassnik traf in Budapest mit ihrer Amtskollegin
Kinga Göncz, Premierminister Ferenc Gyurcsány und Staatspräsidenten László Sólyom
zusammen. Am Rande der politischen Gespräche eröffnete sie gemeinsam mit Staatssekretär Karoly Manherz
die Ausstellung von Friedensreich Hundertwasser im Museum der Schönen Künste.
Gegenstand der Gespräche war die Vorbereitung der zweiten gemeinsamen ungarisch-österreichischen Regierungssitzung,
die Schengen-Erweiterung und bilaterale Fragen. Erörtert wurden darüber hinaus der EU-Reformvertrag und
die Entwicklung im Westbalkan. "Wir sind zwei mittelgroße EU-Staaten mit viel Potential. Die gemeinsame
Regierungssitzung am 29. November wird nicht nur Gelegenheit sein, gemeinsame Vorhaben zu behandeln, sondern auch
unsere Verbundenheit sowie die Dichte und Dynamik unserer Beziehungen deutlich zu machen."
"Ich weiß, wie wichtig die Schengenerweiterung für die Ungarinnen und Ungarn ist. Eine erfolgreiche
Erweiterung des Schengenraums ist auch im österreichischen Interesse. Unser gemeinsames Ziel ist die Überwindung
der Grenzen mit den Nachbarn. Mit dem Wegfall der Schengengrenze wird unsere europäische Nachbarschaft eine
neue, lange für unmöglich gehaltene Dimension erhalten. Wir wollen diesen gemeinsamen Raum der Freiheit,
der Sicherheit und des Rechts mit unseren direkten Nachbarn - im Interesse unserer Bürger und unserer gemeinsamen
Sicherheit", so die Außenministerin, die fortfuhr: "Ich zähle darauf, dass wir unsere ungarischen
Partner noch heuer als Schengen-Partner begrüßen können."
Plassnik verwies in diesem Zusammenhang auch auf die heutige Unterzeichnung vier bilateraler Übereinkommen
durch die Innenminister Ungarns und Österreichs, Albert Takacs und Günther Platter, am Grenzübergang
Nickelsdorf - Hegyeshalom: "Wir haben die beeindruckende Bemühungen unserer Nachbarn in der Schengen-Vorbereitung
konsequent unterstützt. Die heutigen Abkommen sind ein weiterer Beweis, für unsere enge, partnerschaftliche
Zusammenarbeit in diesem Bereich. Sie enthalten ganz praktische Maßnahmen für die verstärkte Zusammenarbeit
für die Zeit vor und nach Aufhebung der Grenzkontrollen."
"Ich bin auch stolz auf unsere immer engere Kooperation im konsularischen Bereich. Sie ist ein greifbares
und innovatives Beispiel erfolgreicher Nachbarschaft. Mit den gemeinsamen Visastellen in Chisinau und Podgorica
haben wir eine Pionierrolle in der EU, die rasch Schule machen wird. Es gibt auch schon konkrete Überlegungen
für weitere gemeinsame Projekte in anderen Drittländern. Nach der Schengenerweiterung werden wir das
Potential unserer Zusammenarbeit voll ausschöpfen können", unterstrich Plassnik.
Die Außenministerin hob in ihren Gesprächen auch den heutigen Vorschlag von Bundesminister Martin Bartenstein
hervor, ab Anfang 2008 für 50 Berufsgruppen die Quoten abzuschaffen und damit den österreichischen Arbeitsmarkt
substanziell für ausländische Fachkräfte zu öffnen. "Das ist ein sensibles Thema für
alle Seiten, gerade auch für unsere ungarischen Nachbarn und Freunde. Hier ist ein verantwortungsbewusstes
Herangehen mit Augenmaß notwendig. Gefordert ist eine Politik auf Basis von präzisen Fakten - so wie
sie Kollege Bartenstein durchführt. Damit setzen wir unsere umsichtige auf die Bedürfnisse des österreichischen
Arbeitsmarkts abgestellte Öffnungspolitik gezielt fort", so Plassnik.
"Es ist nur natürlich, dass unsere große Nähe auch den einen oder anderen Reibungspunkt mit
sich bringt. Wir dürfen uns aber nicht den Blick für das Gesamtbild verstellen. Unsere gewachsene und
enge Freundschaft ist nicht so leicht zu erschüttern", ging Plassnik auf die öffentlichen Diskussionen
der vergangenen Wochen ein.
Auf die laufende Debatte rund um die Übernahmeofferte von OMV für MOL angesprochen, plädierte Plassnik
für mehr Sachlichkeit und eine Entemotionalisierung der Debatte. "Es wäre sicherlich von Vorteil,
wenn es den Energieunternehmen unserer Länder, vielleicht auch im Verbund mit unseren Nachbarn, gelingt, ihre
Kräfte zu bündeln. Das entspricht einer gesamteuropäischen Tendenz. Es handelt sich dabei aber um
Entscheidungen, die Sache der betroffenen Unternehmen ist, ohne staatliche Einmischung. Wir wollen nicht Ängste
fördern, sondern Vertrauen bilden. Das ist die Zukunft." |