Bartenstein: Arbeitsmarkt behutsam und bedarfsorientiert öffnen  

erstellt am
11. 10. 07

Fachkräfteverordnung 2008 geht heute in Begutachtung - Klare Priorität für Ausbildung und Qualifikationsmaßnahmen im Inland
Wien (bmwa) - "Die Ausbildung von Fachkräften im Inland hat mit großem Vorsprung Priorität, aber wo ein Mangel besteht, muss man den Arbeitsmarkt dem Bedarf entsprechend, behutsam und schrittweise öffnen. Mit der ersten Fachkräfteverordnung, die seit Mai in Kraft ist und drei Berufe umfasst, haben wir einen wichtigen Schritt gesetzt. Heute geht eine neue Verordnung in Begutachtung, die mit 1. Jänner 2008 in Kraft tritt, 50 Mangelberufe umfasst", erklärte Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein am 11.10. bei einer Pressekonferenz.

Das günstige konjunkturelle Umfeld 2006 und 2007 habe schneller als erwartet zu einem Mangel an Fachkräften geführt. „Fachkräftemangel ist kein österreichisches, sondern jedenfalls ein europaweites Phänomen und nicht auf die alten EU-Mitgliedsstaaten beschränkt. Es gibt in Deutschland Studien, wonach der Fachkräftemangel bis zu einem Prozent an Wirtschaftsleistung kosten könne."

Einen ausdrücklichen Dank richtete der Minister an Arbeiterkammer und ÖGB, die sich zur schrittweisen Öffnung bekennen. „Sie sind hier ein gutes Stück über ihren eigene Schatten gesprungen", so Bartenstein. Die Sozialpartner haben vor wenigen Tagen ein Papier vorgelegt, in dem vor allem zur Jugendbeschäftigung und zu Fachkräften "viel Wichtiges und Richtiges" enthalten sei.

Weiterhin schrittweise Öffnung des Arbeitsmarktes
Bartenstein erinnerte daran, dass ein konjunkturelles Klimahoch seit nunmehr bereits 19 Monaten zu sinkenden Arbeitslosenzahlen führt und Österreich mit einer Arbeitslosenquote von 4,2 Prozent nach Eurostat im europäischen Spitzenfeld liegt. Jetzt gehe es darum, diese Position zu sichern, indem der Weg, der mit dem Hereinholen von Pflegern, Schlüsselkräften, Forschern und Fachkräften in drei Berufen Schweißer, Dreher und Fräser begonnen wurde, fortgesetzt wird.

"Wir haben drei Maßnahmenfelder definiert, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten", betonte Bartenstein. Höchste Priorität habe dabei die Ausbildung der Jugendlichen zu Fachkräften, gefolgt von einer Qualifizierungsoffensive des AMS für Erwachsene und am dritten Platz schließlich die Anstellung von Fachkräften aus dem Ausland.

Für Jugendliche sei ein Jugendbeschäftigungspaket geschnürt worden, das die bestens bewährte duale Ausbildung in Unternehmen und Berufsschule durch Lehrlingsausbildungsprämien und den "Blum-Bonus" unterstützt. Dieser habe den Rückgang der Lehrstellen (2000 bis 2004: -6 Prozent) in einen Zuwachs von +6 Prozent gedreht und werde sicherlich in einer weiter optimierten und modifizierten Form beibehalten.

Mit der Qualifizierungsoffensive des AMS, so der Minister weiter, werden die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen der Bundesregierung erfolgreich umgesetzt und die zusätzlich bereitgestellten Mittel optimal verwendet. Das AMS-"Projekt 10.000" umfasse die Qualifizierung von mehr als 10.000 Personen (eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr) zu Metallfachkräften bis Mitte 2008. Die von den Sozialpartnern vorgeschlagene nochmalige Verdoppelung auf 20.000 Fachkräfte hält Bartenstein für „machbar" und finde seine Unterstützung. „Wir sind mit dem AMS in Gesprächen, um das auf Schiene zu bringen."

An dritter Stelle in der Prioritätenliste stünden Fachkräfte aus dem Ausland. Seit 1. Mai ist eine Fachkräfteverordnung in Kraft, die für 2007 ein Kontingent von insgesamt 800 Drehern, Schweißern und Fräsern mit einer Beschäftigungsdauer von höchstens 50 Wochen vorsieht. Insgesamt sind bisher 355 Beschäftigungsbewilligungen – zum Großteil für Schweißer - erteilt worden. Außerhalb dieser Quote seien in den regionalen Beiräten 174 Bewilligungen erteilt worden.

