Neuerlich Auszeichnung für einen Innsbrucker Nachwuchsphysiker
Innsbruck (universität) - Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) verleiht
heute, Freitag, den Felix Kuschenitz-Preis an den Tiroler Physiker Dr. Wolfgang Dür. Der Theoretiker forscht
am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) und hat richtungsweisende Beiträge zur Theorie
der Quanteninformationsverarbeitung geleistet.
Die quantenmechanische Verschränkung, ein bereits von Erwin Schrödinger geprägter Begriff, wird
heute als wichtiges Mittel (sozusagen als „Treibstoff“) für zukünftige Anwendungen der Quanteninformationstechnologie
verstanden. Die theoretische Beschreibung dieser Verschränkung als Ressource stellt jedoch ein hartnäckiges
und konzeptionell sehr anspruchsvolles Problem dar. Wolfgang Dür hat zu dieser Frage mehrere entscheidende
und zum Teil richtungsweisende Beiträge geliefert. Diese umfassen unter anderem die Entdeckung unterschiedlicher
Arten von Verschränkung von dreien und mehreren Teilchen, die Entwicklung verschiedener Methoden zur Gewinnung
von Verschränkung sowie ihre Anwendung im Bereich der Quanteninformation und dem Quantencomputer. Er löste
aber auch ein weiteres Problem, das vor allem für die Quantenkommunikation von Bedeutung ist. Im Unterschied
zu klassischen Signalen kann Quanteninformation – etwa in Form von Polarisationszuständen einzelner Lichtteilchen
– nicht verstärkt werden, ohne dass dabei wesentliche Quanteneigenschaften verloren gehen. Das von Wolfgang
Dür und Kollegen vorgeschlagene Schema eines Quantenrepeaters löst dieses Problem und hat den Weg für
künftige Anwendungen geöffnet, insbesondere im Bereich der Quantenkommunikation über große
Entfernungen.
Erfolgreicher Nachwuchswissenschaftler
„Wolfgang Dür hat sich diese Auszeichnung durch eine Reihe von herausragenden, international anerkannten
Arbeiten auf dem Gebiet der Quanteninformation verdient“, erklärt sein Mentor, Prof. Hans Briegel, einer der
wissenschaftlichen Direktoren am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation. „Dür ist ein überaus
produktiver junger Wissenschaftler, dessen Arbeiten insgesamt bereits über 1.950 Mal zitiert wurden, was in
seinem Alter eine außergewöhnliche Leistung ist.“ Wolfgang Dür wurde 1973 in Innsbruck geboren.
Er absolvierte an der Universität Innsbruck das Physikstudium und die Lehramtstudien für Physik und Mathematik.
2001 promovierte er unter den Auspizien des Bundespräsidenten und wechselte als Marie-Curie-Stipendiat in
die Arbeitsgruppe von Prof. Hans Briegel in München. Seit 2005 forscht Dür am Institut für Quantenoptik
und Quanteninformation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Innsbruck. Wolfgang Dür ist
verheiratet und Vater von zwei Kindern. Wenn ihm die Familie Zeit lässt verbringt er seine Freizeit gerne
in den heimischen Bergen oder auf Reisen in die Ferne.
Der Felix Kuschenitz-Preis wurden 1940 gestiftet und wird seit 1959 alle zwei Jahre verliehen. Stifter war der
1868 in Wien geborene Fabrikdirektor Felix Kuschenitz, der Direktor der Volksopernbetriebsgesellschaft und Mitglied
von deren Verwaltungsrat war. Er war Träger des Ritterkreuzes des Franz Josephs-Ordens und starb 1936 in Wien.
Der mit 3.700 Euro dotierte Preis wird für selbstständige chemische und physikalische Forschung verliehen.
Frühere Preisträger waren Ignacio Cirac, Christoph Kratky, Roman Sexl und Helmut Rauch. |