Brüssel (cor.europe) - Die Mitglieder des Ausschusses der Regionen (AdR)
haben am 11.10. die von Bernd Vögerle vorbereitete Stellungnahme zu den Vorschlägen der Europäischen
Kommission für die Energiepolitik verabschiedet. Sie fordern einen verantwortungsbewussten Umgang mit Energie.
Um die Energie-Unabhängigkeit der Union zu gewährleisten und eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen,
müssen jetzt nicht nur Vorschläge gemacht, sondern die Ausrichtung der konkreten Entscheidungen über
einzelne Energieträger konkret beeinflusst werden.
"Die Zeit ist knapp. Wir können nicht darauf warten, dass die Energiekonzerne auf die Politik vor der
Liberalisierung zurückkommen und in den Ausbau von Kraftwerken und Netzinfrastruktur zu investieren. Die Kommission
muss klare Anreize geben. Die öffentliche Hand muss die Energieeffizienz gezielt fördern." Für
den Österreicher Bernd Vögerle, Bürgermeister von Gerasdorf bei Wien (SPE), ist die Verbindung zwischen
Energiekosten und den negativen Auswirkungen auf die Umwelt, vor allem auf das Weltklima schon zu lange bekannt,
als dass man noch zögern könnte bei der Entwicklung einer wirklich effizienten und ökonomischen
europäische Energiepolitik. Diese Politik muss an den Interessen alle wirtschaftlichen und politischen Akteure
ausgerichtet sein, und die Anstrengungen auf lokaler und nationaler Ebene einbeziehen.
Fast 80% der CO2-Emissionen in Europa stammen aus der Energieerzeugung. Die Stellungnahme des Ausschusses der Regionen
zeigt, wie wichtig daher das Energiepaket der Europäischen Kommission ist. Die verschiedenen Ölschocks
und die hohen Energiepreise haben zu einer Anpassungs- und Aktualisierungspolitik im Rahmen des Binnenmarktes geführt.
Aber der Berichterstatter unterstreicht auch, dass die gewählten Vertreter vor Ort häufig nichts von
den angekündigten Preissenkungen oder dem Aufbrechender der historischen Monopole merken. Die Verbesserung
der Gas- und Stromversorgung könne somit langfristig gefährdet werden. Auf der anderen Seite treffe die
Preisentwicklung die schwächeren Bevölkerungsschichten hart. Es sei daher Aufgabe der lokalen Politiker,
diese "sozialen Schieflage" zu beseitigen.
Für Bernd Vögerle ist die Energie somit wie eine Art Büchse der Pandora: Wir müssen gleichzeitig
die Verschwendung bekämpfen und eine global wirksame Energiepolitik vorantreiben, bei der rasch auf neue Technologien
umgestellt wird (wie z.B. die Biokraftstoffe in der EU oder in Drittstaaten) und nicht zu viel Zeit verloren geht
für Maßnahmen, die langfristig wenig umweltverträglich sind wie z.B. die Kohlendioxidsequestrierung.
Der AdR fordert daher das Recht für seine Mitglieder, eine Politik zu machen, die auf ihren konkreten Erfahrungen
beruht. Die Anstrengungen der lokalen Gebietskörperschaften, beim Bau von vorbildlichen öffentlichen
Gebäuden, bei der Gestaltung einer ökologischen Verkehrspolitik sowie einer umweltfreundlichen Politik
der territorialen Entwicklung müssen unterstützt werden. Der Ausschuss der Regionen bekräftigt,
dass erneuerbare Energieträger besser gefördert werden müssen - über effiziente Anreize oder
Dienste und öffentliche Aufträge, die entsprechend ausgerichtet sind. Diese Förderung muss einhergehen
mit klaren Bewertungskriterien, so dass die Vor- und Nachteile von Verfahren wie zum Beispiel der gekoppelten Erzeugung
von Strom und Wärme/Kälte berücksichtigt werden können.
Voraussetzung für den Kampf gegen die Energieverschwendung ist daher für die Mitglieder des Ausschusses
der Regionen eine konkrete Politik vor Ort und Gesetze, die verbindliche Ziele wie die Einsparung von 20% der Energie
in der EU bis zum Jahr 2020 und nicht einfach nur unverbindliche Richtwerte festlegen. Die Qualität gesetzlicher
Regelungen sollte auch anhand der Menge an erneuerbarer Energie gemessen werden, die in der EU selbst erzeugt wird.
Es wäre eine verpasste Chance, wenn Europa sich bei der Energiewende ausschließlich von importierter
erneuerbarer Energie abhängig machen würde. |