Die Fachkräfteverordnung für 2008
Das AMS hat mit Ende September dem Regierungsauftrag entsprechend den Bedarf an Fachkräften erhoben und dem Minister als Grundlage für eine neue Verordnung vorgelegt. „Daraus ergibt sich ein zusätzlicher Bedarf in einer Größenordnung von zumindest 6.000 bis 7.000 Fachkräften", so Bartenstein.

„Die neue Fachkräfteverordnung für 2008 sieht eine Ausweitung der Berufe von derzeit drei auf 50 vor", kündigt der Wirtschaftsminister an. Entscheidend für die Definition eines Mangelberufs ist die sogenannte Stellenandrangsziffer von kleiner/gleich 1,5. „Wenn in einem bestimmten Beruf also auf eine Stelle weniger oder gleich 1,5 Arbeitssuchende kommen, so besteht Fachkräftemangel. Ich folge hier klar den Vorschlägen der Sozialpartner", so Bartenstein.

Vorzunehmen ist eine Einzelfallprüfung und ein Ersatzkraftverfahren in der zuständigen AMS-Landesgeschäftsstelle. "Die maximale Beschäftigungsdauer wird von bislang 50 auf 52 Wochen angehoben, damit erwirbt die Fachkraft nach einem Jahr Arbeitnehmer-Freizügigkeit", so Bartenstein.

Bartenstein betonte, dass mit diesem Verordnungsentwurf die inhaltlichen Vorschläge der Sozialpartner umgesetzt seien und die Unternehmen jetzt schon mit der Suche nach Fachkräften beginnen könnten.

Für die Zeit ab 2009 ist Bartenstein schon jetzt in Gesprächen mit der Europäischen Kommission, um einen Konsens mit Kommissar Vladimir Spidla zu erreichen. Vorstellbar sei für Bartenstein aus heutiger Sicht eine völlige Öffnung des Arbeitsmarktes für Fachkräfte und Akademiker, sofern die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt so günstig bleiben. Schutz für gering qualifizierte Arbeitskräfte solle unterdessen bis 2011 bestehen bleiben.

Die Liste der Mangelberufe:

  • Maurer/innen
  • Stukkateur(e)innen
  • Zimmer(er)innen
  • Betonbauer/innen
  • Pflaster(er)innen
  • Sonstige Tiefbauer/innen
  • Dachdecker/innen
  • Platten-, Fliesenleger/innen
  • Sonstige Bodenleger/innen
  • Lackierer/innen
  • Glaser/innen
  • Huf- und Wagenschmied(e)innen
  • Sonstige Eisen- und Stahlschmied(e)innen
  • Bau-, Blech-, Konstruktionsschlosser/innen
  • Maschinenschlosser/innen
  • Landmaschinenbauer/innen
  • Sonstige Schlosser/innen
  • Werkzeug-, Schnitt- und Stanzenmacher/innen
  • Dreher/innen
  • Fräser/innen
  • Bauspengler/innen
  • Sonstige Spengler/innen
  • Rohrinstallateur(e)innen, -monteur(e)innen
  • Schweißer/innen, Schneidbrenner/innen
  • Kraftfahrzeugmechaniker/innen
  • Sonstige Grobmechaniker/innen
  • Augenoptiker/innen
  • Elektroinstallateur(e)innen, -monteur(e)innen
  • Bautischler/innen
  • Bau- und Möbeltischler/innen
  • Sonstige Gummiarbeiter/innen
  • Fleischer/innen
  • Kranführer/innen, Aufzugsmaschinist(en)innen
  • Öler/innen, Schmierer/innen und verwandte Berufe
  • Lokomotivführer/innen, -heizer/innen
  • Flugsicherungs-, andere Luftverkehrsberufe
  • Gaststättenköch(e)innen
  • Techniker/innen mit höherer Ausbildung (Ing.) für Bauwesen
  • Diplomingenieur(e)innen für Maschinenbau.
  • Techniker/innen mit höherer Ausbildung (Ing.) für Maschinenbau
  • Sonstige Techniker/innen für Maschinenbau
  • Techniker/innen mit höherer Ausbildung (Ing.) für Starkstromtechnik
  • Sonstige Techniker/innen für Starkstromtechnik
  • Techniker/innen mit höherer Ausbildung (Ing.) für Feuerungs- und Gastechnik
  • Sonstige Techniker/innen für Feuerungs- und Gastechnik
  • Sonstige Techniker/innen für Wirtschaftswesen
  • Diplomingenieur(e)innen für Datenverarbeitung
  • Techniker/innen mit höherer Ausbildung (Ing.) für Datenverarbeitung
  • Techniker/innen mit höherer Ausbildung (Ing.), soweit nicht anderweitig eingeordnet
  • Sonstige Techniker/innen, soweit nicht anderweitig eingeordnet
 
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